Wirtschaftsprofessor Marko Sarstedt erklärt, wie sich die Organisation des Nachwuchses mithilfe der Betriebswirtschaftslehre bis ins letzte Detail planen lässt.
Bild
Marko Sarstedt, Springer-Verlag
Zur Person
Marko Sarstedt ist Professor für Marketing an der Universität Magdeburg. Sein Buch «Optimiertes Babymanagement. Den Elternalltag mit betriebswirtschaftlichen Methoden perfektionieren» erschien im Springer-Verlag (2015).
Sarstedt:Familienplanung ist heute oft ein Ein-Kind-Projekt, bei dem Eltern einen enormen Aufwand betreiben. Alles wird genau durchdacht und geplant. Ich habe mich gefragt, wohin es führt, wenn wir konsequent die Lehren der Betriebswirtschaft anwenden. Diese bieten nämlich Methoden, mit denen sich die Organisation des Kindes bis ins letzte Detail planen lässt – um Zeit und Kosten zu sparen.
Sie meinen zum Beispiel das im Buch erwähnte Windelbestandsmanagement?
Genau, damit lässt sich etwa der kostenoptimale Vorrat an Windeln berechnen. Oder der Make-or-buy-Babybrei, der die Material- und Herstellungskosten von selbst gemachtem und gekauftem Brei vergleicht. Sie können auch die «Choice-based Conjoint-Analyse» nehmen, die beim Kinderwagenkauf hilft, Ausstattungsdetails nach der höchsten sozialen Anerkennung zusammenzustellen. Da kommt dann zum Beispiel heraus, dass der optimale Kinderwagen ein blaues Polster, einen Sportsitz und ein Sonnenschirmchen haben sollte.
Sagen Sie bloss, Sie wenden diese Methoden bei Ihren eigenen Kindern an?
Nein, natürlich nicht. Es ist bisher auch so prima gelaufen. Im Buch überspitze ich ganz bewusst den Optimierungswahn, den wir heute in den meisten Bereichen erleben, indem ich die Methoden der BWL konsequent weiterdenke. Im Ansatz machen Eltern nämlich vieles implizit: Etwa bei der Namenswahl überlegen, welche positiven oder negativen Assoziationen es gibt. Auch findet in meinem Freundeskreis derzeit ein regelrechtes Grundschul-Casting statt. Ich will diese Optimierungsbemühungen gar nicht bewerten. Indem ich aber die nüchternen betriebswirtschaftlichen Methoden danebenstelle, wirkt dies oft demaskierend.
Ein Kind bedeutet oft Chaos, Unvorhersehbarkeit und unproduktiv verbrachte Stunden. Wie passt das zusammen mit Ihrem Ansatz?
Das Ganze soll zum Nachdenken anregen. Auch darüber, was der Wert von Kindern tatsächlich ist. Gerade deren Unplanbarkeit ist ja so toll. Das Buch will deshalb ein Plädoyer für mehr Gelassenheit sein. Natürlich kann man alles optimieren. Die Frage aber ist: Macht dies Sinn? Babybrei lässt sich selber machen oder kaufen – dem Baby ist das letztendlich egal. Es ist auch so glücklich.