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Warum ich die Mutter meines Kindes doch noch geheiratet habe
Anfang Jahr fand ich noch, dass Heiraten nichts für mich ist. Am vergangenen Wochenende habe ich es trotzdem getan. Wieso auf einmal?
1. Ihr war es wichtig
Ich habe das Ganze mal aus der Distanz betrachtet und musste für mich abwägen: Ist es mir wichtiger, nicht zu heiraten als es meiner Freundin wichtig ist, zu heiraten? Und dann musste ich ehrlicherweise antworten: Nein. Weil eine passive Anti-Haltung kaum je so stark ist wie eine initiative Macher-Einstellung. Und ich möchte ja keine Krise heraufbeschwören, weil ich dickköpfig verweigere, etwas zu tun, von dem ich behaupte, es sei mir gar nicht wichtig.
2. Es ist der kleinere Schritt
Viele Paare machen es so, wie auch ich dachte, dass ich es einmal tun würde: Zuerst heiraten sie, dann bekommen sie Kinder. Wir haben zuerst ein Kind fabriziert. So what? Insofern haben wir aber den grösseren Schritt vor dem kleineren gemacht. Denn in meinen Augen verbindet es zwei Menschen doch noch etwas mehr, wenn sie gemeinsam ein Kind haben. «Dann brauchen wir denn ersten Schritt ja nicht mehr zu machen», so habe ich zuvor argumentiert. Schliesslich musste ich einsehen: Das ist längst nicht so logisch, wie ich sonst gerne bin.
3. Einiges wird einfacher
Es ist tatsächlich so, «Meine Frau» tönt einfach besser als «meine Freundin» oder «die Mutter meines Kindes». Es gibt weniger Missverständnisse, die Fronten sind geklärt. Auch wenn das Heiraten einigen administrativen Aufwand bedeutet, ebenso viel davon lässt sich dadurch einsparen. Wir müssen nur noch eine Steuererklärung ausfüllen – jetzt geht es nur noch darum, auszudiskutieren, wer das machen wird.
4. Es verbindet und stärkt
Ich hätte es ja nicht gedacht, aber Heiraten ist eine schöne Sache. Auch wenn es auf dem Standesamt nur 15 Minuten dauert. Man putzt sich raus, sieht den Partner in edler Kluft, hält sich bei der Hand und sagt abermals zueinander «ja». Geweint habe ich nicht, aber etwas sentimental wurde mir schon zumute.
5. So schlimm ist es ja nicht
Nützt es nichts, schadet es nicht, sagt der Volksmund. Bis jetzt hat mir die Ehe noch kein bisschen wehgetan. Ich hoffe, das bleibt so.
Jetzt könnt ihr natürlich sagen: «Darauf hättest du schon vorher kommen können.» Oder auch: «Liebe? Gehts nicht vor allem auch um Liebe?» Natürlich, ja, dann habt ihr recht. Aber man wird doch zuerst mal noch zur Vernunft kommen dürfen.
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Reto Hunziker ist 1981 im Aargau geboren, aber das muss noch nichts heissen. Er hat Publizistik, Filmwissenschaft und Philosophie studiert und auch das muss noch nichts heissen. Er arbeitet als freier Journalist und als Erwachsenenbildner und versucht daneben, dem ganz normalen Wahnsinn in einer Patchwork-Familie (Frau, Tochter und Stiefsohn) mit Leichtigkeit und gesundem Menschenverstand zu begegnen – das will was heissen. Alle Blog-Beiträge von Reto Hunziker finden Sie hier.