Geocaching
So macht Geocaching Kindern Spass
Geocaching lockt Frischluftmuffel ins Freie und weckt den Entdeckergeist. Für unsere Autorin steht fest: Diese Schatzsuche ist ein Hobby für die ganze Familie mit Such(t)potenzial.
Geocaching ist eine moderne Schnitzeljagd: Mithilfe von Koordinaten lassen sich das ganze Jahr über Schätze in unterschiedlichen Grössen aufspüren. Es kann bei jedem Wetter und überall auf der Welt betrieben werden. Es ist das perfekte Programm, um träge Stubenhocker* innen in abenteuerlustige Schatzsucher* innen zu verwandeln. Es braucht dazu lediglich die richtige App.
Wir haben dieses Vergnügen für uns entdeckt, als wir unsere kleinere Tochter noch im Kinderwagen durch die Gegend schoben. Damals in Berlin zu Hause, suchten wir etwas, das uns motivierte, wenigstens einmal pro Tag rauszugehen. Es war Winter, bitterkalt und bereits um 16 Uhr dunkel. Dank unserem neuen Hobby wurde der tägliche Spaziergang zum Highlight. Sobald wir im Suchmodus unterwegs waren, nahmen wir auch andere interessante Dinge wie Denkmäler, Läden, Bauten oder nette Cafés wahr und lernten Winkel in Berlin kennen, die wir im Vorbeigehen niemals entdeckt hätten.
Mittlerweile ist das über sechs Jahre her. Geblieben ist unsere Passion für das Geocachen. Egal wo wir sind, die Kinder fragen oft als Erstes, ob ich auf dem Handy schauen könnte, wo die nächsten Geocaches versteckt seien.
Heute, zurück in der Schweiz, verbinden wir Geocachen meistens mit einem Spaziergang in der Natur oder einer Wanderung in den Bergen. Und dies bei jedem Wetter. Wir haben im Schnee nach Geocaches gegraben, bei Kälte und Nässe öffentliche Briefkästen untersucht, hinter Laternen nach Hinweisen gefummelt oder auf dem Bauch liegend in einen Gullideckel gespäht. Wir liessen auch schon die Kinder einmal um den Block ziehen, während wir im Restaurant aufs Essen warteten. Dank der über 37 000 in der Schweiz versteckten Schätze lässt sich tatsächlich immer und überall ein Geocache aufspüren. Weltweit gibt es sogar über drei Millionen davon in 191 Ländern.
Ein origineller Name
Als Erstes lädt man die Geocaching-App aufs Smartphone und erstellt ein Benutzerkonto. Am besten macht man das zu Hause an der Wärme und nicht erst im Wald, wenn der Empfang weniger optimal ist. Zuvor überlegt man sich schon mal einen originellen Schatzsucher-Namen. Wir nennen uns die Spuckers, eine Zusammensetzung aus unseren Nachnamen.
Die App lässt sich gratis oder in einer Bezahlversion nutzen: Die Jahresmitgliedschaft kostet 29 Franken und ermöglicht Zugang zu Multi-Caches. Diese enthalten Wanderungen, Spaziergänge, Schnitzeljagden, Zahlen- und Buchstabenrätsel. Der Vorteil ist, dass man damit einem in sich geschlossenen Spiel folgen kann. Auf Städtetrips kann man virtuelle Caches in Form von Geister-Symbolen nutzen. Sie zeigen den Suchenden die Stadt. Mit der kostenlosen App entdeckt man aber auch schon ganz viel.
Bevor man loszieht, sollte man gut packen: Kugelschreiber, Säckchen mit Tauschgegenständen (am besten pro Person eines), Akkuladegerät, Stirnlampe, je nach Saison Zeckenschutz und Verpflegung. Wer hat, kann ein Navigationsgerät mitnehmen (ist aber nicht zwingend).
Unterwegs wird man durch die App zu den Schätzen in der Umgebung navigiert. Erstaunlich, wie viele Caches sich an Orten tummeln, an denen man jeden Tag vorbeikommt! Beim Geocachen kann man sich fortbewegen, wie man möchte – mit dem Velo, wandernd oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ha, ein Fund!
Ist der Geocache gefunden, kann man ihn in der App loggen. (Das heisst nichts anderes, als dass man ihn gefunden hat.) Wer will, ergänzt den Suchtipp mit einem Kommentar oder einem Kompliment. Im Cache selbst findet man das Logbuch in Form eines klitzekleinen Büchleins oder einer Papierrolle, wo man mit seinem Schatzsucher-Namen das Datum eintragen kann. Geocaches gibt es in unterschiedlichen Grössen: Von Mikro bis zu solchen, die in einer Box versteckt sind. Das sind die Makros, die die Kinder am liebsten mögen, weil sie den Tausch von Gegenständen erlauben. Aber aufgepasst: Der Tausch muss fair sein. Sprich: Die getauschten Gegenstände sollen gleichwertig sein. Es ist unsportlich, eine Figur gegen einen Stein, eine Nuss oder gar einen Bierdeckel zu tauschen.
Das ist der Geocaching-Ablauf:
1. App runterladen («Geocaching®» von Groundspeak Inc.)
2. Einen Cache auswählen
3. Navigieren
4. Suchen und finden
5. In der App loggen und sich im Logbuch eintragen
6. Je nach Grösse des Caches: Gegenstände tauschen
7. Den Cache wieder gut verstecken
8. Und weiter gehts…
Mehr Infos: ➺ geocaching.com (international) oder ➺ geocache.ch (Schweiz)
Perspektivenwechsel gefragt
Caches gibt es in allen Formen: einfach, knifflig, urban, ländlich, im Wasser, am Strand oder in den Bergen. Der GeocachingFantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Das Handy oder das GPS-Gerät führt die Suchenden ziemlich genau an das Versteck heran, dennoch ist scharfer Beobachtungssinn und Intuition gefragt. Meist finden sie sich an Orten, wo man sie nicht erwarten würde. Wo würde man selbst am ehesten einen Schatz verstecken? Tasten sowie unübliche Blickwinkel einzunehmen kann sehr hilfreich sein. Die Geocaches sind zum Teil mit Magneten an Stangen angebracht, zwischen den Ästen eines Baums oder zwischen einer Wurzel versteckt, unter einer Brücke befestigt oder sie treiben fixiert in einem Bach.
Das Aufspüren fordert helle Köpfe und Körpereinsatz. Also lieber angepasste Kleidung tragen, die notfalls schmutzig werden darf. Manchmal kann die Perspektive einer Fünfjährigen Gold wert sein, das scharfe Denken einer Zehnjährigen zum richtigen Versteck führen oder die langen Arme eines Erwachsenen zielführend sein. Zusammenarbeit ist gefragt und die geteilte Freude über den gefundenen Schatz ist einfach unbezahlbar. Unserer Meinung nach ist es das Schönste, draussen in der Natur gemeinsam etwas zu erleben. Nebenwirkungen: Geocaching ist ansteckend und macht süchtig.
Wer mit der Gratis-App unterwegs ist, findet nur die freigegebenen Geocaches. Die grauen, kostenpflichtigen Pro Geocaches sind aber ebenfalls auf der Karte eingezeichnet und mit einigem Geschick und Schatzsucher-Instinkt kann man sie ebenfalls entdecken. Das ist dann die Königsdisziplin. Es kann passieren, dass man einen Geocache einfach nicht aufspürt. Bitte nicht verzweifeln. Es gibt in der App die Option Hinweis. Da findet man ein paar nützliche Tipps, die bei der Suche helfen.
Unsichtbar bleiben
Es ist Ehrensache, unterwegs die Natur zu respektieren und keinen Abfall zu hinterlassen. Im Englischen wird unter den Schatzsuchenden der Begriff CITO für «Cache In Trash Out» verwendet. Damit ist gemeint, dass man auf seiner Suche am besten gleich den fremden Müll einsammelt, auf den man beim Suchen stösst. Eine supergute Idee, oder nicht?
Der Begriff «Muggel» ist ein Insider-Begriff unter Geocacher* innen und bezeichnet Leute, die nicht ins Spiel involviert sind oder die bei der Suche stören könnten. Der Begriff stammt aus «Harry Potter», wo Muggels die normalen Menschen sind, die keine Zauberkräfte haben und nichts von der Zauberei wissen. Als Geocacher* in tritt man automatisch einer Art Geheimbund bei und gibt die Verstecke nicht einfach so preis. Also ruhig mal stehen bleiben und verharren, bis sich vorbeiziehende Muggels in Luft aufgelöst haben.
Nach dem Studium der Visuellen Kommunikation in Luzern machte Claudia Jucker einen Abstecher in die Filmbranche und folgte dann, als sie Mutter wurde, ihrer Leidenschaft fürs Schreiben und Gestalten. Heute arbeitet sie als freie Journalistin und Content Creator für Print- und Onlinemedien mit Fokus Reisen, Familie und Lifestyle. Wenn sie nicht schreibt, badet sie im Wald, streichelt Ponys oder schmökert durch Magazine. Sie lebt mit Mann und Kindern in Zürich. claudiajucker.com