Vaterschaftsurlaub
Warum Vaterschaftsurlaub wichtig ist
Die Volksabstimmung vom 27. September 2020 über einen Vaterschaftsurlaub steht bevor. Neun Väter sagen, warum sie allen Männern nach der Geburt ihres Kindes zwei Wochen zwischen Wiege, Wickeltisch und Waschmaschine wünschen.
Am 27. September 2020 stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab. Dies ist der indirekte Gegenvorschlag zur Initiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub - zum Nutzen der ganzen Familie», die mindestens vier Wochen bezahlten Urlaub für erwerbstätige Väter verlangt hatte.
Hier sagen Männer, die schon Väter geworden sind, was Zeit zu Hause gleich nach der Geburt der Familie bringt.
Luzius, 30, aus Basel
Um beim ersten Bad meiner Tochter dabei sein zu können, habe ich mir extra frei genommen. Ich wünsche uns Vätern einen Vaterschaftsurlaub, um diese Zaubermomente, Blicke und Berührungen in vollen Zügen geniessen zu dürfen.
Nils, 34, aus Zürich
Ich sage Ja zum Vaterschaftsurlaub, weil wir Väter die Mütter unserer Kinder wenigstens während zwei Wochen 24 Stunden am Tag unterstützen sollten. Das sollte nicht «nice to have», sondern obligatorisch sein! Was die Zeit mit Urlaub zu tun haben soll, ist mir schleierhaft.
Marcus, 38, aus Kaisten
Ich wünsche uns Vätern einen Vaterschaftsurlaub, weil die Geburt und die ersten beiden Wochen als Familie unvergessliche Erlebnisse sind und diese Momente nie mehr zurückkommen.
Samuel, 38, Bern
Ein paar Tage nach der Papizeit-Abstimmung werde ich zum dritten Mal Vater. Unabhängig vom Resultat wird mir mein Arbeitgeber erstmals zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ermöglichen. Für die Familie wird das bestimmt eine grosse Entlastung sein und lässt sich im Team bereits jetzt planen.
Alex, 44, aus Zürich
Zwei Wochen verdienen gar nicht das Prädikat Vaterschaftsurlaub. Neuelternzeit für Väter wäre die bessere Bezeichnung, denn diese 10 Arbeitstage werden meist ohnehin verwendet, um sich nach der Geburt an die neue Situation anzupassen und die Mutter möglichst zu unterstützen. Bei einem echten Vaterschaftsurlaub kann sich der Vater die Zeit nehmen und mindestens drei Monaten die Hauptverantwortung für das Kind übernehmen. Nur so erlangt der Vater die Unabhängigkeit und das Selbstvertrauen, sich selbstständig um das Kind zu kümmern. Ich hatte das Privileg, dies bei meinen Söhnen zu erleben, als wir noch in Schweden wohnten. Im ersten Monat des Vaterschaftsurlaubs war ich total überfordert. Später konnte ich die Zeit geniessen und somit eine tiefere Beziehung zum Kind aufbauen. Aus dem Vaterschaftsurlaub bin ich hochmotiviert zurückgekommen. Ich war wesentlich stressresistenter und mein Verhandlungsgeschick hat sich auch gesteigert.
Philip, 44, Ennetbaden
Ich war privilegiert mit zwei Mal vier Wochen Vaterschaftsurlaub. Ich will aber nicht privilegiert sein. Denn eine Familie ist immer ein Gemeinschaftsprojekt.
Andreas, 44, aus Gipf-Oberfrick
Die Geburt eines Kindes darf einfach nicht mit einem Zügeltag gleichgestellt werden! Viele junge Eltern sind heute auf sich allein gestellt, umso mehr braucht es nach einer Geburt den Vater zu Hause, besonders ab dem zweiten Kind oder nach einer schwierigen Geburt. Finanziell muss der Vaterschaftsurlaub verkraftbar sein, schliesslich wurden früher wehrpflichtige Männer Jahr für Jahr während zwei bis drei Wochen ins Militär abgezogen. Übrigens bringt ein Vaterschaftsurlaub auch in Sachen Gleichstellung etwas: nämlich weniger Diskriminierung für jüngere Frauen auf dem Arbeitsmarkt.
Urs, 44, aus Stein (AR)
Ich befürworte den Vaterschaftsurlaub, weil es auch für den Vater immens wichtig ist, von Beginn weg eine tiefe und vertrauensbildende Bindung mit seinem neugeborenen Kind aufbauen zu können. Und die Zeit gleich nach der Geburt ist die beste Basis dafür.
Boris, 46, Aarau
Die Geburt eines Kindes katapultiert ein Paar in ein neues Leben. Und dann braucht die Familie vor allem Zeit. Zeit, um das Hamsterrad mal kurz Hamsterrad sein zu lassen, sich zu unterstützen und gemeinsam im neuen Alltag anzukommen.
- August 2020