Beruf & Bildung
Treppchen hoch um jeden Preis?
Ist es das höhere Gehalt? Der Firmenwagen? Mehr Prestige? Dann lässt man es besser bleiben – die Sache mit der Beförderung! «Man darf sich nicht vom Ego leiten lassen», sagt Katrin Juntke, Karriereberaterin aus Brütten ZH. Sondern kühl und sachlich analysieren, ob man für den Posten die nötige Qualifikation und Motivation mitbringt. Fehlt eines davon oder zweifelt man selbst daran, die Richtige zu sein? Dann besser Nein sagen! Insbesondere, wenn die Familie nicht hinter einem steht; wenn einem der Chef einen Gefallen schuldet; wenn man nicht absolut sicher ist, den Job wirklich haben zu wollen.
Stolpersteine hinterfragen
Ursula Knorr vom Institut für Führung und Personalmanagement der Uni St. Gallen rät denn auch zu Bedacht: «Jeder Beförderung sollte eine sorgfältige Evaluation vorangehen.» Gute Firmen planen die Nachfolge und fördern geeignete Kandidaten. Fehlt dieser Prozess, sollten Interessierte selbst nachhaken: Was sind die Anforderungen? Wo gibt es Stolpersteine? Welche Chance bietet die Position? Von wem darf man Unterstützung erwarten? Katrin Juntke empfiehlt zudem: «Nachfragen, warum der Vorgänger weg ist.» Gab es Konflikte? Wurde er entlassen? Hat er den Job hingeschmissen? «Damit Sie wissen, was auf Sie zukommt, wo die Empfindlichkeiten liegen – und die Tretminen.»
Privatleben berücksichtigen
Auch über die Konsequenzen der neuen Arbeit sollte man sich Klarheit verschaffen. Ursula Knorr: «Sie werden Entscheide treffen müssen und die Verantwortung dafür zu tragen haben – und Sie können zur Rechenschaft gezogen werden. » Zudem müsse man sich auf neue Formen von Auseinandersetzungen oder gar Kampf einstellen, Aufgaben für Mitarbeiter formulieren und delegieren, das Umsetzen kontrollieren, führen, coachen – alles unter Zeitdruck.
Auch das Privatleben kann leiden: weniger Zeit für Familie, Freizeit, Freunde, Sport und Schlaf. Philippe Hertig von Egon Zehnder International: «Man exponiert sich, steht schnell im Rampenlicht, und es wird erwartet, dass man permanent erreichbar ist.»
Noch immer alles klar? Dann können Sie den Füller für besondere Unterschriften schon mal zur Hand nehmen. Nur eines noch, bevor Sie die Kappe abschrauben: ihre Eigenschaften. Philippe Hertig nennt die vier wichtigsten Führungskompetenzen: Ergebnisorientierung, strategisch-konzeptionelles Denkvermögen, mitarbeiterorientiertes Führen, die Fähigkeit, mit diversen Interessensgruppen zu kooperieren.
Frühzeitig Hilfe suchen
Und: Insbesondere Mütter und Väter fühlen sich nach einer Beförderung manchmal erst recht wie der Hamster im Rad. Weil sie die Doppelgleisigkeit von anspruchsvollem Berufsalltag und Familie auffrisst oder der Erfolg ausbleibt. Wichtig: frühzeitig Hilfe suchen. Braucht es gezielte Weiterbildung oder ein Coaching? Andernfalls solle man die Aufgabe abgeben, solange Ansehen und Job-Alternativen noch intakt sind. Katrin Juntke rät Betroffenen: «Gestehen Sie sich ein, dass Sie auf dem falschen Stuhl sitzen.» Die Konsequenz: Um Rücktritt bitten oder aber klar sagen, dass man Schwächen hat und daran arbeiten will, dafür aber Unterstützung braucht.