Mobil – Renault Clio
Voilà, hier bin ich!
Renault ist angeschlagen: Wegen der Euro-Krise sind die für den französischen Automobilkonzern wichtigsten Absatzmärkte in Südeuropa regelrecht weggebrochen. Als wichtigstes Volumenmodell – seit dem Marktdebüt 1990 sind 11,5 Millionen Autos verkauft worden – ist der neue Clio zum Erfolg verdammt. Entsprechend vorsichtig schnippelten die Designer am Blechkleid herum. Gemäss dem Motto «Evolution statt Revolution». In der vierten Generation hat der Clio einen pfiffigeren Auftritt, bietet etwas mehr Platz und unter der Haube arbeiten sparsamere Aggregate. Erstmals schickt Renault ein Dreizylinder-Motörchen an den Start. Was auffällt: Die bisherigen Wachstumssprünge scheinen auch bei Renault vorbei: Gegenüber dem Vorgängermodell ist der Clio nur noch um 3,1 Zentimeter in der Länge und um 1,3 Zentimeter in der Breite gewachsen. Das macht Sinn: Der Käufer entscheidet sich gerade wegen der kompakten, City-tauglichen Abmessungen für einen Kleinwagen.
Voilà, hier bin ich! Die aggressiv gestylte Front zeigt, dass der schleppende Geschäftsgang den Franzosen keineswegs eingeschüchtert hat. Der schwarz gefärbte Seitenschweller, die ins Fenster integrierte hintere Türfalle und die in einem Aufwärtsknick endende Fensterlinie sollen unverwechselbar machen. Wem das nicht genügt, kann seinen Clio weiter individualisieren, zum Beispiel mit Dachaufkleber, Zierstäben, Farbelementen und Einfassungen. Bemängelt werden müssen der Tunnelblick nach hinten, die versteckten hinteren Türgriffe, denen mancher Fingernagel zum Opfer fallen dürfte, und was das seifengrosse Fensterchen in der C-Säule soll, konnten wir leider nicht herausfinden. Bei der vierköpfigen Schneeschuhlaufgruppe ungeteiltes Lob fand jedoch der 300 Liter fassende Kofferraum, der sich bis auf 1146 Liter vergrössern lässt. Der Zustieg durch die etwas gar schmal geratene Hintertür liess in Bezug auf die Platzverhältnisse nichts Gutes ahnen. Doch als die beiden knapp einen Meter siebzig grossen Wintersportlerinnen es sich bequem gemacht hatten, zeigten sie sich überrascht ob der gebotenen Kopf-, Schulter- und Kniefreiheit. Was den Fahrkomfort betraf, machten sie auch nach zweistündiger Fahrt ins tief verschneite Toggenburg keine Abstriche. Höchstens das ziemlich hart abgestimmte Fahrwerk wurde moniert; das sei indes immer noch besser als die «Franzosensänften» von früher. Dieses Urteil stimmte den Vater auch hinsichtlich des zur Reisekrankheit neigenden Nachwuchses zuversichtlich.
Dass es Renault mit dem spritsparenden Down-Sizing ernst meint, zeigt der erstmals eingebaute Dreizylinder-Turbobenziner. Der genügt im Stadtverkehr vollauf. Doch über Land – und vor allem, wenn die Fahrt vollbeladen ins Toggenburg geht – stösst das 900-Kubikzentimeter-Maschinchen rasch an seine Grenzen. Man drückt das Gaspedal durch, und es tut sich – gar nichts. Erst fleissiges Schalten und eine hochtourige Fahrweise wecken die Lebensgeister des Kleinwagens. Das zeitigt Folgen für Lärmpegel und Spritkonsum: Statt der werkseitig versprochenen 4,5 Liter auf 100 Kilometer, genehmigte sich unser Testwagen im Schnitt stolze 6,3 Liter. Immerhin dürfen davon laut Hersteller bis zu zehn Prozent abgezogen werden, wenn der Fahrer die Eco-Mode-Taste drückt. Dadurch wird die Motorleistung gedrosselt und gleichzeitig die Leistung der Klimaanlage zurückgefahren.
Renault Clio
Motoren 0,9-Liter-3-Zylinder-Turbo-Benziner, 1,2-Liter-Benziner mit 90 bzw. 75 PS, 1,4-Liter- Turbo-Diesler (90 PS) Länge/Breite/Höhe 4,06/1,73/1,45 Meter Ladevolumen 300 bis 1146 Liter Verbrauch 3,4 bis 5,5 Liter (Werksangabe, Mixverkehr) Preise ab 18 500 Franken (Testwagen Dynamique Energy TCe 90 eco2: 23 900 Franken) Konkurrenz Citroën C3, Ford Fiesta, Hyundai i20, Kia Rio, Opel Corsa, Seat Ibiza, Toyota Yaris, VW Polo
Stärken und Schwächen
Plus
- Schnittiges Design
- Anständiges Ladevolumen
- Reichhaltige Serienausstattung inklusive tollem Multimedia-System
Minus
- Ladekante liegt auf 72 (!) Zentimetern Höhe; keine ebene Ladefläche bei abgeklappter Rücksitzbank
- Vertiefungen in der Heckklappe, dank derer sich diese zuziehen lassen sollte, ohne sich die Finger schmutzig zu machen, sind untauglich.
- Dreizylinder-Benziner schwächelt und will bei Überholvorgängen sowie
am Berg hochtourig gefahren werden – mit entsprechenden Konsequenzen für den Spritverbrauch.
- Lausige Sicht nach hinten.