Verschlucken von gefährlichen Gegenständen
Im falschen Hals
Neugierig beginnen Babys die Welt zu erforschen, wenn sie mit etwa fünf Monaten ins Greifalter kommen. Auf ihren Entdeckungsreisen stecken sie sich gerne alles Mögliche in den Mund – zum Leidwesen der Eltern. Dabei steht nicht unbedingt die Angst vor krankmachenden Bakterien im Vordergrund, sondern die Sorge, dass etwas buchstäblich im falschen Hals landen könnte. Bestenfalls kommt das Corpus Delicti nach einem kräftigen Husten wieder zum Vorschein, schlimmstenfalls droht das Kind zu ersticken.
Im Ernstfall gilt: Sofort Notfallmassnahmen ergreifen (siehe Kasten) und den Arzt anrufen. «Wenn ein Fremdkörper im Magen landet, ist dies selten ein Problem, ausser es handelt sich beispielsweise um eine Knopfbatterie», sagt Georg Staubli, leitender Arzt der Notfallstation am Kinderspital Zürich. Gelangt der Gegenstand jedoch in die Luftröhre oder in die unteren Atemwege wie Bronchien oder Lungen, besteht unmittelbare Erstickungsgefahr.
Es kann aber auch sein, dass das verschluckte Teilchen unbemerkt stecken bleibt, nach einiger Zeit durchs Husten verrutscht und erst dann zur akuten Erstickungsgefahr wird. Oder die Atemorgane werden derart gereizt, dass es zu einer Lungenentzündung kommt. Nicht immer wird bemerkt, wenn sich ein Kind verschluckt.
Münzen, Steine, Zähne
Anzeichen dafür, dass ein Kleinobjekt in die Luftröhre oder in die unteren Atemwege gelangt ist, sind plötzlicher Husten oder Rasseln und Pfeifen beim Atmen. Hat ein Kind beispielsweise eine Erdnuss verschluckt, kann sie der Arzt mittels Lungenspiegelung unter Vollnarkose orten und mit Hilfe eines Endoskops entfernen.
Die Palette von Kleingegenständen, die für Kinder eine Erstickungsgefahr darstellen können, ist umfangreich. Dazu gehören Nüsse, Rüebli- oder Apfelstückchen, Sonnenblumenkerne, Pflanzenteile, Plastikteilchen, Nadeln, Kaugummis, Münzen, Knöpfe, Steinchen und Perlen. Bei grösseren Kindern sind vor allem Zähne, Filzstiftdeckel oder andere kleine Büroutensilien heikel.
Zu einer Fremdkörperaspiration kommt es häufig in Situationen, in der ein Kind erschreckt oder gestresst ist, beispielsweise bei einem Gerangel mit älteren Geschwistern. Unfällen kann am besten vorgebeugt werden, indem Eltern und ältere Geschwister achtsam mit Kleinteilen umgehen und sie nicht in Reichweite von Babys oder Kleinkindern liegen lassen. Spielzeug gehört erst ab dem empfohlenen Alter in Kinderhände. Zudem: Kinderarzt Georg Staubli empfiehlt, Kindern ganze Nüsse oder grössere Nussstücke erst ab etwa drei Jahren zu geben, wenn sie diese gut zerbeissen können.
NOTFALLMASSNAHMEN BEI VERSCHLUCKEN
Bevor es zum Verschlucken kommt
Versuchen, dem Kind den Fremdkörper aus dem Mund zu nehmen. Vorsicht beim Herausholen mit dem Finger, der Gegenstand könnte so noch weiter hinein gelangen. Ruhe bewahren!
Das Kind hat etwas verschluckt, hustet, aber atmet
- Kind in Ruhe lassen und beobachten
- Bei bleibendem Husten (auch wenn der Gegenstand inzwischen draussen ist) den Arzt aufsuchen.
- Säuglinge: Kind mit Gesicht nach unten auf den Unterarm nehmen und auf den Rücken klopfen.
- Heimlich-Manöver (Kinder ab 1 Jahr): Die Hände in der Mitte des Kinderbauches verschränken, sodass dieser eingedrückt wird, was das Aushusten des Fremdkörpers unterstützt. Achtung: Diesen Griff wegen Verletzungsgefahr nicht üben, sondern nur im Notfall anwenden.
Falls das erfolglos ist und das Kind nicht mehr atmet und blau anläuft
- Herz-Lungenmassage und Beatmen, sofort Notfallnummer 144 anrufen.