Partnerschaft / Sex
Lucy und Tom
Von Veronica Bonilla Gurzeler und Nuria Furrer
Lucy (29), Künstlerin, und Tom (32), Arzt, mit Nicolas (3,5), sind seit sechs Jahren zusammen und seit einem Jahr verheiratet.
Seit der Geburt ihres Sohnes Nicolas hat Lucy keine Lust mehr, mit ihrem Mann zu schlafen – mit anderen Männern aber schon. Sie haben deshalb ihre Beziehung vor eineinhalb Jahren geöffnet und nun wieder geschlossen – in der Hoffnung, die Beziehung zu retten.
Lucy: Weisst du noch, als du mir das erste Mal erzählt hast, dass du mit einer anderen Frau im Bett warst? Es war schrecklich, ich war schockiert und verletzt. Aber gleichzeitig fand ich es total antörnend. Danach hatten wir für ein paar Wochen super Sex.
Tom: Ja, aber das hat nur die ersten zwei Mal funktioniert, dann hast du dich daran gewöhnt. Mir bedeutet es nichts, mit anderen Frauen zu schlafen. Ich bin froh, dass wir unsere Beziehung jetzt geschlossen haben. Pornos tun es auch.
Lucy: Ich wollte sie offen behalten, endlich hatte ich wieder Lust auf einen Mann, das erste Mal seit der Geburt. Ich fühlte mich befreit. Aber ich verstehe, dass du es nicht ertragen hast.
Tom: Ich begehre dich ja nach wie vor. Aber seit der Geburt bin ich für dich unattraktiv. Das macht mich so eifersüchtig!
Lucy: Es tut mir schrecklich leid! Aber es ist so, du bist der Erzeuger unseres Kindes und jetzt begehre ich andere Männer. Weisst du noch, wie verliebt wir waren, als wir uns für den Kleinen entschieden haben? Wir haben den ganzen Tag nur gevögelt! Niemand hat uns darauf vorbereitet, dass unser Sexleben nach der Geburt ganz anders sein kann. Gut, das wir jetzt in der Sexualtherapie waren.
Tom: Ja. Endlich unternehmen wir Dinge zu dritt. Uns war nicht bewusst, dass wir keine richtige Familie sind. Das war meine Schuld. Ich wollte nach der Geburt mein Leben so weiterleben wie bisher, bin oft ausgegangen und habe dich mit dem Kleinen alleine gelassen. Du hättest etwas sagen müssen. Mich zurückhalten. Du bist die Liebe meines Lebens. Aber jetzt machen wir es ja besser und das bringt uns wieder näher. Wir haben ja auch wieder öfter Sex.
Lucy: Ich schlafe gern mit dir. Du weisst, was ich mag, ich weiss, was du magst. Aber das Begehren ist weg. Ich will es unbedingt wieder haben, komme aber an meine Grenzen. Ich habe keine Kraft mehr, mich immer schuldig zu fühlen.
Tom: Du weisst doch, dass ich auf Sex verzichten kann, ich hatte schon so viel Sex in meinem Leben. Vielleicht tut es mir sogar gut, meinen Trieb etwas zu zügeln. Mit anderen Frauen will ich nicht mehr ins Bett. Als ich im Ausgang Frauen aufgerissen habe, kam es mir so vor, als würde ich mit Drinks anstatt Geld für Sex bezahlen. Es war purer Sex.
Lucy: Purer Sex ist genau das, was ich will. Ich fühle mich zu jung, um auf meine Sexualität zu verzichten. Wären wir schon fünfzig, na gut. Aber mit dreissig? Wir sind ein super Team. Einen Mann wie dich finde ich nicht mehr so schnell. Aber ich weiss nicht, wie lange es so noch weitergehen kann. Es ist alles so schrecklich, so traurig. Ich will dir doch nicht deine Familie, deine Frau, dein Zuhause wegnehmen.
Tom: Ich spüre, dass du dich trennen willst.
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