Viele Mütter sehen in der Selbstständigkeit eine gute Möglichkeit,
ihren Job mit dem Familienalltag zu kombinieren. Eine Checkliste für zukünftige Mompreneurs.
Die schlechte Nachricht vorweg: Selbstständig erwerbende Frauen arbeiten durchschnittlich mehr als Angestellte – verdienen jedoch weniger. Wer Mühe hat mit dieser Vorstellung, eignet sich vielleicht nicht für eine One-Woman-Show. Es gibt jedoch einen Haufen Vorteile, welche die Selbstständigkeit mit sich bringt. Gerade für Mütter! Kein Wunder, schaufeln sich immer mehr Frauen mit dem ersten Kind frei. Oft passiert dies bereits während des Mutterschaftsurlaubs: Das Kind ist da – die Lust auf den alten Job weg. Die Aussicht auf ein geringeres Pensum, starre Arbeitszeiten, unbefriedigende Aufgaben und verständnislose Vorgesetzte bringt viele Mamas ins Grübeln. Immer mehr Mütter entdecken durchs Kind eine neue Seite an sich, die übers Windelwechseln hinausgeht, und entwickeln im Zusammenhang mit ihrem Muttersein kreative Geschäftsideen: Die Werbeleiterin eröffnet einen Webshop, die Eventmanagerin eine Kinderkrippe, die Journalistin lanciert einen Mamablog, die Architektin entwirft Kinderschmuck. Nicht selten entwickelt sich das neue Hobby zum erfolgreichen Side-Business, das nach dem Mutterschaftsurlaub voller Elan vorangetrieben wird – neben dem ursprünglichen Job irgendwann vielleicht sogar als Haupterwerb.
Fakt ist: Viele Mütter sehen in der Selbstständigkeit eine gute Möglichkeit, ihren Job mit dem Familienalltag zu kombinieren. Wir haben für zukünftige Mompreneurs eine Checkliste zusammengestellt – mit Wissenswertem für den Weg in die Selbstständigkeit:
Fakten
Das macht Mut: In der Schweiz wird unterdessen jedes dritte Unternehmen von oder mit Beteiligung einer Frau gegründet. Dies entspricht einer Zunahme von beachtlichen 32 % gegenüber dem Jahr 1999 (Quelle Studie FHNW). Obwohl Frauen bei der Gründung eine schwierigere Ausgangslage haben als Männer, sind sie statistisch gesehen die erfolgreicheren Unternehmerinnen und haben im Markt längerfristig eine grössere Überlebenschance. Und es ist ausserdem erwiesen, dass Selbstständige zufriedener mit ihrer Arbeit sind als Angestellte.
Geschäftsidee
Ernüchternd: Nach fünf Jahren existiert die Hälfte der gegründeten Firmen nicht mehr. Umso mehr sollte man sich beim Ausarbeiten der Geschäftsidee Zeit lassen, sich austauschen, Informationen sammeln, potenzielle Kundenprofile erstellen, eine Marktanalyse starten. Wie viele Anbieter gibts in dem Gebiet schon? Was hebt mein Konzept von den anderen ab? Erst wenn die Idee der Freundin in drei bis vier Sätzen verständlich gemacht werden kann, funktioniert es auch mit den Kunden.
Finanzierung
Je nach Geschäftsidee brauchts für die Gründung ein Startkapital. Ein Budget (wie hoch sind die Einnahmen und Ausgaben?) und ein Kapitalbedarfsplan (wie viel Geld brauchts für Aufbau und Betrieb des Unternehmens?) verschaffen Übersicht. Es ist möglich, innerhalb eines Jahres nach Gründung Eigenkapital aus der Pensionskasse oder der dritten Säule zu beziehen. Bei einer Fremdfinanzierung sind Beteiligungen Dritter (z. B. Gesellschafter), private Kredite (z. B. von Familienmitgliedern) oder Kredite von Banken möglich. Hierfür muss ein Businessplan vorgelegt werden. Handelt es sich um Projekte (z. B. ein Kinderbuch), bietet sich zudem Crowdfunding an (z. B. www.wemakeit.ch, www.100-days.net).
Businessplan
Dient nicht nur als relevante Dokumentation für die Suche nach Geldgebern und Partnern, er zwingt Gründerinnen auch, ihre Geschäftsidee nochmals klar zu formulieren (Was bringts? Was solls? Was kostet es?) und zeigt so evtl. Schwachstellen auf. Ein Businessplan ist für Laien verständlich und fehlerfrei formuliert, ansprechend gelayoutet und umfasst nicht mehr als dreissig A4-Seiten.
Rechtsform
Ob Einzelfirma, Kollektivgesellschaft, GmbH oder AG: Es gibt keine ideale Rechtsform. Ausschlaggebend sind immer verschiedene Kriterien wie z. B. Haftung der Inhaber (Risiko), Gründungskosten, Grundkapital (für eine GmbH brauchts mindestens 20 000 Franken, für eine AG 100 000 Franken), Besteuerung der Firma, Unabhängigkeit usw. In den letzten zehn Jahren gab es einen enormen Zuwachs bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH), der beliebtesten Rechtsform.
Handelsregistereintrag
Schützt den Firmennamen, schafft Transparenz, steigert Kreditwürdigkeit und Image – und verpflichtet zur Buchführung. Ein Handelsregistereintrag bei Einzelfirmen ist erst ab einem Umsatz ab 100 000 Franken notwendig, bei anderen Rechtsformen obligatorisch. Achtung: Oft flattern nach Gründungen Einzahlungsscheine von privaten Registern ins Haus, die verblüffend echt aussehen. Ab ins Altpapier!
Partnerschaften
Schliessen sich zwei oder mehrere Mütter zu einer Firma zusammen, hat das den Vorteil, dass man Kosten und Arbeiten teilen kann und das Netzwerk an Kontakten grösser ist. Partnerschaften bergen aber auch Risiken. Z. B. wenn man unterschiedliche Ansichten hat und sich zerstreitet, das passiert auch unter befreundeten Müttern leider immer wieder. Deshalb die Partnerin unbedingt im Vorfeld prüfen und eine Austrittsregelung festhalten. Ansonsten ist es möglich, dass bei einem Partneraustritt die Firma gefährdet ist.
Netzwerk
Viele Mompreneurs sind, Internet sei Dank, gut vernetzt und nutzen ihre Kontakte rege. Bei Facebook gibts viele geschlossene Gruppen, in denen sie sich austauschen und mit Rat beiseite stehen, z. B. (net)working moms. Da helfen erfahrene Mompreneurs den Greenhorns etwa bei den wichtigsten Fragen zur Geschäftsgründung, bei der SEO-Optimierung oder beim Handling von nichtzahlenden Kunden.
Hilfe und Ratgeber
Die Schweiz ist ein KMU-Land! Dementsprechend viele Einrichtungen gibt es, die bei der Firmengründung helfen und beraten. In Kursen werden Fragen von Profis beantwortet, z. B. beim Institut für Jungunternehmer, www.ifj.ch, oder über die Gewerkschaften bei www.movendo.ch. Man kann die eigene Firma auch direkt und einfach online gründen, z. B. bei www.startups.ch. Ein informatives Standardwerk ist «Ich mache mich selbständig» von Norbert Winistörfer, erschienen im Beobachter-Verlag in einer soeben aktualisierten Auflage (68 Franken).