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Neujahrsvorsatz: Mehr fluchen!
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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«Scheisse!», schon wieder vergessen, Abfallmarken zu kaufen. Sagt bloss, ihr flucht nie. Nicht vor den Kindern? Solltet ihr aber! Der amerikanischer Linguist, Benjamin Bergen, Professor für kognitive Wissenschaft an der Uni San Diego, schreibt in seinem Buch «What the F: Was Fluchen über unsere Sprache, unser Hirn und uns selber aussagt», seine Meinung zum Fluchen habe sich verändert, nachdem er Vater geworden ist.
Als er mit Kind im Haus vermehrt auf seinen Wortschatz achtete, fragte er sich, welche Wirkung – wissenschaftlich betrachtet - fluchen denn nun wirklich auf die Kinder hätte. Schliesslich sei Fluchen neurowissenschaftlich gesehen eine regelrechte menschliche «Fähigkeit». So fand er heraus, dass Beleidigungen schlecht für Kinder sind. Klare Fluchwörter, mit denen man seinem Ärger Luft mache, jedoch keineswegs. Im Gegenteil.
Es gibt viele Theorien, die besagen, fluchen sei schlecht für Kinder. So ist ein Kind zu beschimpfen natürlich verbaler Missbrauch und hat psychische Folgen. Sich gegenseitig vor einem Kind zu beschimpfen, provoziere aggressives Verhalten oder eine emotionale Abstumpfung. Da man Kinder nicht als «Fluch-Probanden» nehmen kann, konnte Bergen keine wissenschaftlichen Belege finden, dass Fluchen vor Kindern schlecht für diese sei. Was er fand, sind Untersuchungen an Studenten von 2014, welche er auf Kinder extrapolierte: Das einzige, was in Sachen Fluchen bei diesen Probanden Probleme auslöste, waren Beleidigungen.
Gerade homophobische Beleidigungen hatten grosse Nchwirkungen, wie Änglstlichkeit, Homophobie oder gar Depressionen. Für klassische Fluchwörter gibt es schlicht keine Beweise, dass diese schädlich für kindliches Benehmen wären. Nicht einmal für dessen Wortschatz, wie sich herausstellt. Und auch wenn sie diese Wörter selber in den Mund nehmen: Untersuchungen hätten gezeigt, dass «Scheisse» und Co. in den seltensten Fällen aus Aggressivität benutzt würden, so Bergen. Vielmehr würden Kinder aus Witz fluchen, um ihre Freunde zum Lachen zu bringen.
Gesellschaftliche Normen hindern uns daran, vor unseren Kindern zu fluchen. Ein Kind, welches wie ein Rohrspatz flucht, wird mit Sicherheit zu Hause, aber auch in der Schule massgeregelt. Bergens Ansatz ist deshalb, nicht mit dem Fluchen aufzuhören, bloss weil das Kind anwesend ist. Sondern vielmehr dem Kleinen zu erklären, was das Wort bedeutet und wie er es richtig verwendet. «Auch ein Zweijähriger versteht, dass «A...loch» zu Hause konsequenzlos gemurmelt werden kann, aber besser nicht im Supermarkt rumgeschrien werden sollte.
Fazit: Der Umgang mit Fluchwörtern lehrt unsere Kinder differenziertes Denken. Und das kann so schlecht ja nicht sein, oder?
Ich wünsche euch einen verdammt geilen Rutsch ins neue Jahr!
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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.