Ernährung
Schleckdreck
Kaum ein Vater, eine Mutter, die es nicht wüsste: Zu viel Süsses ist ungesund. Selbstverständlich nicht nur für Kinder, aber für diese eben auch. Löcher in den Zähnen und die Speckröllchen um den Bauch sind die Folgen des Süssigkeitenkonsums. Verhängnisvoll ist ganz besonders, dass das Zuckerzeug vitamin- und nährstoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Früchte oder Hülsenfrüchte vom Teller verdrängt, wenn das Kind seinen Kalorienbedarf mehrheitlich mit Süsswaren deckt. Hinweise darauf gibt die sogenannte Donald-Studie, eine Langzeituntersuchung des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund, die 1985 begonnen wurde. Laut dieser Studie sind Kinder, die regelmässig Süssgetränke trinken, nicht nur häufiger übergewichtig, sondern leiden auch vermehrt unter Nährstoffmängeln. Die Studie zeigt zudem, dass der glykämische Index (GI) in der Kinderernährung in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist.
Der GI ist ein Massstab für den Blutzuckeranstieg nach dem Genuss von Kohlenhydraten. Wird ein Nahrungsmittel vom Körper rasch aufgenommen, steigt auch die Blutzucker- und Insulinkonzentration schnell an. Zucker, gekochte Kartoffeln, Cornflakes, Weissbrot und zuckerreiche Getränke haben deshalb einen hohen GI. Al dente gekochte Teigwaren, Vollkornprodukte, Gemüse oder Salat werden langsam aufgenommen und haben einen tiefen GI. Der einseitige Konsum von Lebensmitteln mit hohem GI belastet den Stoffwechsel und fördert die Entstehung von Übergewicht und anderen Erkrankungen.
Das Problem beim Süssigkeitenkonsum ist allerdings nicht nur der Zucker, sondern auch der hohe Fettanteil in Kuchen, Cakes, Torten, Guetzli und Schoggi. So stecken beispielsweise in einem Schokoriegel elf Stück Würfelzucker und 18 g Fett. Dafür fehlen Proteine, Vitamine, Mineralstoffe, Nahrungsfasern und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Kinder, die gerne Süsses essen und übergewichtig sind, haben deshalb ein deutlich erhöhtes Risiko, Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Entwarnung gibt Prof. Primus-E. Mullis, Stoffwechselexperte am Inselspital in Bern, bei nicht übergewichtigen Kindern: «Ein schlankes Kind, das viel Zucker isst, hat nicht automatisch ein höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.»
Tipps für einen massvollen Umgang mit Süssigkeiten
- Verbieten Sie Süssigkeiten nicht, rigorose Verbote führen erst recht zu unkontrollierten Exzessen.
- Halten Sie Ihre Kinder zu einem massvollen Umgang mit Süssigkeiten an: Klein- und Schulkinder sollen davon maximal 50 g, Teenager 80 g pro Tag essen. Das entspricht etwa 5 Täfelchen Schokolade, 6–8 Bonbons, 40 g Gummibärchen oder 5 Guetzli.
- Lassen Sie das Kind zu Beginn der Woche seinen Süssigkeitenvorrat für die ganze Woche in eine Naschdose legen. So kann es selber einteilen, wann es wie viel essen möchte.
- Führen Sie einen Süssigkeitentag ein. An diesem Tag dürfen die Kinder nach Herzenslust naschen, was und wie viel sie wollen. An den übrigen sechs Wochentagen gibt es keine Süssigkeiten.
- Kombinieren Sie gesunde Lebensmittel mit Süssem: Früchte mit Schokolade überzogen, Pudding mit frischen Früchten, Quark- oder Joghurtcremes, Sorbet und Fruchtglace mit Fruchtsaucen, Bananenschiffli, Süssmostcreme etc.
- Die meisten Kuchen, Torten und Cremes gelingen problemlos, wenn man ¼ weniger Zucker verwendet als im Rezept angegeben ist.
- Trinken Sie Wasser zu den Mahlzeiten, Süssgetränke nur an speziellen Tagen.
- Bereiten Sie nur selten gesüsste Hauptmahlzeiten wie Milchreis oder Nutellabrote zu.
- Mama oder Papa sind Vorbild – wie stehts um ihren eigenen Schoggi- oder Guetzlikonsum?
- Je ausgeglichener der Blutzuckerspiegel, umso kleiner dürfte der Heisshunger auf Süssigkeiten sein. Bieten Sie reichlich Gemüse, Früchte, Salat, Vollkornprodukte, gute Eiweissquellen und genug Flüssigkeit an.
- Vermeiden Sie es, Süssigkeiten als Belohnung, Trost oder zur Beruhigung anzubieten.
- Das Dessert sollte nie als Belohnung fürs Aufessen des Mittagessens gelten.
- Da Mundbakterien den Zucker bereits nach wenigen Minuten in Säuren umwandeln, welche die Zahnoberfläche angreifen, sollten Kinder seltener Süssigkeiten essen, dafür lieber einmal genug und danach die Zähne putzen.