Für Nathalie Sassine ist «Ich habe Kinder» kein Grund, im Beruf dahinzudümpeln.
Nathalie Sassine (45), Inhaberin Online-Reisebüro webook.ch, Chefin von 10 Mitarbeiterinnen, Texterin, verheiratet und Mutter von Luc (14) und Emily (9).
«Ich weiss, dafür kriege ich bestimmt böse Kommentare, aber ich denke, dass der Satz ‹Ich habe Kinder› für Frauen manchmal eine Ausrede ist, weshalb ihr Beruf dahindümpelt. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich finde es völlig okay, wenn man sich entscheidet, seinen Beruf hintenanzustellen, aber das muss nicht zwangsläufig so sein. Ich jedenfalls habe meinen Kindern meinen beruflichen Erfolg zu verdanken. Sie haben mich auf Ideen gebracht, die ich ohne sie nie gehabt hätte und haben mir neue Perspektiven eröffnet. Als mein Grosser auf die Welt kam, hatte ich nach der Babypause eine Teilzeitstelle als Texterin. Und wie das häufig so ist: Als es der Firma nicht mehr gut ging, haben sie als erstes die Teilzeiterinnen gefeuert. Ich war also arbeitslos und bin in eine Qualifizierungsmassnahme beim RAV gekommen. Dort sollte man lernen, ein eigenes Projekt zu planen, zu strukturieren und umzusetzen. Das war super, zumal ich das ganze Equipment nutzen konnte. So ist mein Blog rabenmutter.ch entstanden. Ein Blog für Mütter, die sich trotz der Kinder weiter für Politik und Gesellschaft interessieren und auch ihren Humor behalten haben. Damals gab es so was im deutschsprachigen Raum kaum. Ohne Kind wäre mir das ja gar nicht eingefallen! Der Blog kam prima an und deshalb hat ein Verlag später ein Buch daraus gemacht. Ausserdem habe ich beim Bloggen gemerkt, dass ich auch ein Händchen für die Arbeit mit dem Internet habe.
Nach ein paar Jahren als Bloggerin haben mein Mann, er ist Grafiker, und ich für eine Bekannte eine Reise-Website gestaltet. Um es abzukürzen: Ihr wurde das alles zu viel. So habe ich meine eigene Firma gegründet und jetzt geht reisebüro-webook.ch durch die Decke! Offenbar haben es viele Menschen satt, sich bei einer Reise restlos alles ohne Unterstützung selbst zusammensuchen zu müssen. Familien nutzen unser Angebot besonders gern, und da kann ich wegen meiner eigenen Kinder bei der Beratung aus dem Vollen schöpfen. Inzwischen habe ich zehn Mitarbeiterinnen. Alles Mütter, alle Teilzeit. Das ist eine tolle Sache. Ich denke, die Frauen sind auch deshalb so engagiert, weil sie bei mir Familie und Job gut zusammenkriegen und ich die Tatsache, dass sie Mütter sind, als Zusatzqualifikation ansehe. Meine Kinder erleben mich viel mit dem Laptop auf den Knien. Aber das stört sie nicht. Im Gegenteil. Meine Tochter hat neulich zu mir gesagt: ‹Ich möchte später auch mal so eine gute Chefin werden wie du.› Wenn das nicht ein toller Satz ist!»