Mobil – Mercedes B-Klasse
Pummelchen war gestern
Die 2005 lancierte Mercedes B-Klasse war nur mässig erfolgreich: Von aussen wirkte das vanartige Raumauto hausbacken; innen steckte zuwenig Mercedes drin. Und dieses Pummelchen sollte aus gleicher Designerhand stammen wie Hingucker à la CLS-Coupé oder der SLK-Roadster? Doch jetzt hat sich die Design-Abteilung rehabilitiert: Die zweite Generation kommt dynamischer daher, was nebst kleinen, aber raffinierten Eingriffen im Blechkleid vor allem daran liegt, dass das Modell um neun Zentimeter gewachsen und gleichzeitig in der Höhe um knapp fünf Zentimeter ge- schrumpft ist. Die neue B-Klasse spricht vermehrt junge Familien an. Mit ihr fährt die Marke mit dem Stern auf gleicher Höhe mit dem Renault Scenic, dem Honda CR-V oder dem Citroën C4 Picasso. Mindestens. Der Zustieg durch vier sich weit öffnende Türen braucht nicht in Kotauhaltung zu erfolgen, und bei allen Passagieren dürfte ungetrübte Freude herrschen ob der Platzverhältnisse und des Sitzkomforts.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist das bis auf wenig Zierrat durchgehend schwarz gehaltene Interieur des Testwagens, inklusive Sonnenblenden und Dachhimmel. Schwarzwittchen lässt grüssen. Nichts zu wünschen übrig lässt dagegen der Fahrkomfort, egal, ob auf holprigen, kurvenreichen Nebenstrassen oder auf topfebener Autobahn. Auch Urlaubsgepäck für vier Personen fin- det hinter der grossen Klappe locker Platz. Seltsam mutet jedoch an, dass die horizontal verschiebbaren Rücksitze extra zu berappen sind. Dafür hat das teure System einen schönen Namen erhalten: Easy-Vario-Plus.
«Bitte beachten Sie die Geschwindigkeitsbeschränkung», meldet sich eine Frauenstimme aus dem Off. Hoppla! Da hat sich der Fahrer eine kleine Unaufmerksamkeit erlaubt. Allzu häufig kommt dieses serienmässig eingebaute Fahrassistenzsystem nicht zum Einsatz: Denn das Auto mit seinem 1,6-Liter-Turbobenziner und 122 PS lädt nicht zur sportlichen Fahrweise ein, sondern zum Cruisen. Ein Minuspunkt ist jedoch die Rundumsicht: Die Dachpfosten sind dick wie Elefantenbeine, und die nach hinten abfallende Dachlinie, gepaart mit einer ansteigenden Schulterlinie, lässt die Heckscheibe arg schrumpfen. Was am Ende des Tages jedoch zählt: Nicht zuletzt dank Start-Stopp-Automatik lässt sich der Verbrauch bei pfleglicher Behandlung des Gaspedals unter 7,5 Liter halten.
Und der Stuttgarter Hersteller macht Ernst mit der «Demokratisierung der Sicherheit». So kommt zum Beispiel die radarbasierter Kollisionswarnung erstmals in der Kompaktklasse zum Einsatz. Ein smarter Fahrassistent linst permanent nach vorn, warnt bis zur Höchstgeschwindigkeit optisch und akustisch vor einem drohenden Aufprall und bereitet den Kollegen Bremsassistenten auf kräftige Verzögerung vor. Aufs Pedal treten muss der Fahrer zwar noch selbst, um den passenden Bremsdruck kümmert sich dann schon die Elektronik.
Damit wird die B-Klasse jetzt endgültig A-klassig. Unser Testwagen, ein B 180 Blue Efficiency Active Edition in Polarsilber metallic, ist für faire 32 870 Franken zu haben. Mit diversen zusätzlichen Ausstattungspaketen schiesst der Preis allerdings unanständig in die Höhe.
Mercedes B-Klasse
Motoren 1,6-Liter-Benziner mit 122 bzw. 156 PS, 1,8-Liter-Selbstzünder mit 109 und 136 PS Verbrauch ab 4,4 bis 5,9 Liter, CO2-Ausstoss 114 bis 138 g/km Länge/Breite/Höhe 4,36/1,36/1,56 m Kofferraum 486 bis 1545 Liter (Turbo) Preise ab 32 900 Franken Konkurrenz Citroën C4 Picasso, FordC- Max, Honda CR-V, Renault Scenic, Toyota Urban Cruiser, VW Tiguan
Stärken und Schwächen
Plus
- Ansprechendes Design; Interieur und Verarbeitung absolut Mercedes-like
- Stattlicher Kofferraum hinter grosser Heckklappe, angenehm niedrige Ladekante (62 cm)
- Wendekreis unter elf Metern
- Exzellentes Platzangebot; auch für Kranzschwinger viel Kopf- und Beinfreiheit
- Bemerkenswerte Laufruhe
- Fahrassistenzsysteme, die bisher nur in der Oberklasse gängig waren
Minus
- Bei abgeklappten Rücksitzlehnen keine ebene Ladefläche
- Horizontal verschiebbare Rücksitzbank nur gegen Aufpreis
- Massive Dachpfosten beeinträchtigen die Sicht