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Hört auf, so viele Kinder zu bekommen!
zvg
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Ein Philosoph schlägt es vor.
Der Club of Rome ist davon überzeugt, dass es unabdingbar ist.
Und in China ist man damit über Jahrzehnte erfolgreich gefahren. Die Rede ist von der Ein-Kind-Politik. Und obwohl man sich von ganz verschiedenen Seiten für sie stark macht, sind die meisten wenig begeistert. Gegen diese Idee lässt sich unheimlich viel ins Feld führen. Sie ist antiliberal, übergriffig und genau genommen eben überhaupt keine Erfolgsgeschichte. In China hat sie zu sozialen Verwerfungen geführt, deren Folgen nicht absehbar sind. Konservative finden, dass sie weiterhin fruchtbar sein dürfen sollten, um sich zu mehren und Familie erhalten werden muss. Progressive wollen sich nicht das ureigene Recht auf eine selbstbestimmte Reproduktion absprechen lassen. Der Bauch von Frauen gehört ihnen eben auch dahingehend selbst, dass sie darüber bestimmen, wie viele oder wenig Kinder sie hervorbringen. Das sind alles sehr gute Gründe, die Ein-Kind-Politik abzulehnen. Die Gegenseite hat aber auch gute Gründe: Überbevölkerung, Ressourcenverschwendung, Umweltzerstörung und vieles mehr. Der Club of Rome verbindet seine Forderungen bezüglich der Familienplanung mit einer generellen Absage an Wachstumshörigkeit. Wir müssen nicht in allem immer mehr wachsen. Der Planet ist begrenzt und für unkontrolliertes Wachstum haben wir in einem anderen Zusammenhang schon längst einen Namen: Krebs. Man sollte diesen Vorschlag also nicht leichtfertig vom Tisch wischen.
Trotzdem finde ich ihn ausgesprochen fragwürdig und zwar gerade wegen der guten Gründe, die für eine restriktive Familienpolitik sprechen. Mit einer Ein-Kind-Politik stielt man sich aus der Verantwortung, obwohl man vorgibt, verantwortungsbewusst zu handeln. Anstatt in vielen Lebensbereichen Verzicht zu üben, wird auf Nachwuchs verzichtet. Ich kann also entweder mühsam meinen eigenen ökologischen Fussabdruck verkleinern oder davon ausgehen, dass Kinder in der westlichen Welt eben riesige Spuren hinterlassen werden und ihre Anzahl beschränken. Die wenigsten von uns tragen so viel wie möglich zur Lösung des Problems bei. Die meisten noch nicht einmal genug. Das wird sich auch mit einer Ein-Kind-Politik nicht ändern. Nur, dass wir dann weniger Kinder haben und uns einreden, wir hätten ja schon ordentlich was zur Rettung des Planeten beigetragen.
Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.