Weihnachten
Von Stress zu stimmungsvoll
Von Caren Battaglia
Mit Kind wird Weihnachten wichtig. Wichtiger jedenfalls als vorher. Schliesslich soll da mal so etwas wie eine eigene Familientradition entstehen. Nur welche?
Familie Herzig gab uns im Rahmen des Artikels Weinnachtstraditionen: Gans gegen Kartoffelsalat Auskunft über Ihre Weihnachtstraditionen.
Miriam Herzig, 38, Kaufmännische Angestellte, Roger Herzig, 45, Verkaufs-Angestellter, Julia, 2 und Sven, 1, aus Rütihof.
Sie: Nein, Unstimmigkeiten gibt es bei uns an Weihnachten nicht. Ich hoffe, Roger sagt dasselbe. Für mich ist Weihnachten heute noch genauso, wie ich es als Kind erlebt habe. Nur bedeutender seit ich Mutter bin. Damit meine ich nicht die Geschenke. Die spielen kaum eine Rolle. Obwohl – Roger macht mir immer ein unglaublich liebes Geschenk. Er gestaltet einen Adventskalender für mich. Darin sind Gutscheine für Essen gehen. Oder einen freien Nachmittag, oder Thermalbad oder so was. Weihnachten feiern wir bei meinen Eltern und es gibt Gans. Das war immer so, das ist jetzt so. Gross drüber nachgedacht habe ich nie. Vielleicht weil ich den Eindruck habe, dass das für alle stimmt. Ob Roger Gans mag? Schlimm, aber wir haben nie darüber gesprochen. Ich sag jetzt mal: Das hoffe ich doch! Ich liebe Weihnachten. Auch die Dekoration, Lichter, Kerzen … Roger ist davon kein Fan, weil er doch im Verkauf schon Monate vorher Adventsdeko um sich herum hat. Aber ich finde das wichtig. Das muss sein. Kinder sollten es doch an Weihnachten richtig weihnachtlich haben.
Er: Eigentlich ist die Weihnachtszeit für mich der Horror. Ich arbeite im Verkauf von Coop Bau und Hobby. Seit September bin ich ganztägig von Lichterketten, Christbaumkugeln und Engelchen umgeben. An Weihnachten kann ich den Kram absolut nicht mehr sehen. Am liebsten würde ich die Dekoration weglassen. Undenkbar für Miriam! Deshalb haben wir einen Kompromiss gefunden: einen Lichtervorhang. Einen! Was ich aber an Weihnachten liebe, ist, etwas zu verschenken. Vor allem weil Miriam so eine Gwundernase ist und die Kinder so aufgeregt sind. Heiligabend komme ich zwischen 16 und 17 Uhr aus dem Geschäft. Zum Glück kann ich von gestresst zu feierlich switchen. Bevor die Kinder da waren, sah mein Weihnachten vollkommen anders aus. Damals bin ich mit Kollegen um die Häuser gezogen. In Bars oder so. Damit war natürlich Schluss, als ich Miriam kennengelernt habe. Kennengelernt hab ich sie übrigens an einem Winzerfest, dummerweise war sie da noch in einer festen Beziehung. Aber das ist eine andere Geschichte … Ob mich die alljährliche Gans stört? Überhaupt nicht. In meiner Familie gab es jedes Jahr Fondue und Schwedentorte. Ich hasse Schwedentorte. Bei uns daheim fand Weihnachten ohnehin kaum statt. Meine Eltern hatten ein Restaurant. Der gleiche Stress also wie bei mir. Ich glaube, schon als Teenager habe ich nicht mehr mit ihnen unter dem Baum gesessen. Weihnachten bedeutete primär Arbeit. Vielleicht ist deshalb mein grösster Wunsch, dass meine Kinder später über unser Weihnachtsfest sagen: «Wir waren immer alle zusammen.»
Roger Herzig