Die Fachärztin Alice Köhli zu Methoden, die das Allergierisiko senken.
wir eltern: Frau Köhli, angenommen, ich bin Allergikerin und erwarte mein erstes Kind: Was raten Sie mir?
Alice Köhli: Als schwangere Frau sollten Sie auf eine ausgewogene und nährstoffdeckende Ernährung achten. Meiden Sie Auslassdiäten. Und rauchen Sie nicht. Wie man Allergien gezielt vorbeugen könnte, dazu gibt es leider noch keine eindeutigen Empfehlungen. Die Einnahme von Fisch während der Schwangerschaft und der Stillzeit scheint aber einen schützenden Effekt zu haben. Auch bestimmte probiotische Stoffe könnten sich präventiv auf die Entwicklung einer Neurodermitis auswirken.
Wie können Eltern mit Allergien generell das Risiko reduzieren, dass ihr Kind eine Allergie entwickelt?
Grundsätzlich mit ausschliesslichem Stillen über vier Monate. Wenn dies nicht möglich ist, dann empfehle ich bei Risikokindern die Gabe von teilhydrolisierter Milch, also HA-Milch. Die Beikost müssen Sie nicht verzögern, sondern können diese wie bei Kindern ohne erhöhtem Allergierisiko zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat einführen. Auch auf stark allergene und vielfältige Lebensmittel sollten Sie nicht verzichten.
Früher wurde das Gegenteil empfohlen …e
Dank neuer Studien wissen wir es besser: Je mehr verschiedene Nahrungsmittel ein Kind im 1. Lebensjahr kennenlernt, desto geringer ist sein Risiko, Neurodermitis zu bekommen. Speziell Fischkonsum hat demnach einen schützenden Effekt. Vermeiden Sie auch Übergewicht beim Kind. Es gibt Belege, wonach ein erhöhter Body-Mass-Index zu Asthma führen kann. Wenn Ihr Kind ein erhöhtes Allergierisiko hat, sollten Sie es wenn möglich von Luftschadstoffen fernhalten und Passivrauchen unbedingt vermeiden; zudem sollten Sie keine Tiere mit Fell anschaffen.
Eine Mutter oder ein Vater sucht Ihre Sprechstunde auf mit einem Baby, das bereits Anzeichen von Neurodermitis hat: Was tun Sie?
Unser Ziel ist, dass die Kinder möglichst beschwerdefrei werden. Das erreichen wir mit guter sogenannter Basistherapie durch Reinigung der Haut (Ölbäder) und rückfettende Pflegeprodukte. Je trockener die Haut ist, desto fettender muss das Pflegeprodukt sein. Ekzeme und Entzündungen behandeln wir lokal antientzündlich, meistens mit Cortison.
Ist Cortison nicht schädlich?
Korrekt angewendet, sind Nebenwirkungen von Cortison extrem selten. Deswegen instruieren wir die Eltern sehr genau bezüglich Basispflege und anti-entzündlicher Therapie und geben dafür immer einen individuellen Behandlungsplan ab. Ziel ist, die Hautbarriere intakt zu halten und so auch weiteren Schüben vorzubeugen. Wenn die Neurodermitis mittelschwer bis schwer ist, machen wir noch Allergieabklärungen, meist im Blut. Bei nachgewiesener Hausstaubmilbenallergie empfehlen wir spezielle Überzüge für das Bett.
Zur Person
Dr. med. Alice Köhli ist Leiterin der Abteilung Allergologie im Kinderspital Zürich.