
Mamaversum
Playdates from Hell
Unsere Kolumnistin Maja war sich sicher, dass ihr Mamaleben dank wunderbarer Treffen mit Freunden und deren Kindern fantastisch wird. Eine Rechnung, die sie ohne ihren Sohn gemacht hat.
Den Low Point erreichen wir vergangenen Sommer. Es ist 30 Grad warm, wir sind in der Badi. Ich will meinem Sohn eine Glace kaufen. Der aber liegt am Boden, schreit und verweigert sogar seine Lieblingssorte. Der Grund: Ich will dem Sohn meiner besten Freundin auch ein Glacé spendieren. Für meinen Kandidaten so ein No-Go, dass er lieber verzichtet, als dass das andere Kind auch etwas zum Schlecken bekommt.
Das Problem meines Vierjährigen: Der Göttibub ist jünger als er. Für unser Kind sind Gleichaltrige und Jüngere per se ein Problem. Seine Ablehnung ist so gross, dass sogar eine Co-Existenz undenkbar ist. Ist der Göttibub bei uns, ist das Drama am grössten. Der Kleine darf kein Spielzeug anfassen und schon gar nicht das Zimmer unseres Sohnes betreten. Macht er es doch, geht die Sirene mit einer Ausdauer los, über die ich jedes einzelne Mal staune. Wir hätten natürlich die Option, nur ältere Kinder zu treffen. Das wäre der einfachste Weg. Wir haben uns dennoch für einen anderen entschieden. So wichtig mir die Bedürfnisse meines Kindes sind, so wichtig sind mir auch die meinen.
Plötzlich zuckersüss
Und mein Bedürfnis ist es, Zeit mit all meinen Freund:innen und ihren Kindern zu verbringen. Also blieben wir dran. Vier Jahre lang war kein Playdate einfach nur easy. Vier Jahre lang musste ich meinen Sohn aus Situationen herausnehmen, in denen er Grenzen überschritt. Irgendwann schnallte ich, dass es einfacher ist, zu anderen nach Hause zu gehen. Also lud ich uns permanent selber ein. Aber selbst in fremden Kinderzimmern mit tollen Spielsachen war die Ruhe meist von kurzer Dauer. Waren aber ältere Kinder, so ab sechs Jahren, bei uns, mutierte unser Bub zum Vorzeigekind. Wir waren schon eins davor zu akzeptieren, dass es in diesem Kinderleben nichts mehr mit Gleichaltrigen und Jüngeren wird.
Vor ein paar Wochen war mal wieder mein Freund Dominic mit seinen zwei Mädchen bei uns. Die Grosse ist acht Monate jünger als mein Sohn, die Kleine ist erst zwei. Ich machte mich auf alles gefasst. Ausser auf das, was geschah: Mit zuckersüsser Stimme lud mein Sohn die Girls in sein Zimmer ein. Ob er sie dort verhauen will, fragte ich. Nein, sagte er. Er wolle spielen. Ihnen seine Rakete zeigen. Und was basteln. Das Trio verschwand. Während einer Stunde spielten sie friedlich im Kinderzimmer. Zum ersten Mal wusste ich nach einem Besuch von Dominic, wie es ihm geht. Dass wir danach eine Stunde brauchten, um das Kinderzimmer aufzuräumen, lasse ich an dieser Stelle sowas von gelten und rege mich nicht auf. Nicht mal ein kleines bisschen.
Über Umwege, die sie als Reiseleiterin in die Türkei und an den Empfang von «Tele Züri» führten, landete Maja Zivadinovic im Journalismus. Zusammen mit Yvonne Eisenring und Gülsha Adilji macht sie seit 2021 den SRF-Podcast Zivadiliring. Ihr Lieblingsjob ist aber ein anderer: Seit Juni 2020 ist sie Mami eines Buben.