Blog
Wie willst du bloss deinen Mann halten?!
zvg
Lust auf mehr? Folgen Sie «wir eltern» auf Facebook!
Als ich diesen Satz das erste Mal gehört habe, war ich noch nicht mal volljährig. Er galt meiner damaligen Freundin, und wurde ihr von ihrer Oma wegen des Umstandes um die Ohren gehauen, dass sie morgens gerne länger schlief als ich. Aus «Mannhaltungsgründen» hätte sich meine Freundin im Skiurlaub, den ich mit ihrer Familie und ihr verbringen durfte, gegen ihre Schlafgewohnheiten aus dem Bett schleppen und ein frisch-interessiertes Gesicht zu meinem ersten Gähner machen müssen. Nun, die Freundin ist mittlerweile die Mutter meiner vier Kinder und musste sich diesen Satz, obwohl sie mich ganz offenbar gehalten hat, noch öfter anhören. Als ich unsere erste Tochter bei einem Ausflug länger auf dem Arm hatte als sie zum Beispiel. Oder wenn sie nach einer Entbindung wieder so schnell wie möglich ins Studium/in den Job wollte.
Es lässt sich kaum leugnen dass dieser Satz zu meiner schwäbischen, auf die 90 zugehenden Schwiegeroma gehört und so wohl auch nur von ihr kommen wird. Aber die Idee dahinter, die Auffassung, meine Lebenskomplizin müsste deutlich mehr Aufwand betreiben, um mein Interesse an ihr und meine Zuneigung für sie aufrecht zu erhalten, findet mehr und mehr Verbreitung. Sie sollte mich am besten jeden Tag neu für sich gewinnen. Andersherum scheint das für mich nicht zu gelten. Ich bin kein Säufer, nicht pleite und mache «auch mal was mit den Kindern». Ich bin praktisch der Fang des Jahrhunderts. Mich muss man halten. Andernfalls tausche ich sie womöglich bald gegen ein jüngeres, begeisterungsfähigeres und nicht durch Geburten und Erziehungsarbeit verbrauchtes Modell aus. Da sollte frau aufpassen, schon wegen der Zahlen. Das durchschnittliche Heiratsalter von ledigen Frauen lag 2010 bei 30 dass von Männern bei 33 Jahren. Bei Geschiedenen hingegen waren die Männer durchschnittlich 48 und die Frauen 34 Jahre alt. Da werden dann mal eben 11 Jahre Altersunterschied draufgepackt. Als Upgrade sozusagen. Frauen über 30 können sich vielleicht noch ein paar Jahre über Wasser halten, indem sie wiederholt 29 werden
und dabei Mode des Labels Forever 21 tragen,
aber mehr auch nicht. Männer hingegen sind wie Wein, kommen in ihre Clooney Jahre blablabla usw.
Ich finde das alles ehrlich gesagt ziemlich eklig. Wenn hier einer wen halten muss, dann ja wohl ich die furchtlose Mutter meiner Kinder. Und überhaupt: Was ist das für ein bescheuerter Ansatz?! Die Frage müsste doch wohl eher lauten, wie wir einander halten können, wenn wir denn wollen. In Liebe, Respekt und Begeisterung füreinander. Aber hey, was weiss ich schon? Ich finde ja nicht mal ne Frau, die sich genötigt fühlt, ihren Mann zu halten.
Das könnte Sie auch noch interessieren:
Diese Bilder des schwedischen Fotografen Johan Bävman zeigen Väter in der Schweiz, die unter der Woche einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen.
Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.