Getestet
Smartwatches für Kinder
Von Andreas Grote
Smartwatches für Kinder vermitteln Eltern Dank GPS und Notruffunktionen Sicherheit. Welche Modelle überzeugen im Alltag wirklich?
Viele Eltern wollen für ihre Primarschulkinder noch kein Smartphone. Haben aber auch kein gutes Gefühl, wenn die schon etwas älteren Kinder länger allein oder mit Freunden unterwegs sind. Mit einer Kinder-Smartwatch lässt sich der Standort des Kindes jederzeit ermitteln und Kontakt aufnehmen. Nicht wenige Modelle schlagen gar Alarm, wenn das Kind einen vorher definierten Bereich verlässt. «Big Mother is watching you» oder «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser»? Das muss jede Familie selbst entscheiden. Ein Vorteil ist sicher: Mittels eines Notknopfes können Kinder jederzeit um Hilfe rufen.
Betätigt das Kind durch längeres Drücken des Bedienknopfes die Notruffunktion der Smartwatch, startet eine Anrufkette zuvor hinterlegter Notrufkontakte. Geht der erste Kontakt nicht ans Telefon, werden die nachfolgenden Nummern angerufen, bis der Notruf angenommen wird.
App für die Eltern
Als Verbindungsglied zur Smartwatch laden sich die Eltern die App des Herstellers auf ihr Smartphone. Zudem legen sie fest, mit welchen Kontakten ihr Kind telefonieren und chatten darf, und sie können Anrufe und Mitteilungen ihres Kindes empfangen und auf einer Karte seinen Aufenthaltsort sehen.
Damit die Smartwatch unterwegs via Mobilfunk telefonieren und mit dem Smartphone der Eltern Kontakt aufnehmen kann, benötigt sie eine eigene SIM-Karte. Geeignete Prepaidkarten ohne Grundgebühr, kleine Datenoption sowie Gebühren von 15 bis 20 Rappen pro Anrufminute gibt es ab fünf Franken/Monat.
Mit einer Smartwatch am Handgelenk telefoniert das Kind freisprechend und über Lautsprecher, Chatten funktioniert über Sprachmitteilungen und Emojis. Eine integrierte Kamera taugt für Schnappschüsse, die sich an Kontakte schicken lassen. Der Akku der Uhren hält rund 24 Stunden. Bedient wird die Smartwatch über den Touchscreen. An Apps gibt es allenfalls einen Taschenrechner, Schrittzähler, Kamera, Wecker oder die Wettervorhersage.
Beim Datenschutz müssen die Eltern den Versprechungen der Hersteller vertrauen. Xplora und Imoo versichern Datenschutz nach EU-Recht, Apple veröffentlicht ausführliche Informationen dazu auf seiner Website.
Das Topmodell
Eine Apple Watch «cellular» als Kinder-Smartwatch ist robuster und technisch anspruchsvoller als alle anderen Modelle und tut ihren Dienst auch als günstiges gebrauchtes Modell. Über die Familienkonfiguration lässt sie sich kindgerecht einstellen. Die Uhr ist wasserdicht, das Display top, der Akku wird per Induktion geladen. Als Einzige erlaubt sie auch drahtloses Telefonieren über BluetoothKopfhörer. Sie besitzt jedoch keine Kamera und die Eltern brauchen für die Watch-App mindestens ein iPhone 6s bzw. iOS 14 oder neuer.
Modelle: Apple Watch SE «cellular» neu ab Fr.319.– ➺ apple.ch,
gebraucht Series 4 «cellular» oder neuer ab ca. Fr.140.– ➺ tutti.ch
Verbindung ● ● ● ○ Funktionen ● ● ● ○ Robustheit ● ● ● ●
Die Unscheinbare
Die leichte, aber etwas klobige Z1 liess sich am schnellsten mit der App der Eltern koppeln. Die Kamera macht brauchbare Schnappschüsse. Videoanrufe sind möglich, kosten aber viel Datenvolumen bei oft schlechter Bildqualität. Das Display ist etwas kleiner als bei Apple oder TCL. Die Uhr ist nach IPX8 wasserdicht. An installierten Apps gibt es nur Alarm, Stoppuhr und Schrittzähler. Der Notruf wird über den Touchscreen ausgelöst. Die App für die Eltern lässt sich gut bedienen.
Modell: Z1, ab Fr. 170.– ➺ eu.imoostore.com ➺ techstudio.ch
Verbindung ● ● ● ○ Funktionen ● ● ○ ○ Robustheit ● ● ○ ○
Das Leichtgewicht
Xplora besitzt mit die grösste Erfahrung bei Kinder-Smartwatches. Die Uhr erscheint nicht zu klobig, das Display ist gut ablesbar, die Bedienung klappt gut, die App der Eltern ist übersichtlich. Die Watch ist staub- und wasserdicht, die Ladebuchse aber hinter einer klapprigen Kunststoffklappe. Die Kamera über dem Display macht gute Fotos. Als zusätzliche Apps sind Schrittzähler, Stoppuhr, Alarm und Taschenrechner installiert. Die Ortung informiert die Eltern, wenn das Kind einen zuvor markierten Bereich verlässt.
Modell: XGO3, ca. Fr.140.– ➺ myxplora.ch ➺ galaxus.ch
Verbindung ● ● ● ○ Funktionen ● ● ○ ○ Robustheit ● ● ○ ○
Die Auffällige
Der Metallrahmen macht die MT42 etwas schwerer, das grosse Display ist sehr gut ablesbar. Das Koppeln von Uhr und Smartphone gestaltete sich mühselig. Die Uhr ist nur gegen Staub und Spritzwasser, die Auflade- und SIM-Buchse nur durch eine klapprige Plastikabdeckung geschützt. Videoanrufe sind möglich, kosten aber viel Datenvolumen bei oft schlechter Bildqualität. Als Apps sind Wetter, Erinnerungen und Schrittzähler installiert. Die App für die Eltern kommt aufgeräumt daher. Die Ortung informiert die Eltern, wenn das Kind einen zuvor markierten Bereich verlässt. Beim Notruf schickt die Uhr zusätzlich die letzte ermittelte Position per SMS an alle Notrufkontakte.
Modell: MT42, ab Fr.130.– ➺ tcl.com ➺ digitec.ch
Verbindung ● ● ● ○ Funktionen ● ● ○ ○ Robustheit ● ● ○ ○
sehr gut: ● ● ● ● gut: ● ● ● befriedigend: ● ● unbefriedigend: ●