
Elisabeth Real
Wandern
Tolles Lama-Trekking mit Kindern
Wandern ist ja nicht immer der Hit bei Kindern. Es sei denn, es kommen ein paar Lamas mit. Dann ist plötzlich alles anders. Erlebnisse einer Trekking-Tour der besonderen Art.
Nein, sie haben niemanden angespuckt. Womit die wichtigste Frage, die Menschen zu Lamas einfällt, dann schon mal beantwortet wäre. Zwar kommt den Anden-Kamelen dieses ständige Erwähnen der Spucksache vermutlich längst aus den puscheligen Ohren – doch anmerken lassen sie es sich nicht. Diese hier zumindest nicht. Freundlich und geduldig stehen die acht Tiere an diesem Morgen an der Seebodenalp und warten auf 21 Kinder, die gleich mit ihnen wandern wollen. Oder « trekken » wie es schicker heisst. Die Sonne scheint, der Himmel bläut, der Fön surrt. Der Fön surrt ? Ja, denn bevor es losgeht, macht Sonja Rutz die Lamas ausgehfein. Fell sauber blasen und mit Bremsenspray einsprühen inklusive. « Ausserdem haben die Lamas das Bepusten gern », erzählt die 43-Jährige. Vielleicht, weil sie das an ihre windige Ursprungsheimat in Südamerika erinnert.
Lamas beissen nicht
Seit sieben Jahren bietet die gelernte Pflegefachfrau im Sommerhalbjahr die Lamatrekkingtouren an, in den Wintermonaten arbeitet sie im Spital. Die Idee, Touren mit diesen Nachfahren der wilden Guanakos anzubieten, sei entstanden, als sie und ihr Mann den Bauernhof ihrer Eltern oberhalb von Küssnacht übernommen hatten. Aber Milchkühe ? Nein. Lohnt sich nicht und ist viel zu aufwendig für einen kleinen Betrieb. Warum also nicht etwas anderes ? Warum nicht Lamas statt Kühen? Die Tiere sind pflegeleicht, verursachen mit ihren gepolsterten Füssen keinen Trittschaden im Land und sind ideal für Kinder. Drei davon hat sie selbst. Zwei davon, Ladina, 14, und Isabel, 11, sind an diesem Morgen mit dabei. Ladina ist inzwischen selbst Lamaspezialistin. Sie berichtet, dass Lamas niemals beissen, besonders geduldig sind, stets ihr Geschäft an derselben Stelle verrichten, es nicht mögen, am Kopf angefasst zu werden und – geradezu hellseherisch oder psychologisch drauf sind. « Ein Lama », ergänzt ihre Mutter « spiegelt nämlich stets den Charakter des Menschen, der es führt, und reagiert darauf. » Ist etwa die führende Person hektisch : zack, Lama bleibt stehen. Ist jemand aggressiv und schreit : zack, Lama bleibt stehen. Mag jemand keine Tiere : zack ... So in etwa zumindest.
Wer ist der Boss?
Und weil Lamas so sensibel und einfühlsam sind, erklärt Sonja Rutz, lernten Kinder durch sie ganz sanft und wie nebenbei eine Menge : Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme, genaues Beobachten und ruhiges Verhalten. Inzwischen sind auch die 21 Kinder da. Alter zwischen sechs und neun. In Grüppchen verteilen sie sich, ganz nach persönlicher Vorliebe, auf die einzelnen Tiere. Soll es der gemütliche Cusco sein, der Liebling aller ängstlichen Kinder ? Oder der arrogante Latino, der aber dafür, sehr stylisch, ein braunes und ein blaues Auge hat ? Browny, selbst noch ein halbes Kind und entsprechend teeniemässig frech ? Oder Blizzard, ein « Classic Wooly Mix » ? Blizzard ! Für Fabio, 7, und Yves. 6, ist es Liebe auf den ersten Blick. Blizzard, allein schon der Name klingt « voll cool und abenteuerlich », finden die beiden. Jetzt gehts los. « Niemals den Zügel um die Hand wickeln, damit man nicht plötzlich am Lama hängt, sollte es doch mal versuchen, abzuhauen. Stets vor dem Lama gehen, damit es weiss, wer der Boss ist. » Wobei man ehrlicherweise sagen muss : Der Boss für diese Lamas hier ist stets Sonja. Egal, wo sie gerade läuft. Aber in der Theorie, in der Theorie ist Chef :in, wer vorangeht. Nun noch schnell alles Gebammel in Form von Schäfchen, Bärchen oder Plastikflugzeugen von den Rucksäcken entfernen, denn die Tiere knabbern sonst daran und verschlucken schlimmstenfalls etwas davon.
Sonja Rutz


Gemütlichen Schrittes geht es jetzt unterhalb der Rigi entlang. Auf dem Rundweg vorbei an Gletscherspuren über die Krete mit spektakulärem Blick auf Zugersee, Vierwaldstättersee und den Pilatus bis weit in den Aargau hinein führt die Wanderung. Vier Stunden, mit einem Picknick am Teich auf halber Strecke. Und einer Zvieri-Pause an der Gastwirtschaft Ruodisegg, die noch bis zum Sommer umgebaut wird.
Aber irgendwas fehlt bei dieser Wanderung. Was ist es nur ? Genau ! Das Kinder-Nölen fehlt. Kein « Mir tun die Füsse weh ! », kein « Sind wir bald da ? » kein « Laaaaaaangweilig » oder « Pippi-Durst-müde»-Gequengel. Nix. Gar nix. Alles dank Lama.
Stattdessen : klagloses Spazieren, liebevolles Klopfen von Tierhälsen, fürsorgliches Vorbeischleusen an unverträglichen Vogelbeeren, Leckerlis füttern und – den Lama-Kuss üben. Und der geht, laut Instruktorin Ladina, so : « Du nimmst das Leckerli in den Mund, hältst dem Lama dein Gesicht hin und das holt sich das dann mit den Lippen ». Ähm, ja. Geschmackssache. Doch Fabio und Yves sind bei der Küsserei mit Feuereifer dabei und ändern auch gleich ihren Lebensplan. Lautete der bisher : Hundebesitzer werden, heisst er jetzt : Ein Lama muss her. Aber zuerst gilt es Mama und Papa davon zu überzeugen.
Ziegen
Ziegen sind lustig und schlau, dazu die imposanten Hörner. Kinder finden die Tiere deshalb super . Ziegentrekking wird an verschiedenen Orten angeboten. Etwa in St.Pelagiberg im Thurgau.
Ab 5 Jahren, Fr.30.– pro Ziege, weitere Begleitperson Fr.15.–.
→ tierweltpelagiberg.ch
Eichhörnchen
Das Birkendorf Bürchen bietet nicht nur einen Blick übers Rhonetal, sondern auch einen Eichhörnchen- und Waldlehrpfad. Ein Grund mehr für einen Ausflug ins Wallis.
Geeignet für Kinder ab 6, nicht kinderwagentauglich.
→ unterbaech.ch
Pferde
Gibt es einen Pferdenarr oder eine Pferdenärrin in der Familie? Dann ist das hier die ideale Adresse: das Schweizer Nationalgestüt in der Nähe von Avenches.
Alle Altersgruppen, gratis.
→ agroscope.admin.ch
Greifvögel
Näher kann man Falken, Adlern und Habichten nicht kommen. In Buchs (SG) zeigen Falkner in einer aufregenden Flugshow, wie wunderschön diese Tiere sind.
Ab April, Sa. und So., Erwachsene Fr. 24.–, Kinder 4 bis 14 Jahren Fr. 14.–
→ greifvogelpark.ch
Rentiere
Wer hätte gedacht, dass die Helfer des Weihnachtsmannes im Zürcher Weinland leben? In Dachsen beim Cholfirst kann man mit ihnen spazieren gehen.
Von September bis März. Preise, je nach gewählter Route: Erwachsene: Fr.50.–/80.–, Kinder bis 14 Jahre: Fr.20.–/30.–.
→ rentierhof.ch
Murmeltiere
Der Murmeli-Bau Lenk ist die neue Attraktion des Murmelitrails. Die begehbare Höhle gleich zu Beginn des Trails kann aber auch separat besucht werden.
Alle Altersgruppen. Kinderwagentauglich für Geländekinderwagen, gratis.
→ betelberg.ch
Ab 6 Jahren in Begleitung von Erwachsenen. Preis: je nach Länge der gebuchten Tour ab Fr.30.– pro Lama (Touren stets ab 2 Lamas), Kindergeburtstag max. 10 Kinder: Fr. 180.–. → Genauere Infos unter: rigi-lama.ch
