Grafikerin und Mutter Gabriela Gründler (43), Mutter von Mina (7), Zürich.
Wir sind keine religiösen Menschen. In die Kirche gehen wir kaum und Mina ist auch nicht getauft. Im letzten Sommer ist sie in die Schule gekommen. Religionsunterricht hat sie dort keinen. Und plötzlich habe ich mich gefragt, ob das eigentlich gut für sie ist. Zum Aufwachsen gehört, meiner Meinung nach, doch auch eine moralische Orientierung. Immer öfter habe ich an meine eigene Kindheit gedacht und an die Bibelgeschichten, die wir von der Lehrerin gehört haben. Anschauliche, bildhafte Erzählungen über richtiges und falsches Verhalten, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Ich habe die Geschichten als Kind geliebt. Deshalb habe ich für Mina jetzt eine Kinderbibel gekauft. Wir lesen darin. Etwa die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Danach muss man dem Kind nicht mehr lange erklären, warum es wichtig ist, Menschen, denen es schlecht geht, zu helfen. Warum Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe gut sind. Ich glaube, dass Menschen ein Wertgerüst brauchen. Eine moralische Hilfestellung zur Orientierung. Die Kirche ist heute im Leben der meisten Leute nicht mehr präsent. Das hinterlässt in der Gesellschaft ein Vakuum. Es besteht die Gefahr, dass etwa Esoterik und Sekten diese Leerstelle besetzen. Ich weiss oft nicht genau, was richtig und was falsch ist. Deshalb inspiriert mich die schön illustrierte Kinderbibel. Und Spass macht das Vorlesen der Geschichten meiner Tochter und mir ausserdem.