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Geburt: Verlauf wird zu oft beschleunigt
Von Anita Zulauf und Martina Schnelli
Die ganze Publikation der Weltgesundheitsorganisation (in Englisch) zum Runterladen finden Sie hier.
Gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf ist es für manche Gebärende unrealistisch, dass sich der Muttermund 1 Zentimeter pro Stunde öffnet. Das Tempo dürfe deshalb nicht als Indikator für einen normalen Geburtsverlauf angewendet werden. Da dies jedoch häufig getan werde, würden zu oft geburtsbeschleunigende Mittel eingesetzt. Ein langsameres Tempo allein ist für die WHO noch kein Indikator, dass die Geburt nicht auf natürlichem Weg stattfinden kann. Erst ab einem auf 5 Zentimeter geöffneten Muttermund sei davon auszugehen, dass sich der Geburtsvorgang beschleunige.
Mit Punkten wie diesen kritisiert die WHO den Trend, immer stärker medizinisch in den Geburtsverlauf einzugreifen. Die Organisation hat 2018 deshalb einen umfassenden Bericht mit 56 Richtlinien für Geburten publiziert. Diese sollen dazu beitragen, dass Frauen und ihre Familien ein positives Geburtserlebnis haben.
Darunter etwa diese:
- Die Gebärende soll respektvoll betreut werden.
- Routinemässiger Einsetz des Wehenschreibers ist bei gesunden Frauen mit spontan einsetzender Geburt nicht empfohlen.
- Routinemässiges Rasieren des Schambereichs vor der Geburt ist nicht notwendig.
- Routinemässiges Setzen eines Einlaufs bei Klinikeintritt ist nicht empfohlen.
- Vaginale Untersuchungen sollen während der Eröffnungsphase bei einer Tief-Risiko-Schwangeren im Abstand von vier Stunden erfolgen.
- Routinemässige Dammschnitte sind nicht empfohlen, stattdessen - nach Möglichkeit und Vorliebe der Gebärenden - Dammmassage, wärmende Tücher, usw. um Dammrisse zu vermeiden.
- Die Nabelschnur soll nicht früher als eine Minute nach der Geburt durchtrennt werden.
- Das Absaugen von Mund und Nasse bei Neugeborenen sollten nicht routinemässig erfolgen.
- Mutter und Kind sollten nicht getrennt werden und 24 Stunden am Tag im selben Zimmer sein.
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