Reisen / Grönland
Sommerferien im ewigen Eis
Urlaub am Meer? Ja, aber am Polarmeer! Was eine sechsköpfige Familie abseits des Massentourismus fand.
Gabriela Gründler
Geografische Lage:
77 Grad nördlicheBreite. Die Gemeinde Qaanaaq gehört zur Grosskommune Qaasuitsup (660 000 km2). Siorapaluk gilt als nördlichste natürliche Siedlung der Welt.
Distanzen: 1300 km zum Nordpol, 700 km nach Upernavik (nächste grössere Siedlung)
Bewohnerzahl: 641 (und 800 Schlittenhunde)
Temperaturen: durchschnittlich 7 Grad im Sommer, durchschnittlich –22 Grad im Winter
Polarnacht: 23. Oktober bis 19. Februar
Mitternachtssonne: 23. April bis 19. August
Sprache: Kalaallisut (Sprache der Inuit),Dänisch
Geschichte, Kultur, Wirtschaft: Die Gegend wird seit 1700 von den Polarinuit bewohnt, die von Kanada eingewandert sind. Nach der Errichtung der Amerikanischen Airbase 1953 wurden die Bewohner von Thule 100 Kilometer nördlich nach Qaanaaq zwangs- umgesiedelt. Noch heute leben die Bewohner traditionell vor allem von der Jagd. Weiteres Auskommen finden sie in der Fischerei und Verwaltung. Obwohl Grönland seit 2009 von Dänemark weitgehend unabhängig ist, erhält es noch Subventionen vom dänischen Staat.
Überfüllte Strände, Kinderanimation, Poolspass? Sommer kann auch ganz anders sein. Was eine sechsköpfige Familie in Nordgrönland erlebte.
Wenn Glaziologen Ferien machen, zieht es sie – ja, richtig – zu den Gletschern. Fotografin und Glaziologin Françoise Funk-Salamí packte ihre vier Kinder gleich mit ein und folgte ihrem Mann Martin Funk nach Nordgrönland, wo er sich bereits auf einer Gletscherforschungsexpedition befand.
Den Eltern und den Kindern Dshamila (15), Natasha (12), Anushka (8) und Jonathan (1) haben die Sommerferien im ewigen Eis gefallen, sie würden jederzeit wieder Ferien dort verbringen.
Was sie nördlich des Polarkreises gesehen, gelernt und erlebt haben:
- In der nördlichsten Stadt der Welt Qaanaaq gibt es einen einzigen Laden. Es gibt dort zwar wenig Früchte, Gemüse und Milchprodukte zu kaufen, dafür alles andere für den täglichen Bedarf der Polarinuit. Also Gewehre und Munition, aber auch Babynahrung und Aromat.
- Die Strassen in der nördlichsten Stadt der Welt haben keine Namen. Orientieren muss man sich an Hausfarben, Bächen und Brücken, was für die Touristen die ersten Tage eine Herausforderung war.
- Der Jesus am Kreuz in der Kirche trägt Socken in den Sandalen.
- Zwar gibt es weder Tourismusbüro noch ein Café, dafür einen tollen Spielplatz.
- Ferien in Nordgrönland bedeuten, dass man im Sommer um Mitternacht in der Sonne Volleyball spielen und Sandburgen bauen kann.
- Grönländische Kinder sind kontaktfreudig und geniessen einen Freiraum, den wir bei uns nicht mehr kennen.
- Augen zusammen kneifen bedeutet «Nein».
- Augenbrauen hochziehen bedeutet «Ja».
- Und: Was macht man eigentlich an einem Ort, wenn es nichts zu tun gibt? Man lebt einfach den Alltag und am Ende hat man nicht viel getan und doch viel erlebt.
Die Reportage von Françoise Funk-Salamí lesen Sie im «wir eltern» 7/8-2016.
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