Für Kinder gilt oft: Ernährung nach Fahrplan, beginnend ab dem 5. Lebensmonat. Wo bleibt da der Genuss und die Freude am Essen?
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zvg
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Kaum etwas wird in der heutigen Gesellschaft so dogmatisch gelebt wie das Thema Essen. Und die Religion «Ernährung» macht auch vor den Kinderzimmern nicht Halt: ab dem 5. Lebensmonat wird der Grossteil der Babys nach einem strikten Brei-Fahrplan «aufs Essen vorbereitet». Zuerst Rüebli, dann Rüebli-Kartoffeln, dann Rüebli-Kartoffeln-Fleisch. Brust-/Flaschenmahlzeiten nach Stundenplan werden durch vollständige Breimahlzeiten ersetzt – und wehe das Kind mag Brei nicht!
Ich komme – wie sicher schon bemerkt – aus der bedürfnisorientierten Ecke und wir stillen auch mit 16 Monaten noch, wenn auch nur noch selten. Wir haben uns gegen das Brei-Diktat, «erlaubte» Lebensmittel pro Lebensmonat (ausser Rohes im ersten Jahr) und das Ersetzen von Mahlzeiten entschieden. Bei uns gabs einfach vom Tisch, das kleine Leben konnte so viel mitessen wie sie mochte, der Rest wurde gestillt. Die zum Teil aus der Nazizeit stammenden Konzepte der (Brei-)Ernährung habe ich bewusst hinterfragt und wir haben unseren eigenen Weg gefunden. Das war sehr stressfrei und ist es heute noch – ich hatte noch nie Angst, ob unser Kind zu wenig (oder gar zu viel) gegessen hat.
Natürlich achten wir darauf, was wir essen. Wir kochen frisch. Meistens. Und wir kochen ausgewogen. So gut es geht. Manchmal gibt’s auch einfach Tortellini aus dem Pack zum Zmittag. Oder in der Badi mal Pommes Frites. Ist ja nicht die Regel. Das einzige, worauf wir achten, ist der Zucker. Im ersten Lebensjahr galt: zuckerfrei. Im zweiten gilt: so wenig wie möglich. Das stösst im Umfeld nicht nur auf Verständnis. Gerade für die ältere Generation enthalten wir dem Kind ja das Beste vor... aber die Kleine ist mit einem Apfelschnitz zurzeit noch superglücklich (sie kennt ja das gesellschaftliche Konzept «Dessert» noch nicht) und ich bin mir sicher: die Liebe zum Schleckzeug kommt früh genug. Zudem ist so ein Schoggieili auf 10 Kilogramm Körpergewicht eine etwas grössere Zuckerbombe als verteilt auf einen Erwachsenen. Das gilt auch für Zuckerwasser wie Cola und Co.: das muss nicht sein – und soll später ganz sicher nicht zum Alltag gehören.
Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass ein Kind bei einem ausgewogenen Angebot an Essen genau weiss, was es braucht und was nicht. An einem Tag etwas mehr, am anderen etwas weniger. Und auf die ungesunden Sachen müssen wir Eltern eben achten und einen angemessenen Umgang damit vorleben. Isst das Kind mal ein paar Tage kein Gemüse? Das wird mit Sicherheit wieder. Solange wir den Kindern Genuss vorleben, werden sie einen natürlichen Umgang mit dem Essen erlernen. Dazu gehört für mich das ganze Spektrum, das uns halt heute zur Verfügung steht. In der Badi gabs letztes Wochenende dann auch wieder mal einen Schleck Glacé zum Probieren. Bis anhin verzieht das Kleine Leben nur angewidert das Gesicht und spuckt das klebrige Zeug wieder aus – und greift zur Melone im Tupperware.
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1. Räume kühl halten, nur frühmorgens und nachts lüften.
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2. Hauttemperatur bei Säuglingen und Kleinkindern regelmässig prüfen, bei Bedarf sanft kühlen (lauwarme Dusche, feuchte Tücher).
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3. Viel trinken lassen (Kinder stündlich auffordern, ein kleines Glas zu trinken).
5. Kranke Kinder: Durchfall trocknet den Körper sehr rasch aus. Auf Müdigkeit, trockene Haut und Lippen achten. Lieber zu früh als zu spät zum Arzt. Für Kinder mit Asthma und anderen Krankheiten sollen Massnahmen mit dem Hausarzt abgesprochen sein.
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6. Kinder können auch bei Hitzewellen draussen sein. Anstrengende Tätigkeiten und Sport auf den Vormittag legen. In Wäldern und Parks mit dichtem Baumbestand spielen lassen, dort sind die Temperaturen erträglicher und die Ozonwerte tiefer.
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7. Kinder nie in Autos oder unbeaufsichtigt in verschlossenen Räumen lassen.
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8. Im Freibad und am Strand vor Hitze und Sonnenstrahlung schützen (UV-Shirts, Kleider, Hut, Aufenthalt im Schatten, Sonnencreme).
Bloggerin Claudia Joller
Claudia Joller ist 1984 im Fricktal geboren und hat sich ins Luzerner Exil abgesetzt. Sie unterrichtet Wirtschaft und Gesellschaft an einer Berufsschule und ist seit Februar 2016 Mutter einer kleinen Tochter. Seit der Geburt ist eigentlich so gut wie gar nichts mehr, wie es vorher war und sie ist staunend freudig gespannt, was die Reise mit dem kleinen Leben an der Hand noch für Abenteuer für sie bereit hält.
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