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Armut in der Schweiz: Familien am Rand der Gesellschaft
zvg
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Diese Woche hat in der Schweiz die Nationale Konferenz gegen Armut getagt. Fachleute haben über die zunehmende Armut gesprochen und über Lösungen diskutiert, wie die Entwicklung zu stoppen ist. Gerade Familien mit Kindern sowie alleinerziehende Elternteile sind sehr oft von Armut bedroht. Über die fehlenden Chancen von Kindern, die in Armut leben, wird immer wieder berichtet. Was mich persönlich auch betroffen macht, ist die soziale Armut, die Menschen erfahren, welche jeden Rappen umdrehen müssen. Neben der bedrückenden Existenzangst, nicht genügend Essen kaufen zu können (und das in der Schweiz, in der ein Drittel aller Nahrungsmittel weggeworfen werden!), bringt Armut auch mit sich, dass nicht am sozialen Leben teilnehmen zu können, weil das Geld fehlt.
Was bedeutet soziale Armut für eine Familiefür eine Familie? Ein Zoobesuch, ein Kinobesuch, auf die Kunsteisbahn gehen und Schlittschuhe mieten, im Winter Skifahren gehen, einen Besuch im Verkehrshaus machen – alles Dinge, die viel Geld kosten und das Budget so belasten, dass sie mitunter schlicht nicht möglich sind. Oftmals stellen Eltern ihre Bedürfnisse sehr stark zurück und versuchen den Kindern trotzdem den Besuch im Skilager zu ermöglichen. Wer von euch kann sich das vorstellen? Nicht Teil sein können der heutigen Spass- und Freizeitgesellschaft? Natürlich ist die Armut in Afrika eine andere. Trotzdem darf nicht vergessen werden, wie belastend es ist, in einer wohlhabenden Gesellschaft zu leben mit kaum Chancen, daran teilzuhaben. Gerade für Kinder.
Uns geht es gut. Wir können unserer Tochter einen neuen Schneeanzug kaufen, wir sind finanziell in der Lage, Bio-Gemüse zu kaufen und wir können mit der ganzen Familie einen Ausflug auf dem Vierwaldstättersee unternehmen. Dafür bin ich unendlich dankbar, es ist alles andere als selbstverständlich, so gut leben zu können. Genau deshalb würde ich das gerne auch einer Familie ermöglichen, die sich das sonst nicht leisten kann – und ich kenne einige, die das auch gerne tun würden. Für Kleider und Essen gibts in der Schweiz ja schon diverse Anlaufstellen wie z.B. die Caritas oder Tischlein deck dich. Gibt es so etwas auch, um die soziale Armut von Familien zu lindern? Einen Kinobesuch finanzieren? Einen Familienausflug? Ein Zeitschriftenabo? Ein Hobby des Kindes? Was sagt mir euer Schwarmwissen? Falls nicht, würde ich sehr gerne so etwas ins Leben rufen. Wer interessiert ist, darf sich gerne bei mir melden.
Und wer jetzt denkt, dass es im Leben doch Wichtigeres gibt als einen Kinobesuch: ja, ohne Zweifel gibt es das. Aber mal wieder mit der Familie weggehen können, tut der Seele gut. Und den Kindern erst recht.
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Claudia Joller ist 1984 im Fricktal geboren und hat sich ins Luzerner Exil abgesetzt. Sie unterrichtet Wirtschaft und Gesellschaft an einer Berufsschule und ist seit Februar 2016 Mutter einer kleinen Tochter. Seit der Geburt ist eigentlich so gut wie gar nichts mehr, wie es vorher war und sie ist staunend freudig gespannt, was die Reise mit dem kleinen Leben an der Hand noch für Abenteuer für sie bereit hält. Alle Blog-Beiträge von Claudia Joller finden Sie hier.