Für Opi sind seine Enkel auch eine Altersvorsorge. Nicht wie früher eine ökonomische, sondern eine für seine körperliche und geistige Fitness.
«Ältere Menschen sollen nicht nur als Kostenverursacher gelten. Ihre Gegenleistung soll wahrgenommen und wertgeschätzt werden.» Ja zum Donner, ich bin doch noch lange kein Kostenfaktor, sondern leiste immer noch meinen Beitrag. SP-Nationalrätin Silvia Schenker hat das zum bevorstehenden Grosselterntag gesagt, den das Grosselternmagazin am 6. März in der Schweiz lancieren will. So einen Tag finde ich schön, auch wenn ich generell von Gedenk- und andern Sondertagen wenig halte. Denn davon gibt es mittlerweile viel zu viele für alles Mögliche und Unmögliche – der 6. März zum Beispiel ist auch der Tag der Logopädie. Wollte man alle diese Tage irgendwie begehen, hätte man gar keine Zeit mehr für anderes.
Dabei ist ja gerade Zeit das schönste Geschenk, das ich als Opi meinen Enkeln machen kann. Ein Geschenk zudem, das mir auch etwas zurückgibt. Früher waren Kinder ja zumindest ökonomisch die Altersversorgung schlechthin, die Garantie, dass im Alter, wenn Mensch wieder zum Baby wird, jemand da ist, der zu einem schaut. Natürlich: Mit der heutigen Altersversorgung ist die ökonomische Sicherheit etwas in den Hintergrund geraten.
Darum geht es heute auch um anderes: um die Altersversorgung in Sachen Fitness - sowohl die körperliche wie die geistige. Und dass für Letzteres Enkel hüten wichtig ist, sagt diese Studie hier: Sie «zeigt, dass sich die kognitiven Funktionen verbessern und sich das Risiko für Demenz und Alzheimer verringert, wenn Grosseltern Zeit mit ihren Enkeln verbringen». Solche Studien amüsieren mich zwar mehr, als dass ich sie ernst nehme. Aber diesen Befund kann ich nur bestätigen.
Zuweilen braucht es schon ziemlich viel geistige Flexibilität und Fitness, um Lios Fragen und Beobachtung schlagfertig entgegenhalten zu können. Das Schild oben im Bild ist uns jüngst bei einem Spaziergang aufgefallen und zwar just in dem Moment, in dem ich ihm sage, er solle mir jetzt die Hand geben, weil gleich eine gefährliche Strasse kommt. «Nein», sagt er und weist aufs Schild. Da sei Händchen halten ja durchgestrichen.
Ich muss schmunzeln. Und sag ihm dann, dass das für die Strecke hinter uns gilt, die autofrei ist. Auf der andern Seite des Schilds, da wo die Strasse liegt, ist das Symbol nicht durchgestrichen. Darum müsse er mir jetzt die Hand geben. Gut, ganz richtig ist meine Interpretation der Verkehrsschilder ja nicht, aber gelogen ist diese Erklärung auch nicht. Gewirkt hat sie und meine Hirnwindungen hat sie mehr in Bewegung gehalten, als wenn ich ihm ausführlich erklärt hätte, was die Schilder wirklich bedeuten. Das wird er früher oder später schon lernen.
Blogger Martin Moser
Martin Moser (1959), Produktionschef Tageszeitungen der AZ Medien, ist seit 30 Jahren verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Er hat zwei Enkel (Lionel, 2011, und Enyo, 2014) und legt auch mal einen Opi-Tag ein. Bloggt für «wir eltern» über Opi-Kinder-Enkel-Erlebnisse und -Beziehungen und kramt auch mal in seinen eigenen Erinnerungen.