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Coole Ausflugsideen im Eis
Von Redaktion
Raus aus der Stube! Wir haben uns für euch aufs Eis gewagt und Orte besucht, die Nervenkitzel versprechen. Eisfischen auf dem Bergsee, Eishöhlen erforschen, Eisstockschiessen oder Eislaufen mal ganz anders.
Die dicke Schneeschicht auf dem gefrorenen Berner Hinterstockensee glitzert hell im Sonnenlicht. Weit hinten sind zwei Menschen zu sehen, die auf Campingstühlen vor ihren Eislöchern sitzen, die Angel in der Hand. Sonst ist da nichts. Nur Stille, Eis und die mächtigen Berge, die rundherum in die Höhe ragen. Das Schaben und Krachen unseres Eisbohrers, der sich mit der massiven Schraube durch die dicke Eisschicht wühlt, durchbricht die Stille. Tiefschwarzes Wasser gluckert beim Durchbruch der Eisdecke hervor, eines von drei Löchern mit etwa 20 Zentimetern Durchmesser ist gebohrt. Jeder von uns will mal graben, dreht die Kurbel des manuell betriebenen, über einen Meter langen Bohrers. Das macht total Spass.
Wir, das sind unsere beiden Kinder Sophie und Mikka, Mikkas Freund Janick und wir Eltern. Eisfischen, das war für uns bis anhin etwas, das man aus Reisereportagen kennt, was man nur in den eisigen Landschaften nordischer Länder tut. Nun sitzen wir auf unseren mitgebrachten Schlitten, neben uns ein Becher heissen Tees, und halten die Angeln in den Händen. Es ist wieder still. Die Angelschnüre bewegen sich leise im Wasser. Es fühlt sich gut an, archaisch. Diese pure Natur, das raue Klima, die weiten Schneefelder, die Eisfläche, unter der es immer wieder laut knackt. Ein irgendwie fremd anmutendes Abenteuer, ein Eintauchen in eine ferne, fremde Welt. Die Stimmung – wunderschön. Absolute Entspannung.
Dann ein Aufschrei. Sophies Angel ruckelt wild auf und ab. sie lässt sie fallen. Eine Forelle hat angebissen. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Angel im Eisloch verschwindet, bekommt Janick sie zu fassen. Er zieht den Fisch behutsam aus dem Loch und lässt ihn auf den Boden gleiten. Der Fisch windet sich, zappelt. Janick befreit ihn vom Haken, greift zum Totschläger. Ruhig und gekonnt tötet er den Fisch mit einem Schlag auf den Kopf und schneidet ihm anschliessend die Kiemen durch. Der Fisch macht ein Geräusch, es klingt wie ein leiser Schrei. Blut breitet sich auf dem weissen Schnee aus. Wir wenden uns ab, die Mädchen und ich, Tränen in den Augen. Janick ist ein erfahrener Fischer. Wir alle sind froh, dass er den Akt des Tötens übernommen hat und hoffen insgeheim, dass wir an diesem Nachmittag keine Fische mehr fangen würden. Ein Wunsch, der sich erfüllen sollte.
Wir hatten uns vor diesem Abenteuer mit dem Töten auseinandergesetzt. Die Diskussion war kontrovers. Mein Standpunkt, dass wir, falls wir einen Fisch fangen würden, ihn wieder ins Wasser zurückgeben könnten, wurde abgelehnt. Das sogenannte «Catch and Release», also das Fangen und Freilassen von Fischen, sei nicht nur in der Schweiz, sondern auch in vielen anderen Ländern aus Gründen des Tierschutzes verboten. Der Akt des Fangens und Rausziehens ist für Fische Stress und Trauma. Verletzungen an Gaumen und/oder Lippen verursachen SchmerBild: Getty Images zen und würden ein Weiterleben im Wasser erschweren. Fasst man einen Fisch mit den Händen an, ist die Gefahr gross, dass man Schuppen verletzt und sich Pilze oder Infektionen bilden. Studien zufolge überleben rund 40 Prozent der wieder ins Wasser geworfenen Fische nicht. Zudem will man mit Gesetzen das Spassfischen verhindern. Fazit: Das Fischen im Eis inmitten dieser wunderschönen Naturkulisse war schön und sinnlich. Das Töten zu erleben, war eher schwierig. Aber: Es war trotz allem eine gute Erfahrung. Für alle. Denn wie heisst es: Wer Fleisch isst, sollte auch ein Tier töten können.
Anita Zulauf
• Geeignet für: Familien mit Kindern, die bereits genügend Ausdauer haben. Anfänger ohne Angelkenntnisse können auf Anmeldung einen Guide buchen, der sie ins Eisfischen einführt.
• Besonderes: Stille, Ruhe, Entspannung, pure Natur. Natureisflächen auf Seen nur betreten, wenn er durch Behörden oder Betreiber freigegeben wurde. Saison je nach Schneeverhältnissen und Wetter bis ca. Mitte/ Ende März. Die passende Ausrüstung kann gemietet werden. Warme Bekleidung und Sitzgelegenheit mitnehmen. Mehr Infos unter→ stockhorn.ch
• Preis: Ausrüstung inkl. Eisbohrer Fr.25.–; Tages-Fischerpatent Fr.24.–; ÖV-Kombitickets möglich.
• Darüber hinaus: Alternativ kann man am Hinterstockensee auch Schlitteln oder, falls die Eisfläche genügend glatt ist, Schlittschuhlaufen.
• Weitere Eisfischer-Seen: Melchsee, Oeschinensee, Arnensee, Silsersee, Engstlensee, Seblisee, Eissee, Garichtestausee. An manchen Seen ist freies Fischen nicht erlaubt und ausschliesslich mit Guide buchbar. Oft sind die Angebote weit im Voraus ausgebucht, daher frühzeitig anmelden.
Gletschergrotten: Spazieren im Eis
Erzählungen von historischen Eisbegehungen samt Stürzen in Gletscherspalten lassen immer etwas erschauern. In der Gletschergrotte Titlis können wir nachfühlen, wie es unseren Vorfahren – oder gar Ötzi – im ewigen Eis ergangen ist: Es ist saukalt und nichts für Klaustrophobiker.
Gleich nach der Drehtür hoch oben bei der Endstation der Drehseilbahn liegt über unseren Köpfen eine 10 Meter dicke, türkisblau schimmernde Eisschicht. Der Tunnel darunter windet sich über 150 Meter durch 5000 Jahre altes Eis. Also: Auch mitten im Sommer Jacke zu, Mütze auf und im Halbdunkel mutig losmarschieren. Wobei es Marschieren bezüglich Gangart nicht ganz trifft: Das Kind und ich staksen steif wie die Hühner durch die Gänge. Zum Glück tragen wir robustes Schuhwerk, denn vor und hinter uns halten sich Tourist:innen aus Übersee mit profilfreien Turnschuhen krampfhaft am Geländer fest.
Eine Aufheiterung in der beklemmenden Umgebung ist das Getier aus «Ice Age», das uns aus Eisklötzen entgegengrinst. Zudem zaubern verspielte, auf die Eiswände projizierte Farben ein Nordlichtgefühl in die Höhle. Beim Highlight der Grotte – einem Thron aus Eis – rutscht das Kind blöderweise doch noch aus. Wie gut, dass der Schwerpunkt bei kleinen Menschen tief liegt! Das Fazit des Kindes beim Ausgang ist jedenfalls: « Cool ! Ich will nochmal ! »
Manuela von Ah
• Geeignet für: Familien mit Kindern ab 4 Jahren, jüngere Kinder müssen wegen Rutschgefahr getragen werden. Leider ist die Eishöhle nicht kinderwagengängig.
• Besonderes: Aus Eiswürfeln glotzende Filmfiguren aus «Ice Age» begeistern die Kleineren. Die Eisgrotte Titlis ist das ganze Jahr hindurch geöffnet.
• Preis: Der Eintritt in die Eisgrotte ist frei, die Gondelfahrt auf den Titlis aber kostenpflichtig.
• Darüber hinaus: Auf dem Titlis warten noch weitere Attraktionen: eine ganzjährig geöffnete Hängebrücke, ein Rutschpark mit einer gratis Snowtube samt Förderband, zumindest solange Schnee liegt → titlis.ch
• Weitere Eisgrotten: Gletscherpalast am Klein Matterhorn → zermatt.ch
Rhonegletscher Eisgrotte Belvedère → andermatt.swiss
Eispalast Jungfraujoch → jungfrau.ch
Eislaufen: Ganz schön wild
Es gibt diese Momente, da zerschmilzt das eigene Selbstbild wie Eis unter einem Heizpilz. Dies hier ist so ein Moment. Vielleicht muss ich ein bisschen ausholen: Ich laufe gerne Schlittschuh, ich habe mehrfach Schlittschuhfahren im Fernsehen angeschaut, mit sechs Jahren durfte ich ein schlittschuhlaufendes Schneeflöckchen bei einer Weihnachtsfeier simulieren und zweimal habe ich zum Geburtstag ein Ticket für Holiday on Ice geschenkt bekommen. Kurz und gut: Bislang hat mich eine Art Denise Bielmann-Feeling durchs Leben begleitet. Und jetzt das. Hier beim Schlittschuhwanderweg in Sent bei Scuol liegt das Eis zwar malerisch im verschneiten Wald, aber: nicht platt und glatt! Sondern: mit Gefälle! Ohne Bande! Mit kleinen Huggeln ! Eisprinzen und -prinzessinnen, ich sage euch, das ist nicht ohne. Wer nicht verlässlich bremsen kann, den rettet nur ein beherzter Sprung in den Neuschnee; wer keinen Helm aufsetzt, hat nichts Schützenswertes im Kopf; und wer Wert auf Eleganz legt, suche sich eine andere Beschäftigung. Dies hier nämlich ist eine völlig andere Schlittschuhliga. Aber: auch ein Erlebnis. Wie hübsch Bäume und Sträucher mit Schneemützchen aussehen, wenn man auf glitzerndem Eis vorbeigleitet, wie magisch, wie still ist die Landschaft. Und wie unendlich weit weg von den musikbedudelten, frittenbedufteten, überfüllten Eisflächen und Eishallen, die man sonst so kennt. Etwa 20 Minuten dauert der drei Kilometer lange Rundweg. Am Ende ist man deutlich bescheidener – und glücklicher.
Caren Battaglia
• Geeignet für: SchlittschuhCracks oder Mutige ab neun oder zehn Jahren. Fr.12.– Erwachsene; Fr.7.– Kinder; Helm inklusive. → eisweg-engadin.ch
• Besonderes: Anschliessend auf dem benachbarten Campingplatz am Inn eine warme Suppe essen und sich freuen, dass alle Gliedmassen noch intakt sind.
• Darüber hinaus: Das Engadin ist immer eine Reise wert und in Scuol gibt es eine tolle Jugendherberge, in der es sich günstig übernachten lässt.
• Weitere Eiswege: → skateline.ch;
→ graubuenden.ch/de/ausflugsziele/eisweg-gruesch
Eisstockschiessen: Boccia in der Winteredition
Klar, am schönsten ist Eistockschiessen auf einem zugefrorenen Weiher oder Kanal. Dort ist das «Bauerncurling» im Mittelalter auch erfunden worden. Aber sehen wir der Klimarealität ins Auge: Dick zugefrorene Eisflächen wird es im Unterland nicht mehr häufig geben. Eisstockschiessen feiert trotzdem gerade ein schönes Revival. Der Grund: Jeder und jede schafft es irgendwie, einen Eisstock nach vorne zu schwingen. Ausrüstung braucht es keine, Talent nur minimal und nicht mal Eis ist wirklich nötig. Im Unterland entstehen allerorts kleine Bahnen, wo auf geeisten Plastikplatten gespielt wird. Funktionierte bei unserem Test erstaunlich gut. Dank stimmiger Beleuchtung kommt auch bei 8 Grad über dem Gefrierpunkt etwas winterliche Atmosphäre auf.
Die Regeln sind einfach: Zwei Teams mit zwei bis vier Spielerinnen und Spielern treten gegeneinander an. Jede und jeder ist ausgerüstet mit einem Eisstock. Das hölzerne Ding mit einer schwarzen Platte unten ist ganz schön schwer. Jüngere Kids haben Mühe, es weiter als vor ihre eigenen Füsse zu werfen. Mancherorts werden darum leichtere Kinder-Eisstöcke vermietet oder es gibt ein Altersminimum (meist ab 10 Jahren). Ziel ist es, seinen Stock so nah wie möglich an die Daube zu schiessen. Diese schwarze Platte wird, wie beim Boccia das kleine Bällchen, am Anfang des Spiels in etwa 15 – 20 Meter Entfernung «gesetzt». Dann gilt es, mit mehr oder weniger Eleganz und der richtigen Schwing-, Kniebeuge- und Loslasstechnik den Stock nach vorne zu schwingen. Anders als beim Curling gibt es keine Besen. Dafür ist das Eis zu rau. Einige Ausrutscher auf dem Eis gibt es trotzdem und viel zu lachen sowieso. Eine Runde ist vorbei, wenn alle Spieler ihren Eisstock geschossen haben. Wessen Stock am nächsten an der Daube liegt, der oder die kriegt am meisten Punkte. Ein Match besteht aus vier oder sechs sogenannten Kehren. Das ganze Spiel dauert nicht länger als eine halbe Stunde. Unser Fazit: Ein geselliger Spass und wer Boccia oder Bowling mag, der hat mit dem Eisstockschiessen eine ideale Winteraktivität gefunden.
Katja Fischer De Santi
• Geeignet für: Alle ab 10 Jahren, teilweise werden extra leichtere Eisstöcke vermietet, dann ab 5 Jahren.
• Besonderes: Feste Winterschuhe mit einer rutschfesten Gummisohle sind von Vorteil. Vielerorts ist Eisstockschiessen nur auf Voranmeldung für Gruppen möglich.
• Preis: Sehr unterschiedlich, teils kostet nur die Miete der Eisstöcke einen kleinen Betrag (Fr.8.–/h). Teils muss die ganze Bahn gemietet werden (100 bis 150 Franken pro Stunde).
• Wo überall: Fast jeder Wintersportort hat auf seinen Eisflächen mittlerweile einen Bereich fürs Eisstockschiessen eingerichtet. Und auch im Unterland gibt es Bahnen, geöffnet meist bis Anfang März. Etwa in Chur im Sennhof oder in St.Gallen im Lerchenfeld Rooftop.