Ich bin Lehrer für Selbstverteidigung. Genau genommen für Krav Maga. Da muss ich mir natürlich so manchen Unsinn über meinen Beruf anhören. Dass ich gerade dreinschlagen kann und so etwas. Dabei ist es ein hoher Wert für mich, genau das aus den Köpfen der Kinder und Jugendlichen heraus zu bekommen. Ich versuche neben dem Sportlichen zu vermitteln, dass sich nur verteidigen kann, wer andere Menschen aufmerksam wahrnimmt und bemerkt, ob jemand traurig ist oder wütend oder Hilfe braucht. Mein persönlich höchster Wert ist die Zivilcourage. Einstehen für andere, für Schwächere. Zivilcourage wird immer seltener. Heute sehen die meisten Menschen nur noch sich selbst, Verantwortung zu übernehmen ist unmodern. Man guckt lieber auf sein Handy und kümmert sich ausschliesslich um den eigenen Kram. Es ist mir beim Training mit jungen Leuten wichtig, dass sie lernen, nicht nur egoistisch auf sich selbst zu schauen. Sie müssen auch lernen, im Team zu arbeiten. Wir haben derzeit viel Zulauf. Die Menschen haben diverse Ängste – vor Terrorangriffen oder sonstigen Verbrechen. Das wird durch die Politik und die Medien gepusht. Ich sehe meine Aufgabe darin, gegenzusteuern und zu beruhigen. Ich sage «Es gab immer schon böse Menschen und die Wahrscheinlichkeit, durch einen Autounfall oder Lungenkrebs zu sterben ist viel höher als die, durch einen Terrorangriff zu Schaden zu kommen.» Ich mag keine Aggressivität. Aber ich mag Mut. Einstehen für etwas und für einander, das ist für mich das Wertvollste.