Keine träge Zunge: Colin Firth aka King Georg VI während seiner legendären Rundfunkansprache.
Das Tabuthema «Stottern» kennt viele Vorurteile. Wir bauen einige davon ab und liefern Fakten.
Der Oscar-prämierte Film «The King’s Speech» erzählt die wahre Geschichte von Albert, Duke of York, dem späteren König George VI. Albert muss sich nach der Abdankung seines älteren Bruders auf die Rolle als künftiger König vorbereiten. Diese Aufgabe fällt ihm besonders schwer, da er seit seiner Jugend extrem stottert und deshalb Reden vor Publikum ein wahrer Albtraum für ihn sind.
Ob der Film die erhaltenen Auszeichnungen verdient, spielt hier keine Rolle. Wichtig ist, dass durch den Streifen das Tabuthema Stottern zur Diskussion gebracht und hoffentlich von allen Vorurteilen und falschen Behauptungen befreit wird – für alle direkt und indirekt Betroffenen.
Woher kommt eigentlich das Stottern?
Die Ursachen des Stotterns sind nicht vollständig erforscht. Erklärungen wie «Kinder denken schneller als sie sprechen» oder «Kinder sind eben nervös und wollen mit Stottern die Aufmerksamkeit auf sich ziehen» treffen gemäss Logopäden nicht zu. Wissenschaftler vermuten, dass der gestörte Redefluss auf Funktionsstörungen im Gehirn zurückgeht.
Rund ein Prozent der Erwachsenen stottert chronisch
In der Schweiz sind es also gegen 80‘000 Personen. Beim Stottern wird der Redefluss in Form von Blockaden, Wiederholungen oder Dehnungen gestört. Stottern wird häufig von übermässiger Anstrengung beim Sprechen begleitet, was sich in Form von Verkrampfung oder Zuckungen von Kopf, Armen oder Oberkörper äussert.
Das Stottern bei Kindern – vor allem bei Buben
Das Stottern beginnt meistens ohne besonderen Anlass im Alter zwischen zwei und fünf Jahren. Zuvor hat das Kind meistens eine Zeitlang flüssig gesprochen. Fünf Prozent aller Kinder entwickeln in diesem Alter ein so genanntes Entwicklungsstottern. Das ist meist kein Grund zur Besorgnis. Vier von diesen fünf Kindern verlieren das Stottern bis zur Pubertät wieder und sprechen flüssig, ohne dass ärztliche Hilfe nötig wird. Bei Mädchen ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Stottern verschwindet, um einiges grösser.
Vermeiden, dass es chronisch wird
Bei Unsicherheiten ist eine logopädische Abklärung bei einer Fachperson sinnvoll. Je rascher ein Stottern, das chronisch werden könnte, behandelt wird, desto grösser ist die Chance, dass es wieder weg geht. Mit Hilfe von spielerischen Übungen soll das Kind vor allem wieder Freude am Sprechen bekommen und dabei positive Erlebnisse haben.