Kennt ihr einen «berufstätigen Vater»? Oder eine «Familienmutter»? Nicht? Das liegt weniger an unserer Sprache als an unserer Denkweise.
Bild
zvg
Lust auf mehr? Folgen Sie «wir eltern» auf Facebook!
Letzte Woche machte ein «Protest-Video» der Schauspielerin und Neurowissenschaftlerin Mayim Bialik (die wunderbare Amy aus «The Big Bang Theory») die Runde, in dem sie sich darüber nervte, dass Frauen oft als «Mädchen» bezeichnet werden.
Das Argument, es seien ja nur Worte, lässt sie nicht gelten. Worte richten vieles an. Worte haben schon Kriege ausgelöst, Worte können verletzen, sowie sie dir den Tag retten können. Worte sind wichtig und deshalb sollten wir sie auch korrekt nutzen. Frauen sind keine Mädchen. Denn «Mädchen» suggeriert, dass sie noch nicht ganz erwachsen sind. Dass man ihnen noch alles beibringen muss. Dass sie Männern unterlegen sind.
Dies gilt übrigens genauso für den Begriff «Jungs», wenn man eigentlich von Männern spricht. Ein Junge hat einen Flaum, keinen Bart. Er weiss nicht, wie man die Waschmaschine bedient. Er kann nicht kochen, geschweige denn ein Baby wickeln. Von arbeiten ganz zu schweigen. So, wie Männer eben in vielen Werbungen dargestellt werden, gerade wenn es um Haushaltsartikel geht.
Worte sind wichtig. Und Worte sagen viel über unsere Gesellschaft aus. Über die «Rabenmutter» wurde schon viel geschrieben. Diese gibt es nur im deutschen Sprachraum. Einen Rabenvater gibt es indes nicht. Auch keine «Familienmutter», schliesslich geht man davon aus, dass sich eine Mutter um ihre Familie kümmert. Bei einem Vater muss man offenbar speziell erwähnen, dass er überhaupt erst dank seiner Familie so genannt werden darf. Genauso verhält es sich mit der «berufstätigen Mutter» oder «Familienmanager», wie Pinkstinks letzte Woche pointiert schrieb: «Selbstverständlich haben Väter Berufe, darüber muss überhaupt nicht diskutiert werden. In unserer Wahrnehmung kommt das als Pleonasmus daher – wie runde Kugel oder tote Leiche. Die Erwähnung ist überflüssig. Der Familienmanager ist hingegen ein Ding der Unmöglichkeit. Väter sind „richtige“ Manager und machen qua Geschlecht nicht in Care-Tätigkeiten. Der Versuch, die unentgeltliche Care-Arbeit von Frauen mit dem Begriff Familienmanagerin (also mit dem Hinweis darauf, dass das eine ziemlich verantwortungsvolle und umfassende Tätigkeit ist) aufzuwerten, verfängt bei Männern überhaupt nicht und würde im Gegenteil eine Abwertung darstellen. Im gleichen Raum gesteht man der Familienmanagerin gönnerhaft zu, auch so etwas wie Karriere gemacht zu haben, während der Familienmanager seine Karriere verkackt hat.»
Worte sind wichtig. Sie machen aus einer «berufstätigen Mutter» schnell mal eine «Rabenmutter», aus einem «Familienmanager» einen Versager. Oder in Bialiks Worten: «Sprache kreiert Erwartungen». Lasst uns diese mit Worten verändern. Und mit Taten.
Das könnte Sie auch noch interessieren:
Diese Bilder des schwedischen Fotografen Johan Bävman zeigen Väter in der Schweiz, die unter der Woche einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen.
Bild
Pietro Rossi (36, Lehrer und Journalist) teilt sich die Betreuung seiner Kinder Milla und Livio mit seiner Partnerin Vera zu gleichen Teilen.
Bild
David Bär (42, Softwareentwickler) betreut seine Kinder Sanya, Arun und Yeva während einem Arbeitstag pro Woche.
Bild
Samuel Sarasin (31, Diakon) betreut seinen Sohn Elia während einem Arbeitstag pro Woche.
Bild
Dominic Eaton (26, Student) teilt sich die Betreuung seiner Tochter Ida mit seiner Partnerin Stefanie zu gleichen Teilen.
Bild
Adrian Martinelli (29, Informatiker) betreut seine Tochter Leni während einem Arbeitstag pro Woche.
Bild
Kilian Tellenbach (35, Operationsassistent) betreut seine Töchter Amélie, Maxine und Norah während drei Arbeitstagen pro Woche.
Bild
Adriano Maranta (48, Sozialpädagoge, seit 2014 Hausmann) betreut seine Tochter Nora die ganze Woche über und regelmässig auch den Tagesbub Ryan.
Bild
Robert Berke (37, Mathematiker) betreut seine Kinder Finn, Leif und Meta während einem Arbeitstag pro Woche.
Bild
Thierry Colin (34, Braumeister, seit 2011 Hausmann) betreut seine Kinder Amélie und Basil die ganze Woche über.
Bild
Fabian Rölli (37, Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung in einem Basler Brockenhaus) betreut seine Kinder Loana, Anique und Jaron während drei Arbeitstagen pro Woche.
Bild
Simon Wyss (45, Malermeister) betreut seine Kinder Selma und Dylan während einem Arbeitstag pro Woche.
Bild
Ndiasse Niang (28, Koch) betreut seinen Sohn Ablaye während der halben Woche.
Bild
Fritz Roesli (31, Mechaniker und Sozialpädagoge) betreut seine Tochter Marta während vier Arbeitstagen pro Woche.