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Das schlechte Gewissen ist immer da
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Aber von vorne. Als Firmeninhaberin und Mutter gibt es immer wieder solche Momente, wo einfach alles zu viel wird. Der Geschäftsjahresabschluss ist alle 12 Monate ein solch treuer Moment. Die Alarmglocken schrillen Non-Stop, weil man fertig werden muss, die Zahlen stimmen sollen und natürlich der Tag zu wenig Stunden hat.
Ausserdem besteht mein Tag halt nicht nur aus Arbeit, schliesslich habe ich noch Kinder (von einem Mann und Freunden ganz zu schweigen, aber die müssen hinten anstehen. Sorry guys!). Doch meinen Kindern gegenüber nagt es fürchterlich, dieses verdammte schlechte Gewissen, dass immer da ist, wenn ich eigentlich keine Zeit habe, überhaupt irgendwelche Gefühle zu hegen.
Die Kinder haben in solchen Wochen nichts von mir. Nicht mal, wenn ich physisch anwesend bin. Dann bin ich es psychisch nämlich oft nicht. Und das ist noch schlimmer, als wenn ich gar nicht erst im Haus bin.
Mir ist selber nicht ganz klar, woher ich so ein schlechtes Gewissen habe. Es ist ja nicht so, dass meine Kinder noch klein wären (fast 13 und 8 ½ ist nun wirklich kein Alter, in dem man sich noch 24/7 kümmern muss) oder besondere Betreuung bräuchten. Ich bin zu abgemachten Zeiten zu Hause, sei das zum Mittagessen oder nach der Schule. Und wenn ich nicht da bin, ist es der Papa. Also wo liegt mein Problem?
Habe ich vielleicht Angst, dass sie mir später vorwerfen werden, die Firma sei mir wichtiger gewesen? Kaum. Oder, dass ich nicht jeden Tag für sie gekocht habe? Dass ich zu wenig mit ihnen unternommen habe? Vielleicht. Denn nach einer solchen Woche liegt auch kein Ausflug mehr drin, so fertig bin ich dann. Dann wird am Sonntag rumgehangen und nicht wirklich was unternommen. Liegt meine Angst am Ende darin, dass sie mich mit anderen Müttern vergleichen? Wahrscheinlich auch. Aber ich tu das wohl noch viel mehr, am ehesten vergleiche ich mich mit meiner eigenen Mutter. Sie war IMMER da für mich. So sehr, dass ich mich wahnsinnig gefreut habe, als sie endlich (ich war 15) wieder anfing, zu arbeiten. Sie war eine tolle Mutter und ich bin es nicht. So fühlt sich das an.
Glücklicherweise war am Ende dieser strengen Woche unser dreijähriges Geschäftsjubiläum, zu dem ich die Kinder auch eingeladen habe (schliesslich sind wir ein Familienbetrieb). Bei dieser Gelegenheit konnte ich mich bei ihnen bedanken. Dafür, dass sie so oft auf eine «gute» Mutter verzichten müssen. Dafür, dass sie manchmal alleine zu Hause ihre Hausaufgaben erledigen müssen. Und dafür, dass ich oft abwesend bin, auch wenn ich anwesend bin. Das hat ein wenig gegen das schlechte Gewissen geholfen. Bis zum nächsten Mal.
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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.