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Dein Weihnachten. Mein Weihnachten.
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann
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istockphoto
Schon als Kind musste ich bei den amerikanischen Weihnachtsfilmen immer weinen. Denn am Ende ist der verwittwete Vater in die Nanny verliebt. Die verbitterte Grossmutter wird von ihrer Familie wieder herzlich aufgenommen. Und überhaupt: An Heiligabend sind alle – trotz widriger Umstände – glücklich und zufrieden, einfach, weil sie miteinander feiern dürfen. Inklusive lächerlicher Rentier-Pullis und übertriebener Glitzerdeko.
Das brachte mich immer zum Weinen, weil unsere Weihnachten immer so GANZ ANDERS waren... Streit am Tisch, wieso der Truthahn nun so trocken sei, das Geschenk zu billig – oder zu teuer, je nach dem – die Laune zu mies und überhaupt, man wäre gerne woanders. Als Einzelkind doppelt anstrengend, da ich mich mit niemandem verstecken konnte.
Als ich dann selber Kinder hatte dachte ich, ich mache alles besser, schöner, festlicher. Ich wagte mich zum ersten Mal an Weihnachtsguetsli heran und dies mit einem 2-Jährigen, der bis heute die Küche meidet, ausser, um sich ein Sandwich zu machen... Ein heulendes Kind, das fast am Mehl verstickte, war auch nicht meine Vorstellung von schöner Weihnachtszeit. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war die Erwartungshaltung der Verwandtschaft an Heiligabend: Denn dieser sollte gefälligst genauso gefeiert werden, wie all die Jahre zuvor auch. Nur, dass da jetzt zwei Familien waren, die zusammen feiern mussten – und vollkommen unterschiedliche Vorstellungen vom Fest der Nächstenliebe (!) hatten. Ohne auf Details eingehen zu wollen: Erzwungenes Singen, genervte Stimmung, tausendfaches Essen-Loben (oder meckern), zu viele Geschenke für die Kinder, zu wenig Alkohol für mich... Beim nächsten Weihnachtsfilm musste ich wieder weinen. Wieso konnten wir das nicht so machen wie die? Harmonisch, lustig und weihnachtlich?
Und dann, wenn du es am wenigsten erwartest, kommt dein vorpubertierendes Kind und wünscht sich zu Weihnachten «dass wir mal nur zu viert feiern. Ohne den Verwandtschaftsstress. Dann kannst du es auch mal geniessen, Mama.» Dieses Jahr wird zum allerersten Mal so gefeiert, wie wir uns das wünschen. Mit unserem Menu, unserer Musik, unserer Stimmung. Und vielleicht mit einem kitschigen Weihnachtsfilm. Ohne Tränen.
Ich wünsche Ihnen stressfreie Weihnachten. Feiern Sie, ohne Rücksicht auf andere!
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.