Schnell geklickte Fotos der Enkel in den Sozialen Netzwerken posten? Lustig und alle Freunde könnten sie sehen und «Gefällt mir» drücken. Aber nein sagt Opi.
«Machen wir ein Foto», sagt Lio. Sein Wunsch ist mir Befehl. Geht ja heute auch schnell. Handy raus, Arm gestreckt und klick. Und schon ist das Selfie mit den beiden Kleinen und mir in der Mitte im Kasten. Und da bleibt es auch. In Facebook und Co. poste ich es nicht. Darüber, was an Bildern von ihnen im weltweiten Netz rum gondelt, sollen meine Enkel dereinst selber entscheiden können. Schliesslich gilt das Recht am eigenen Bild für alle, insbesondere für kleine Kinder, die sich nicht wehren können, wenn mit ihren herzigen Fotos Missbrauch betrieben wird.
Falls Lio und Enyo dereinst zum Schluss kommen, dass sie ihr Leben von Geburt an mit Bilder und Videos vollumfänglich im Netz dokumentieren wollen, dann können die beiden gerne auf meine Fotosammlung zurückgreifen. Sofern ich diese dann noch habe. Denn so einfach wie die Bilder geschossen sind, so zeitaufwändig ist es, sie auch schlau zu lagern. Und an Zeit mangelts bei mir derzeit. Vielleicht mach ich das dann mal, wenn ich pensioniert bin – sofern ich die Fotos dann noch habe.
Denn im kleinen Wunderkästchen lagert mittlerweile eine ganze Menge an Fotos und Videos mit Lio und Enyo. Was geschieht mit diesem Sammelsurium an eingefangenen Momenten? Früher war das einfacher. Damals gab es nicht so viele Bilder - oder gar keine. Von mir als Kleinkind hab ich nur eines in Erinnerung und im Fotoalbum. Und das taucht dann regelmässig eingescannt bei runden Geburtstagen auf, wenn wer meint, über mich eine Fotoshow an die Wand beamen zu müssen.
Kommt dazu, dass ich nicht so genau weiss ob ich Bilder und Videos meines letzten Handys, das irgendwann den Geist aufgegeben hat, auch wirklich auf einem anderen Gerät gelagert habe. Nur so wären sie verfügbar. Und nur wenn ich sie von da auf eine CD brennen oder in eine Cloud laden würde, wäre gesichert, dass ich als uralter Mann sie Lio - beispielsweise zu seinem 30. Geburtstag - auch an die Wand projizieren kann. Aber zurück zum Foto, das wir grad geschossen haben. Das lagert auf meinem aktuellen, noch funktionierenden Handy. Wenn ich es wem zeigen will, dann reich ich mein Phone weiter. Da kann man auch all die andern herzigen Bilder meiner beiden Foto-Shooting-Stars bestaunen, die ich in letzter Zeit geknipst habe.
Bild
Mitdiskutieren
Dein Kommentar
Bist du einverstanden oder hast du dich über den Blog geärgert? Kommentier den Blogbeitrag im «wir eltern»-Forum und teile deine Meinung mit der Forums-Community.
Blogger Martin Moser
Martin Moser (1959), Produktionschef Tageszeitungen der AZ Medien, ist seit 30 Jahren verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Er hat zwei Enkel (Lionel, 2011, und Enyo, 2014) und legt auch mal einen Opi-Tag ein. Bloggt für «wir eltern» über Opi-Kinder-Enkel-Erlebnisse und -Beziehungen und kramt auch mal in seinen eigenen Erinnerungen.