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Kinderärztin: Du bist die Beste!
zvg
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Die schulmedizinische Kinderärztin ist eine Bank. Für gestresste Eltern ist sie eine unverzichtbare Anlaufstelle, weil sie die harmlosen Dinge von den ernsten Dingen zu unterscheiden weiss und entsprechend reagiert. Zudem kennt sie ihre Pappenheimer. Die «Mein Kind hat so komischen Hautausschlag/atmet nachts so schwer/kriegt beim Trinken kaum Luft»-Fälle werden nicht abgetan, sondern entkräftet und die Bedenkenträger beruhigt nach Hause geschickt.
Für die anderen Fälle verfügt sie über einschlägige Erfahrungen und Routinen. Die schulmedizinische Kinderärztin kennt die Auswirkungen von Pocken und Masern und braucht erst gar nicht die Empfehlung der Impfkommission, um gegenüber zweifelnden Eltern sachlich argumentieren zu können, warum diese oder jene Impfung dringend notwendig ist. Die schulmedizinische Kinderärztin stellt aber auch klar, dass es in dem Bundesland, in dem sie praktiziert, keine Zecken gibt, die FSME übertragen, und eine Impfung daher nicht notwendig ist – es sei denn, man hat entsprechende Reisepläne.
Sie lässt sich selbst bei der hunderttausendsten Untersuchung eines schreienden Babys nicht aus der Ruhe bringen und tut darüber hinaus nicht so, als wäre es die Schuld der Eltern, dass ihr x Monate altes Kind den Praxisbesuch nicht einfach klaglos über sich ergehen lässt. Die schulmedizinische Kinderärztin gibt älteren Kindern selbstverständlich die Kand und wartet geduldig darauf, dass das Kind - und nicht Mama oder Papa - die Fragen beantwortet, die sie zuvor dem Kind gestellt hat. Irgendwie schafft sie es, Kinder immer ein bisschen altersgerechter zu behandeln als deren Eltern es tun.
Das verbindet sie übrigens mit der ganzheitlichen Hebamme, gegen die sie viel zu oft ausgespielt wird. Mit solchen Positionierungen will und kann ich hier nicht dienen.
Stattdessen gab es letzte Woche das Lob der besagten ganzheitlichen Hebamme.
Die schulmedizinische Kinderärztin steht hier übrigens für die Summe aller positiven Erfahrungen, die ich mit Kinderärztinnen gemacht habe (tatsächlich nicht ein einziger Kinderarzt). Natürlich war nicht immer alles erste Sahne. Trotzdem erfahren diese Frauen viel zu selten gesellschaftliche Anerkennung und Lob, obwohl sie unverzichtbar sind.
Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.