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Fieberbläschen? Abstand zu Säuglingen halten!
Ein zwei Wochen alter Bub steckt sich mit dem Herpes Virus an. Sein Gehirn wird schwer geschädigt. Nun hat sein Vater nur noch eine Hoffnung.
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Von Anita Zulauf und Martina Schnelli
Der Facebook-Post von Thorsten Schulz bewegt: Er wurde innert weniger Tage 45000-mal geteilt. Der Vater aus Deutschland schildert, wie sein Sohn plötzlich erkrankte: «Ca. 14 Tage nach seiner Geburt begann John unruhig zu werden, sich zu überstrecken und in leichten Schüben zu zittern. Die Hebamme nahm an, dass es sich um eine durch die schnelle Geburt hervorgerufene Blockade handelte und empfahl uns am nächsten Tag zum Arzt zu gehen. Abends war es dann so schlimm, dass wir ins Krankenhaus fuhren. Er kam sofort auf die Neugeborenenintensiv und bekam prophylaktisch Antibiotika und antivirale Mittel. Nach mehreren Untersuchungen und 4 Tagen ungeduldigen Wartens kam die Diagnose: Herpes Encephalitis.»
Sein Sohn John habe irgendwo einen Herpesvirus abbekommen, schreibt der Vater. Dieser sei durch die noch nicht ausgebildete Blut-Hirnschranke ins Gehirn gewandert und habe dort grosse Teile des Gehirns entzündet und zerstört. John wurde fünf Wochen lang mit aggressiven antiviralen Mitteln behandelt.
Hirnstrommessungen, Ultraschall und MRT ergaben aber schliesslich einen niederschmetternden Befund: Grosse Teile des Gehirns des Säuglings sind dauerhaft schwer geschädigt und zerstört. Die Entzündung scheint trotz der Behandlung mit den antiviralen Medikamenten weiter zu brennen. Die Ärzte können nichts weiter tun.
«John muss nun alleine kämpfen», schreibt der Vater.
Er wünscht sich, dass sich jedermann bewusst macht, dass fast jeder Mensch das Herpesvirus in sich trägt. Herpesbläschen sind hochansteckend. Der Appell des Vaters: «Haltet euch von Babys fern, schaut nicht mal in den Kinderwagen, ihr könntet das Kind anstecken, auch wenn es nicht mehr ganz frisch ist.»
Für John sei es zu spät, er werde nie wieder gesund. Der Vater schreibt, er und seine Familie wünschten sich kein Beileid, sondern Sensibilisierung. «Herpes wird heutzutage als lästige Begleiterscheinung eines stressigen Lebens abgetan, die Gefahren sind kaum bekannt. Wer darauf achtet rettet vielleicht einem Kind das Leben, erspart ihm Leid. Wir werden es nie erfahren, doch dann hat Johns schwerer Weg einen Sinn bekommen.»
Schätzungen zufolge ist 85 Prozent der Weltbevölkerung mit Herpes infiziert. Die Infektion erfolgt meist unbemerkt, da diese meist ohne Symptome verläuft. Herpesviren verbleiben bei Angesteckten lebenslang im Nervengewebe und können immer wieder ausbrechen. Die verschiedenen Herpes-Erreger können beispielsweise zu Lippen-Herpes oder Genital-Herpes führen. Diese können unangenehme Symptome haben, sind für Erwachsene aber meist nicht weiter gefährlich. Für Kinder aber schon – wie das Beispiel von John zeigt.
Ein Kind kann sich schon über Berührungen oder Liebkosungen anstecken, aber auch über Tröpfchen einer infizierten Person in der Luft (Husten, Niesen).
Als Risikofaktoren für einen Schub mit Fieberbläschen gelten Stress, Sonnenbrand, hormonelle Veränderungen (Menstruation), Verletzungen, Operationen. Schwangeren wird geraten, sich in ärztliche Behandlung zu begeben, sollten sie eine Herpes-Erkrankung feststellen.