Opi fühlt sich geschmeichelt, wenn er als Vater seiner Enkel bezeichnet wird. Tatsächlich aber hat das andere Gründe als sein vermeintlich jugendliches Aussehen.
«Da musst du deinen Papi fragen.»
«Ich bin sein Opi, nicht sein Papi.»
Leichtes Staunen auf der Gegenseite und geschmeicheltes Staunen bei mir, dass man mich noch für so jung hielt. Dabei ist alles doch ganz anders. Nicht meiner vermeintlichen Jugend war das geschuldet, sondern der Tatsache, dass Opis beim Enkel hüten immer noch eine Rarität und Väter im Opi-Alter heute schon fast normal sind.
Letzteres sorgte ja gerade wieder für Schlagzeilen: Ex-Nationalbank-Chef Philipp Hildebrand (52) und seine Partnerin Margarita Louis-Dreyfus (53) erwarten gerade Zwillinge. Medizinisch ist das ja heute kein Problem mehr und weil wir dank der gleichen Medizin immer älter werden, dürfte das auch psychisch kein Problem sein, wenn die Eltern zwei Generationen älter sind als ihre Kinder. Oder doch?
Dass sich Kinder Sprüche wie «Ist das dein Opi?» anhören müssen, wenn sie mit ihrem Vater unterwegs sind, ist die eine Seite. Ich will das aber von der andern beleuchten: von meiner. Ich stell mir vor, meine Enkel wären meine Kinder. Das würde heissen, sie würden von Omi und Opi rund um die Uhr betreut und nicht nur - wie heute - einen Nachmittag lang.
Ich bin geschafft von den paar Stunden, das gebe ich zu. Zwar glücklich und erfüllt, aber geschafft. Also bin ich froh, wenn die Eltern wieder auftauchen und ich die beiden aus meiner Obhut entlassen kann. Ich stell mir dann weiter vor wie das in zehn Jahren wäre, wenn ich längst pensioniert bin und die beiden mitten in der Pubertät stecken werden. Da brauchen Mami und Papi sehr viel Energie. Ob ich die dann noch hätte? Mein Fazit darum: Für mich könnte ich mir das eher weniger vorstellen. Das muss aber nicht für andere gelten. Denn jeder muss selber wissen, ob er mit 50 plus eine doch sehr aufreibende aber auch sehr schöne Verpflichtung für die nächsten 20 Jahre noch eingehen will oder nicht.
Ob jung oder alt, ob Kind oder Enkel, ob Vater oder Grossvater - in jedem Fall gilt: Es gibt wenig auf dieser Welt, was schöner ist, als Kinder hautnah aufwachsen zu sehen. Zur Zeit lernt der kleine Enyo, auf eigenen Beinen zu stehen, und bald wird der seinen ersten Schritt alleine tun. Diesem Wunder der Natur zuzuschauen, fasziniert mich immer wieder.
Blogger Martin Moser
Martin Moser (1959), Produktionschef Tageszeitungen der AZ Medien, ist seit 30 Jahren verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Er hat zwei Enkel (Lionel, 2011, und Enyo, 2014) und legt auch mal einen Opi-Tag ein. Bloggt für «wir eltern» über Opi-Kinder-Enkel-Erlebnisse und -Beziehungen und kramt auch mal in seinen eigenen Erinnerungen.