Gesellschaft / Grosseltern
Ohne sie läuft gar nichts
Von Caren Battaglia
Grosseltern haben für ihre Enkel eine ganz besondere Bedeutung. Und – für den Rest der Gesellschaft. Denn ohne ihren Einsatz in der Kinderbetreuung käme so mancher Lebensentwurf ins Trudeln. Ausserdem fehlte der Osterkuchen.
Menschen über 65 haben ein Imageproblem. Entweder gelten sie als diejenigen, die der Gesellschaft auf der Tasche liegen, das Gesundheitswesen durchlöchern und in Scharen nach Mallorca fliegen, um die welke Haut zu bräunen. Oder aber Klischee 2 greift: Gehören sie zu den Dreivierteln der Altersgruppe, die Grosseltern sind, mutieren sie zu zuckrigen Lichtgestalten: gütig, märchenvorlesend, mit Bart oder Kuchenblech, irgendwie niedlich. Aber nützlich, produktiv, volkswirtschaftlich unentbehrlich? Das ist selten zu hören. Dabei ist Fakt: Ohne diese Alten sähe die Gesellschaft alt aus. Oma und Opa sind unentbehrlich. Für das Wirtschaftssystem. Für die Kultur. Für junge Familien. Und vor allem – für die Enkel. Mehr als jemals zuvor. Das liegt zum einen daran, dass Enkel und Grosseltern in der Geschichte niemals eine so lange Zeitspanne miteinander verbringen konnten. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts kannte die Hälfte der Jugendlichen von ihren Grosseltern nur den Grabstein. Heute dagegen haben 96 Prozent der Teenager mindestens einen Grosselternteil. 39 Prozent davon können den sogar zu ihrer Party zum 30. Geburtstag einladen. Zum anderen sind heutige Omas und Opas noch lange fit, wenn mit durchschnittlich Mitte Fünfzig das erste Enkelkind kommt.
Unentbehrlich im «Enkelbusiness»
Und – das ist vielleicht sogar am bedeutsamsten für den wachsenden Einfluss der Grosseltern: Rollenvorstellungen und Arbeitswelten haben sich geändert. Wenn Frauen berufstätig sind, fehlt halt eine Hand an der Wiege. Omas oder Opas Hände scheinen da vielen Eltern sympathischer zu sein als professionelle. Die «Krippe Grosi» ist gefragt wie nie. 44 Prozent der Kinder unter 7 Jahren werden laut Schweizerischer Arbeitskräfteerhebung regelmässig von den Grosseltern betreut. Von den Alleinerziehenden lassen, so eine Tessiner Studie, 46 Prozent ihre Kinder gleich mehrmals wöchentlich von den Grosseltern hüten. Als Babysitter greifen Zweidrittel der jungen Eltern auf ihre eigenen Eltern zurück. Nur in Skandinavien – nicht im vermeintlich besonders kinderlieben Süden – sind die «Best-Ager» noch stärker eingebunden. In der Schweiz leisten Oma, Opa, Nonno oder Nonna jährlich 99,6 Millionen Arbeitsstunden im «Enkelbusiness». Das entspräche – bei 30 Franken Stundenlohn – einem Gegenwert von etwa drei Milliarden Franken. Entspräche. Konjunktiv. Denn in der Realität werden Grosseltern nicht bezahlt. Den Dienst am Enkel gibts gratis. Zu 80 Prozent leistet ihn das Grosi. Wenn auch die Grossväter langsam aufholen. Immerhin jeder vierte junge Mann, so eine deutsche Untersuchung aus den 1990er-Jahren, hat fest vor, in ferner Zukunft seine Enkelkinder zu hüten. Sogar ein paar mehr entdecken, wenn es dann später soweit ist, was vor 50 Jahren noch undenkbar für Männer schien, dass es nämlich Spass machen kann, zu wickeln und zu spielen, vorzulesen und zu füttern. Dennoch bleibt generationenübergreifende Familienarbeit nach wie vor fest in Frauenhand. Meist in der Hand von Mamas Mutter. «Matrilinear» nennen Wissenschaftler wie der Zürcher Generationenforscher François Höpflinger (siehe Interview) die Frauenlastigkeit im Nachkommen- Engagement. Um zehn Prozent höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Säugling von Mamas Mutter statt von Papas Mutter betreut wird. Nach einer Scheidung verlieren Vaters Eltern häufiger den Kontakt zu den Enkeln, während die Mutter der Mutter jetzt besonders gefragt ist.
Sponsor und Vorbild
Schuld ist vermutlich die Evolution, entsprechend kaltherzig die Begründung. Denn wie etwa die finnische Wissenschaftlerin Mirkka Lahdenperä belegt, ist es der Zusammenhalt unter den Frauen unterschiedlicher Generationen, der den Fortbestand der Art sichert: Einsatzbereite Mama-Mütter senken die Säuglingssterblichkeit, sorgen für gesündere Enkel und dafür, dass junge Familien sich für auffallend mehr Nachwuchs entscheiden, als solche, die kein williges Grosi in der Nähe haben. Einen Einfluss des Opas konnten die Wissenschaftler bislang nicht feststellen. «Die Evolution hat eine Grossmutterrolle hervorgebracht», so der Biophilosoph Eckart Voland von der Universität Giessen im «Spiegel», aber leider «keine Grossvaterrolle.» Doch das ändert sich gerade. Opas wie Richard Helbling, der seinen Enkel Miguel regelmässig betreut, mit ihm in Museen geht und jede Menge Quatsch macht und Peter Eugster, der für die Enkelkinder sein Pensum im Beruf heruntergefahren hat (siehe S. 26) bleiben vermutlich auf lange Sicht nicht ohne Folgen. Mindestens was Vorbildfunktion und warme Gefühle anbelangt. Denn Oma und Opa sind für Enkel nicht nur Betreuer und Sponsor – 14 Prozent versorgen ihre Enkel regelmässig mit Taschengeld und grösseren Geschenken ausser der Reihe – sondern vor allem: heiss geliebte Familienmitglieder. «Grosseltern sind für Kinder eindeutig die wichtigsten Bezugspersonen neben den Eltern. Gerade mal für 13 Prozent der Enkelkinder haben Oma und Opa keine grosse Bedeutung»», sagt François Höpflinger. «Sie sind die Brücke zum Gestern, Vermittler von Traditionen und – Verbündete gegen die Eltern.» Davon allerdings sind nicht alle Eltern begeistert. Kann Oma das nicht mal lassen, die Kinder ständig mit diesen schrecklichen Milchschnitten vollzustopfen? Muss das sein, dass Opa die elterliche Strafe «Taschengeldentzug» fröhlich und grosszügig unterläuft? Und warum setzen sich die beiden alten Leutchen mit dem Enkel vor so etwas Strunzblödes wie «Bauer sucht Frau»? «Am besten trifft man klare Absprachen», so François Höpflinger. «Allerdings ist der andere Umgang mit den Kindern selten ein gravierendes Problem. Denn Grosseltern hüten ohnehin nur regelmässig, wenn das Verhältnis zu den eigenen Kindern gut ist. Dann gehen auch meist die Erziehungsvorstellungen nicht allzu weit auseinander.» Überhaupt, so die Wissenschaft, ist es gerade dieser Gap, der Unterschied, der Grosseltern für Enkel unersetzlich macht. Wo schliesslich kann ein Kind sonst so deutlich sehen, dass Leben auf vielerlei Art gelingen kann? Wer sonst kann erzählen, dass Papa noch mit vier Jahren nach seinem Nuggi verlangt und Mama längst nicht allzeit so freudig ihre Uffzgi erledigt hat, wie sie jetzt immer behauptet? Wer ausser den Grosseltern zuckt beim 3er in Franz die Achseln und nimmt einen wortlos in den Arm? Und wer ausser Oma sorgt dafür, dass jedes Jahr zu Ostern ein zwar staubtrockenes aber selbstgebackenes Kuchen-Lamm auf dem Kaffeetisch steht, ohne das Ostern kein richtiges Ostern wäre? 70 Prozent der Schweizer Familien pflegen exakt die gleichen Rituale wie in der (mütterlichen) Herkunftsfamilie, die Enkeltochter wird es mit ihren Kindern machen wie weiland Grosi: Die Unsterblichkeit des Lamms – trocken hin oder her – ist besiegelt. Warum diese Anhänglichkeit zwischen ganz Alt und ganz Jung? Weil Grosseltern für Enkel die eigenen Wurzeln repräsentieren? Weil Enkel für Grosseltern die Zukunft sind? Weil beide Grenzgenerationen über die prosaische Gegenwart voller «mach deine Hausaufgaben» und «tu den Finger aus der Nase» hinausweisen? Vielleicht ist es das. Vielleicht sind es die 25 Prozent gemeinsamer Gene. Vielleicht aber gibt es gar keine kühle wissenschaftliche Begründung, sondern es gilt, was laut Erich Fried immer gilt, wenn Liebe im Spiel ist: «Es ist was es ist».
Peter + Ria Eugster
Er: «Ich war schon bei meinen Töchtern ein neuer Vater als der Begriff neuer Vater noch gar nicht erfunden war. Damals habe ich studiert und zeitweilig den Hausmann gemacht. Jetzt bin ich folgerichtig ein neuer Grossvater. Vielleicht hat meine eigene Grossmutter mich geprägt, sie war immer für uns Kinder da. Bei ihr durften wir drei Spiegeleier hintereinander essen, wenn wir wollten, statt wie daheim nur eines. Sie hat sich auch diebisch gefreut, mich als jungen Mann mit einer Freundin bei sich übernachten zu lassen. Im gleichen Zimmer! Das war ja damals verpönt. Meine Grossmutter war toll, so wichtig wollte ich auch für meine Enkel werden. Früher war ich CEO einer Rückversicherung. Als ich hörte, dass ich Grossvater werde, habe ich gleich gesagt: Ich reduziere mein Arbeitspensum auf 80 Prozent, ich will Zeit haben für mein Enkelkind. Die Reaktion darauf war blankes Unverständnis. Das hatten sie noch nie gehört. Es gab Druck, es gab Geldangebote. Ich bin dabei geblieben, habe vorzeitig gekündigt und arbeite seitdem noch ein bisschen selbstständig. Und – ich habe mir einen Bart wachsen lassen. Als Zeichen für einen neuen Lebensabschnitt. Grossvater zu sein ist ganz anders als Vater zu sein. Die Gefühle sind zwar ähnlich – ich würde auch jederzeit für meine Enkelkinder zum Verbrecher werden – aber es ist eine Leichtigkeit da, die man als Vater mit der ganzen Verantwortung nicht hat. Ich bin so eine Art Nikolaus für meine Enkelkinder. Sie lieben mich kritiklos; ich habe eine natürliche Autorität. Ich muss nicht erziehen und Förder-Aktivismus entfalten. Auch rege ich mich überhaupt nicht mehr auf, wenn sich eins der Kleinen vielleicht mal komisch benimmt. Wir wissen: Das wächst sich raus. Es war eine bewusste Entscheidung, dass wir in unserem eigenen Haus hüten. Dann gelten automatisch unsere Regeln. Hüteten wir bei den Enkeln daheim, könnten sie uns ja ständig erzählen: ‹Das darf ich aber hier zu Hause›. Bei uns entfällt das. Es ist toll mit ihnen zu spielen. Und – das hört sich jetzt vielleicht schrecklich an, ist aber trotzdem wahr – wir geniessen es auch, wenn wir montags, unserem Hütetag, abends wieder zu zweit in aller Ruhe z’Nacht essen. Und freuen uns dann auf den nächsten Montag.»
Sie: «Wir sind seit 17 Jahren eine Patchwork-Familie. Bei unseren Kindern, mein Mann hat drei, ich zwei, da war das Gefühl ‹Das da sind deine Kinder, und das da sind meine Kinder› manchmal schon da. Die Enkelkinder dagegen sind einfach ‹unsere Enkelkinder.› Da gibts kein mein und dein. Sie haben uns ja auch gleich zusammen kennengelernt. Ich arbeite als Coach und war früher Lehrerin. Ich hüte auch deshalb, weil ich damals als junge Mutter lange aus der Berufstätigkeit ausgestiegen bin und denke, dass es wichtig für eine Frau ist, im Job zu bleiben. Andererseits wundere ich mich manchmal, wie viel Druck heute in eine Mutter-Kind-Beziehung einzieht, wenn man alles zusammen schaffen will. Dieses einfach miteinander sein, das entfällt. Ich finde es wichtig, dass wir bei der Enkel-Kind-Betreuung klare Absprachen haben. Wir hüten montags und sonst nur in Ausnahmefällen. Das verhindert, dass man als Paar verschwindet und man sich ausgenützt fühlt. Was ich merke ist, dass ich schlechtere Nerven habe, als damals als Mutter. Dafür ist es schöner mit den Kindern spazieren oder einkaufen zu gehen. Alle Menschen sind nett zu einen. Vielleicht redet man einer Mutter rein, wie sie es zu machen hat und was angeblich richtig oder falsch sein soll, aber einer Grossmutter, der redet keiner rein.»
Gunnel + Richard Helbling
Er: «Entschuldigung, aber ich bin ein bisschen ausser Atem. Zweimal im Monat koche ich für etwa ein Dutzend Gäste aus dem Bekanntenkreis, das war gestern, da muss ich noch aufräumen. Ausserdem arbeite ich noch an diversen Projekten – und dann hüte ich Miguel. Das ist das Tollste. Ich habe ja jetzt trotz allem viel Zeit. Meine Tochter war erst 19 und in der Ausbildung als sie schwanger wurde. Der Vater des Jungen war noch jünger und es war absehbar, dass meine Tochter es wohl alleinerziehend schaffen muss. Trotzdem war ihr von Anfang an klar, dass sie das Kind behalten will und uns, dass wir sie dabei, wo immer wir können, unterstützen. Ich habe ein inniges Verhältnis zu meinem Enkel und er zu mir. Miguel scheint zu denken, dass ich allwissend bin. Er sagt bei allen möglichen Fragen ‹da müssen wir den Morfar› (Mutter-Vater, Schwedisch) fragen. Mit ihm kann ich wunderbar in Museen und Schlösser gehen. Er löchert mich beispielsweise: ‹Morfar, wie war das genau mit den Pharaonen?› Mit meinen Töchtern war das anders. Erstens waren die zu zweit und haben in einem Schloss beispielsweise zackzack zusammen Prinzessin gespielt statt hinzuschauen und zweitens habe ich ihnen vermutlich zu oft versucht, Wissen aufzudrängen. Ich war ja früher – unter anderem – Lehrer. Das ‹Pädagogische› haben die Mädchen vermutlich gemerkt und abgeblockt. Wenn sie in der Schule Schwierigkeiten hatten, habe ich das als persönliche Kränkung empfunden. Heute weiss ich, dass das Quatsch war. Bei Miguel ist das nicht so. Ihn nehme ich wie er ist. Wir lachen viel, spielen Lego zusammen, fechten zum Spass oder machen ‹Kämpfchen›. Er liebt das. Miguels Fragen und Überlegungen regen mich oft an, meine eigene Perspektive zu überdenken. Ich muss gestehen: Als meine Kinder klein waren, habe ich zwar viel Zeit mit ihnen verbracht, aber oft war ich in Gedanken gar nicht ganz dabei, sondern an irgendeinem beruflichen Projekt. Als Grossvater ist das anders. Was ich durch meinen Enkel auch sehe: Wie toll meine Tochter ihre Sache macht. Sie ist so erwachsen geworden…»
Sie: «Ich muss sagen, für mich war das damals erst mal ein Schock, als unsere Tochter schwanger geworden ist. Meine Mädchen waren gerade erwachsen geworden und ich hatte so ein Fünkchen Freiheit für mich am Horizont gesehen. Ein bisschen von ‹Ha, jetzt kann ich mal machen was ICH will und tun wozu ICH Lust hab.› Und dann bekommt unsere Jüngste noch vor Lehrabschluss ein Baby… Mir war sofort klar, dass meine Freiheit dann wohl noch ein bisschen warten muss. In der Zeit habe ich häufig von Babys geträumt. Vielleicht war das auch ein Abschied vom Eigene-Babys-Haben. In den ersten drei Jahren war ich eine unglaublich wichtige Bezugsperson für Miguel. Vielleicht war meine Tochter manchmal sogar ein bisschen eifersüchtig, weil der Kleine so auf mich fixiert war. Oder ich auf ihn. Wenn er auch nur gequietscht hat, bin ich sofort hingesaust. Das hat meiner Tochter überhaupt nicht gefallen. Sie ist sowieso in der Erziehung viel konsequenter als ich es je war. Jetzt hat Miguel nur noch Augen für meinen Mann. Manchmal ist das, wenn ich ehrlich bin, nicht leicht für mich. Vielleicht auch weil sie beide ‹Männer› sind. Und auch weil Richard nicht mehr so pädagogisch ist wie bei seinen Töchtern. Ob ich mich älter gefühlt habe, als ich Grossmutter wurde? Hm. Eigentlich nicht. Aber ich bin unheimlich stolz. Ich habe jetzt natürlich ein Foto von meinem Enkel im Portemonnaie. Typisch Mormor.»
Karin Schuler (40), Mutter von Emmy (7)(Name geändert) aus Affoltern am Albis hat sich bei der Kinderbetreuung lieber für Krippe und Hort als fürs Grosi entschieden.
«Ich habe nie gewollt, dass meine Mutter meine Tochter hütet. Und das, obwohl ich alleinerziehend bin und es eigentlich gut gebrauchen könnte, Geld zu sparen. Ich habe meine Mutter in meiner eigenen Kindheit als sehr dominant erlebt. Irgendwie hat sie mir die Luft zum Atmen genommen. Wenn ich bespielsweise als kleines Mädchen Guetzli geformt habe, hat sie die oft genommen und ganz anders gebogen, weil sie ihrer Ansicht nach in ihrer Variante besser aussahen. Ständig gab es an dem, was ich getan habe, etwas zu mäkeln. Mein Selbstbewusstsein ist auch heute recht wackelig. Vielleicht liegt das daran, dass ich nie gut genug war. Deshalb wollte ich auf keinen Fall, dass Emmy durch meine Mama auch solche Erfahrungen macht. Emmy ist ein mutiges Mädchen, das total viel ausprobiert. Ich möchte, dass sie genauso bleibt wie sie ist. Dafür zahle ich dann halt die überrissenen Hortkosten. Ausserdem ist sie im Hort mit anderen Kindern zusammen, das finde ich gerade für ein Einzelkind gut. Übrigens hat meine Mutter nie auf regelmässiges Hüten gedrängt. Sie hat ohnehin – trotz ihrer 70 Jahre – einen prallen Terminkalender mit Tennis, Chor, Ehrenämtern … Das Erstaunliche für mich ist, dass meine Tochter überhaupt kein problematisches Verhältnis zum Grosi hat. Sie liebt ihre ‹Nonna› heiss. Emmy hat keinerlei Schwierigkeiten mit der Art meiner Mutter. Sie fühlt sich nicht kritisiert, wenn die Omi etwa zu einem von Emmy gemalten Haus sagt: ‹Der Schornstein sitzt ja schief›. Nein, meine Tochter freut sich sogar und fragt ‹Nonna, kannst du mir zeigen wie ich ihn richtig malen kann?› Die zeichnen dann ganz gemütlich miteinander. Meine Mutter ist meiner Tochter gegenüber sehr viel weicher, als sie es mir gegenüber war. Sie streichelt die Kleine auch häufiger. Wenn es nach meiner Tochter ginge, verbrächte sie jede Ferien bei ihrer Nonna. Manchmal bin ich ein bisschen neidisch auf das herzliche Verhältnis, weil ich das selbst mit meiner Mutter nie hatte. Entweder ist Emmy einfach ein vollkommen anderer Mensch als ich, oder es liegt auch daran, dass meine Mutter nicht wirklich miterziehen darf. Für mich war es vom Tag meines Auszugs von zu Hause total wichtig, dass ich endlich mein eigenes Leben führe. Ohne den ständigen Einfluss meiner Eltern. Emmy ist eine starke kleine Person, die klar sagt, was sie will. Manchmal denke ich im Geheimen: Von wem hat sie das nur? Von mir nicht. Vielleicht von der Nonna? Und dann gefällt mir der Einfluss meiner Mutter.»