Blog
Bin ich total durchgeknallt?

zvg
Lust auf mehr? Folgen Sie «wir eltern» auf Facebook!
Im Web sammelt gerade ein Film-Trailer Klicks. Es handelt sich um die Neuverfilmung des Stephen King Klassikers «IT» (zu deutsch: Es). Darin nimmt das böse Es die Gestalt des Clowns Pennywise an und ermordet Kinder. So in die Richtung. Ich habe den Horrorfilm nie gesehen, warum könnt ihr hier nachlesen. Nein, bereits Clowns finde ich nicht besonders freundlich, aber es kommt noch schlimmer: Ich habe Angst vor Ballonen. Das trifft sich ja eigentlich hervorragend, denn nicht selten können die hässlichsten Partyclowns auch noch Ballone zu irgendwelchen Tieren formen, auch kommt keine Kindergeburtstagsparty ohne Ballone aus.
Ich weiss nicht, woher meine Angst vor Ballonen rührt. Vielleicht gabs mal ein traumatisches Erlebnis in meiner Kindheit, das mit einem Knall verbunden war – das würde auch erklären, warum ich schlecht höre; allerdings nicht warum auf beiden Ohren. Jedenfalls suchte ich schnell das Weite, wenn es darum ging, Ballone kaputtzutreten. Selbst wenn dem Gewinner ein Geschenk winkte. Aufblasen und herumtschutten ging draussen knapp noch, mehr aber nicht.
Lange war das kein Problem. Ab einem gewissen Alter hat man als Junggeselle ja nicht mehr so viel mit Ballonen zu tun. Bei den Geburtstagsfeiern meines Stiefsohns habe ich ein paar Mal gut den Ballonen ausweichen können. Aber jetzt wird meine Tochter bald drei und es kommen harte Zeiten auf mich zu, ob ich will oder nicht. Kürzlich hatten wir einen monströsen Ballon vom Cousin meiner Tochter geerbt. Ein blaues Ungeheuer, übergross. Ich musste es auf den Balkon verbannen, wo ich mit Genugtuung beobachten konnte, wie er langsam vor sich hin schrumpelte und schrumpfte.
Angst ist vielleicht auch übertrieben, ich fühle mich einfach unwohl in der Nähe eines Ballons. Wahrscheinlich behagt mir dieses Explosive nicht; wie er von ungeschickten Kinderhänden malträtiert sich mit einem Knall verflüchtigt. Zwar erschrickt man nur kurz, aber sind Ballone da, warte ich immerzu mit Schrecken auf jenen Moment, der manchmal kommt, manchmal nicht, meistens aber früher oder später – Peng! – schon.
Ist das schlimm? Natürlich nicht. Manchmal kommt es mir ein wenig so vor, als wolle sich meine Psyche über mich mokieren: «Na, denkst wohl, du bist erwachsen, was? Geld verdienen, Steuern zahlen, über Politik reden und so. Komm, ich hab dir da was, das dich wieder wie ein kleines Kind fühlen lässt. Ist doch toll. Endlich mal wieder etwas, das du nicht unter Kontrolle hast.» Ja, danke, Psyche.
Das könnte Sie auch noch interessieren:
Will ich Kinder oder nicht? Gründe dagegen gibt es viele, wie unsere Autorin Anna Miller schreibt. Eine Auswahl der Einwände gegen das Elternwerden finden Sie in der Galerie. Den ganzen Artikel mit 55 Gründen, warum Elternwerden ein schlechter Deal ist, gibt's hier.










Reto Hunziker ist 1981 im Aargau geboren, aber das muss noch nichts heissen. Er hat Publizistik, Filmwissenschaft und Philosophie studiert und auch das muss noch nichts heissen. Er arbeitet als freier Journalist und als Erwachsenenbildner und versucht daneben, dem ganz normalen Wahnsinn in einer Patchwork-Familie (Frau, Tochter und Stiefsohn) mit Leichtigkeit und gesundem Menschenverstand zu begegnen – das will was heissen. Alle Blog-Beiträge von Reto Hunziker finden Sie hier.