
Gabriela Gründler
Serie: Familie und Finanzen
Sparen für die Kinder
Von Max Fischer Illustrationen Gabriela Gründler
Ein Goldvreneli, Aktien oder ein Jugendsparkonto: Kaum ist das Baby da, machen sich Grosseltern, Gotten und Papis Gedanken über den Sparbatzen für die Zukunft. Wo lohnt sich das Einzahlen?






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Wer eine Familie gründet oder bereits Kinder hat, kommt nicht darum herum, sich mit dem Thema Geld und Sicherheit auseinanderzusetzen. Wir helfen mit, die trockene Materie zu verstehen. Worauf müssen wir bei einem Hauskauf achten? Wie sorgen wir am besten vor? Welche Versicherungen brauchen wir? Und wie sparen wir für die Kinder? Diese und weitere Fragen beantwortet die «wir eltern»-Serie «Familie und Finanzen».
Die bereits erschienenen Beiträge der Serie finden Sie hier.
Ein Sprachaufenthalt kombiniert mit einer längeren Reise nach Australien, der Führerschein oder die coole Musikanlage belasten nach Lehre oder Matur das Budget übermässig. Nur mit dem gesparten Sackgeld allein bleiben diese Wünsche schöne Träume. Aber das muss nicht sein. Denn man kann seinen Kindern über die Jahre Geschenke machen, an denen sie sich erst später erfreuen. Am gängigsten sind Geschenk- und Jugendsparkonti, welche die meisten Banken anbieten. Mit 0,4 bis 1,5 Prozent sind die Zinssätze noch halbwegs interessant – zumindest im Vergleich mit den oft noch von Gross eltern bevorzugten Sparkonti, die aktuell meist nur noch ein My mehr als 0 Prozent abwerfen.
Doch macht dies überhaupt einen Unterschied? Absolut, wie folgende Rechnung zeigt: Wer 20 Jahre lang jeden Monat 100 oder jährlich 1200 Franken einzahlt, erhält bei einem Zins von 1 Prozent den Betrag von 26 422.80 Franken. Und wenn es der Götti schafft, mit dem Jugendsparkonto gar einen durchschnittlichen Zins von 2 Prozent zu erzielen, lägen nach 20 Jahren rund 29 156 Franken auf dem Konto. Wenn man nun noch davon ausgeht, dass die aktuelle Tiefzinsphase nicht ewig dauert, dann lohnt sich sparen erst recht. Auch wenn die Jahresteuerung in diesem Jahr erstmals seit August 2014 wieder positiv ist und die Inflation einen Teil der Kaufkraft der Ersparnisse auffrisst.
Doch es gibt bessere Alternativen. Richtig strahlen werden Enkel und Göttikinder dereinst, wenn der Batzen statt aufs Jugendsparkonto auf einen Bankfonds geflossen ist. Zugegeben: Da Finanzmärkte starken Schwankungen ausgesetzt sein können, ist ein Fondssparkonto riskanter als ein Zinssparkonto. «Als Faustregel gilt: Eröffnen Sie ein Fondssparkonto für Kinder nur, wenn Sie das Geld für eine lange Zeit darauf ruhen lassen können», empfiehlt Moneyland.ch, ein Schweizer Vergleichsdienst für Banken und Versicherungen. Sparen mit Aktien bringt über eine Zeitspanne von mindestens zehn Jahren die höchste Rendite.
Aktien für den Säugling
Statt risikoreich auf einzelne Titel zu setzen, fährt man mit Fonds besser. Ein Fonds bündelt das Geld aller Anleger, er wählt die Aktien aus und er kümmert sich um die Zu- und Abflüsse der Anlagegelder. Das hat den grossen Vorteil, dass viel Geld zusammenkommt. Und vor allem, dass das Geld jedes einzelnen Anlegers auf viele Aktien verteilt wird. In der Fachsprache heisst das Diversifikation: Man soll nicht alle Eier in den gleichen Korb legen. Diese Arbeit macht die Bank allerdings nicht gratis. Kostengünstiger sind börsenkotierte Indexfonds, so genannte ETFs (Exchange Traded Funds). «Im Gegensatz zum Bankfonds werden die Gelder der Anleger bei einem ETF nicht von einem teuren Fondsmanagement in einzelne Aktien angelegt, sondern alle Gelder fliessen in den ganzen Index», sagt Tim Zemp, Niederlassungsleiter Luzern beim VZ Vermögenszentrum. Sie kombinieren laut Zemp zwei Vorteile: «Anleger können schon mit kleineren Beträgen auf breite Märkte setzen.» Und noch ein Plus: Wer sein Geld gestaffelt anlegt, profitiert vom Durchschnittskosteneffekt. André Wyss vom Finanzdienstleister Dörig & Partner in Aarau präzisiert: «Wer Monat für Monat einen festen Betrag investiert, bekommt in Zeiten hoher Kurse weniger ETF-Anteile. Bei tiefen Kursen gibt es mehr fürs Geld. Langfristig kann damit ein günstiger durchschnittlicher Kaufpreis erreicht werden.» Ein Beispiel: Der Swiss Market Index ist in den letzten 30 Jahren im Schnitt um 7,8 Prozent im Jahr gewachsen. Wenn 1200 Franken jährlich statt auf ein Jugendsparkonto in einen SMI-Indexfonds investiert wurden, so sind sie nach 20 Jahren auf rund 53 712 Franken angewachsen. Unter dem Strich bleibt dem glücklichen Jugendlichen im Alter von 20 mehr als doppelt so viel Geld wie mit einem Jugendsparkonto!
Ein Goldvreneli dazu
Wem das alles zu wenig sympathisch ist, kann neben einem Fonds bei einem speziellen Anlass, wie dem Schuleintritt, dem 16. Geburtstag oder der bestandenen Abschlussprüfung ein Goldvreneli schenken. «Das ist sehr emotional, sieht schön aus und fühlt sich sehr gut an», sagt Tim Zemp. Die Tradition hat allerdings rein symbolischen Charakter und eignet sich nicht als Anlage, weil der Kaufpreis häufig den Verkaufspreis übersteigt. Wenn der Grossvater und der Vater in der gleichen Firma tätig waren und der Sohn dort nun eine Lehre macht, können Aktien dieses Unternehmens ebenfalls ein tolles Erinnerungsgeschenk sein. Das gleiche gilt, wenn der Vater seinem Sohn eine Aktie dessen Lieblingsfussballclubs kauft.
Sparschwein füttern
Für André Wyss vom Finanzdienstleister Dörig & Partner in Aarau steht noch etwas ganz anderes im Vordergrund: «Für mich ist die Zeit mit den Kindern die beste Rendite», hält er fest. Neben Sparplänen und finanziellen Aspekten erachtet der Familienvater auch gemeinsame Erlebnisse, Emotionen und Abenteuer als besonders wichtig für die Entwicklung und das spätere Leben der Kinder. Und: Für Kinder sparen heisst auch, mit Kindern zu sparen und ihnen den Umgang mit Geld beizubringen. Wichtigstes Instrument ist das Taschengeld. Die Kinder lernen, Geld ins Sparschwein zu werfen und das Gesparte für besondere Wünsche auszugeben. Lieber mit einem überblickbaren Budget in der Kindheit Fehler machen, statt als junger Erwachsener mit finanziellen Eskapaden auf die Nase zu fallen…
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