Ratgeber
Was ist Mediation?
Von Anita Zulauf und Martina Schnelli
Was tun, wenn sich Ex-Partner nicht einig sind, wie das Leben der Familie nach der Trennung aussehen soll? Eine Juristin erklärt, was eine Mediation bringen kann.
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Frage zu Mediation: Mein Mann und ich leben seit ein paar Monaten getrennt und wir sind uns einig, dass wir uns scheiden lassen wollen. Darüber wie wir das Leben mit unseren drei Kindern nach der Scheidung gestalten wollen, sind wir uns aber noch nicht einig. Grundsätzlich können wir gut miteinander reden, aber in letzter Zeit sind wir zu dieser Thematik auf heikle Punkte gestossen, die Streit ausgelöst haben. Ich überlege mir, einen Anwalt zu nehmen. Aber nun habe ich von verschiedenen Seiten die Empfehlung bekommen, wir sollten es doch mit einer Mediation versuchen. Deshalb meine Frage, was genau ist Mediation? J.F.
Antwort von Kirsten Jaeggi Oettli, lic.iur.:
Mediation ist eine Form der Streitbeilegung. Sie will weder die Vergangenheit bewältigen noch Schuld zuweisen, sondern sucht vielmehr nach Zukunftslösungen. Mediation ist keine Beratung und keine (Ehe-)Therapie. Begleitet durch eine neutrale Mediationsperson, erarbeiten die Parteien gemeinsam und eigenverantwortlich die Lösung des Konflikts. In Ihrem Fall würde zum Schluss eine Scheidungskonvention (-vereinbarung) erstellt. Die Mediatorin unterstützt die Eheleute auf dem Weg zur gemeinsamen Lösung und macht auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen aufmerksam. Sie nimmt dabei aber bewusst keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Parteien. Voraussetzungen für eine Mediation sind, dass beide Seiten freiwillig mitmachen, psychisch gesund sind und ihre Karten offen auf den Tisch legen. Wenn zum Beispiel eine Seite Einkommen oder Vermögen verschweigen möchte, ist eine mediative Lösung ausser Reichweite. Vorteile der Mediation sind, dass die Parteien eher zu den gefundenen Lösungen stehen können, weil sie von ihnen selbst entwickelt wurden. Zudem haben sie das positive Erlebnis, dass sie trotz Streit und Trennung konstruktiv und sachlich eine Lösung erarbeiten können. Nachteil oder eine Schwierigkeit ist, dass nicht alle Paare bereit und in der Lage sind, sich in diesen Prozess zu begeben – der grosse Fairness erfordert.
Es ist zu empfehlen, den Mediationsvertrag beziehungsweise die Scheidungskonvention vor der Unterschrift einem neutralen Anwalt vorzulegen. So kann sichergestellt werden, dass keine nichtigen Abmachungen getroffen wurden, oder auch, dass die Parteien nur in voller Kenntnis ihrer Rechtslage auf etwas verzichtet haben, was ihnen eigentlich zustehen würde.