Ferien
Tauchen mit Kindern, das sollten Sie wissen
Von Andreas Grote
Auch wenn in den Ferien die Tauchschule lockt: Vor dem Tauchen mit Atemgerät sollten Kinder zum Arzt – am besten zu Hause.
Endlich Ferien und da will man doch auch spontan sein. An vielen Seen, Stränden oder Küsten locken Tauchschulen schon mit Angeboten für jüngere Schulkinder. Klingt ja auch verlockend die Unterwasserwelt mit Atemgerät in Tiefen zu erkunden, wo man mit dem Schnorchel nicht hinkommt.
Doch während Betreiber von Tauchschulen sich meist nur auf die Regularien ihres Tauchverbandes verlassen, die 12-Jährige bis 21m in freiem Gewässer tauchen lassen, warnen Mediziner vor einer übereilten Entscheidung. «Wir wissen viel zu wenig über die kindliche Physiologie beim Gerätetauchen», sagt etwa Daniel Blickenstorfer, Allgemein- und Tauchmediziner bei der Schweizerischen Gesellschaft für Unterwasser- und Hyperbarmedizin SUHMS.
Achtung Panik
«Ich bin betreffend Beurteilung der Tauchtauglichkeit bei Kindern unter 12 Jahren sehr restriktiv», sagt Blickenstorfer. Denn Kinder sind auch beim Tauchen nicht einfach nur kleine Erwachsene. Ihr Sauerstoffbedarf ist höher, der Durchmesser der Atemwege ist kleiner, das Lungenwachstum ist noch nicht abgeschlossen, die Belüftung des HNO-Raums sowie der Kreislauf noch störanfällig. «Jüngere Kinder neigen zudem bei Gefahr zu Panik und wollen schnell auftauchen», sagt der Taucharzt. Genau das darf nicht passieren. Schon bei einem unkontrollierten Aufstieg aus einer Tiefe von 1,7m kann sich die Lunge durch den nachlassenden Wasserdruck so ausdehnen, dass es zum Lungenriss und in der Folge zum Lungenkollaps, zu neurologischen Erkrankungen wie Lähmungen oder schlimmstenfalls zum Hirnschlag kommen kann.
Hinzu kommen Risiken durch Vorerkrankungen beim Kind. In den wenigen verfügbaren Studien zu Tauchunfällen bei Kindern steht Asthma an erster Stelle, auch wenn es gut eingestellt ist. Gefolgt von ADHS, was unter Wasser schneller zu Panik führen kann und daher einer sehr individuellen Tauchtauglichkeitsuntersuchung bedarf, in welcher auch die Bedingungen, unter denen das Tauchen stattfinden soll, genauestens im Vorfeld abgeklärt werden sollten.
Tipp: Eine Liste mit zertifizierten Tauchärzten sowie eine Broschüre zum Kindertauchen finden Sie auf der Website der Schweizerischen Gesellschaft für Unterwasser- und
Hyperbarmedizin SUHMS (suhms.org).
Tauchtauglich?
Eltern sollten daher ihr Kind rechtzeitig vor den Ferien auf Tauchtauglichkeit bei einem dafür ausgebildeten Arzt untersuchen lassen, denn der Tauchlehrer könne das oft nicht ausreichend beurteilen, rät Blickenstorfer. Die schriftliche Beurteilung enthält dann auch die tauchmedizinische Empfehlung, wie tief und für welche Dauer das Kind tauchen dürfe. Blickenstorfer empfiehlt allerdings generell eine Tauchuntersuchung, auch bei Kindern über 12 Jahren und insbesondere beim Vorliegen relevanter Vorerkrankungen. Wenn es dann doch spontan mit dem Tauchen sein muss, «empfehle ich Eltern ganz konkret die Ausbildung der Tauchlehrer betreffend Kindertauchen und die vorhandene Ausrüstung bei der Tauchschule zu erfragen», rät Blickenstorfer. Hat man keinen guten Eindruck, sollte man lieber die Finger von der Tauchschule lassen.