Fremdeln wurzelt in der Evolution und ist normal. Vier Fakten, die helfen, diese ganz normale Phase lockerer zu nehmen.
Fakt 1
Erst mit sieben bis acht Monaten kann ein Kind Sinneseindrücke unterscheiden und deuten – also bekannt und unbekannt auseinanderhalten oder Gefahren erkennen. Die Folge davon ist das Fremdeln.
Fakt 2
Praktisch alle Kinder fremdeln – mehr oder weniger stark. Die Ängste verlieren sich wieder mit ungefähr 15 Monaten.
Fakt 3
Fremd ist nicht gleich fremd. Kinder reagieren ängstlicher bei Männern als bei Frauen, eingeschüchterter bei Bärtigen als bei Rasierten und stärker bei Erwachsenen als bei Kindern. Aus evolutionspsychologischer Sicht ist das verständlich. Denn bei allen Primaten stehen bis zu 40 Prozent der noch nicht entwöhnten Jungtiere unter Infantizid-Gefahr: Kindstötung aber wird fast nur von erwachsenen, meist neu in die Gruppe eingewanderten Männchen begangen.
Fakt 4
Kinder, die nicht fremdeln, sind genauso normal. Mit einer Ausnahme: Wenn ein Kleinkind sich in einer belastenden Situation – wie Schmerz oder Müdigkeit – von seiner vertrauten Bezugsperson abwendet, liegt dem möglicherweise eine problematische Mutterbindung zugrunde.