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Hurra, wir sind die Kinder los!
zvg
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Ja ist denn das die Möglichkeit?! 4, tatsächlich V.I.E.R. ganze Kinder haben uns die Oma und der Onkel von Samstag auf Sonntag abgenommen, damit die Chefin von dem Ganzen und ich uns für eine Nacht in eine Hotelanlage verdrücken kann. So eine direkt am Meer, mit internen Wellnessanlagen, Restaurants, Schwimmbad, Minigolfplatz etc. So eine mit 13 Stockwerken. So eine, in die wir uns sonst nie freiwillig begeben würden. Schon des Essens wegen. Das eine vegetarische Gericht auf der Speisekarte war zwar ok, aber weder geschmacklich noch auswahltechnisch überzeugend. Da koche ich doch lieber selber. Aber darum geht es gar nicht. Auch nicht um die wirklich entspannende Saunalandschaft, das schäumende Meer und die Möwen vor dem Balkon oder die Tatsache, dass man überall auf dem Gelände einen vernünftigen Latte Macchiato bekommt – sogar beim Frühstück.
Nein, es geht um die Liebste und mich. Um Gespräche, die nicht ständig und ausdauernd durch die Bedürfnisse unserer Kinder unterbrochen werden. Um schmachtende Elternblicke, ohne dass die jemand mit «Iiihh, voll eklig». Pärchenkram halt.
Irgendwann ist es nämlich genug. Paare verkraften nur ein gewisses Mass an abgesprochenen Gesprächen und Träumen. Paare müssen Gelegenheit haben, Pläne zu schmieden, den Alltag zu gestalten, Ziele zu setzen und füreinander zu schwärmen.
Ab einem gewissen Punkt kommt man andernfalls nämlich auf die Idee, es läge an der Beziehung. Wir reden ja gar nicht mehr miteinander. Du hörst mir überhaupt nicht zu. Wann haben wir das letzte Mal etwas für die Zukunft ausgeheckt? Aber das stimmt alles gar nicht. Die Beziehung liegt nur nahezu vollkommen unter Alltäglichkeiten, Stress, Müdigkeit und Ansprüchen verschüttet. Und wenn man nicht aufpasst, dann ist es schliesslich leichter, sie so wie sie ist einfach zu begraben, anstatt sich die Mühe zu machen, sie wieder auszubuddeln.
Aber das sind doch wir. Du und ich, das ist doch immer noch der Plan. Also Grabungsarbeiten. Alle Gespräche zu Ende führen, die man angerissen hat. Vögeln. Aufeinander einschlafen. Noch mehr vögeln.
Auswanderung/Kinderzimmerumbau/neues Hobby/Urlaubsreise planen. Nicht ernst werden müssen. Den anderen bei jeder Gelegenheit grossartig finden. Zuhören. Reden. Sich gemeinsam ein enges Haus bauen, das man Kokon nennt, und so lange wie möglich drin bleiben. Dann ein Loch in den Kokon knabbern, sich nach draussen zwängen und … ein wunderschönes Pärchen sein.
Gab es da nicht ein Wort für? Ach ja:
Liebe.
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Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.