Mobil – Hyundai
«Nix scheppert»
Nicht mehr nur praktisch und schlicht: Die Zeiten, als die Modelle der südkoreanischen Hersteller in Europa belächelt wurden, sind vorbei. Dass in der Kompaktklasse ein anderer Wind weht, musste auch VW-Konzernchef Martin Winterkorn anerkennen. Nichts ahnend wurde er dabei gefilmt, als er bei der Präsentation des Golf-Konkurrenten Hyundai i30 auf der Automobilausstellung in Frankfurt perplex bemerkte, dass da «nix scheppert», wenn man beim Koreaner die Lenkradverstellung löst. Sein Ausspruch «BWM kann’s nicht, wir können’s nicht, warum kann’s denn der?» wurde auf YouTube ein Hit. Zugegeben, der i30 Wagon vermag keine Emotionen zu wecken wie ein Fiat 500L und Opels Jungspund, der Adam. Doch der Kombi ist keine Blechkiste mehr und gefällt dem europäischen Auge. Kein Wunder, wurde das Modell doch im Hyundai-Designzentrum in Rüsselsheim entwickelt.
Das Interieur kann durchaus als wertig bezeichnet werden, alles wirkt gut verarbeitet. Mit einem dumpfen «Klack!» fällt die Tür ins Schloss, Oberklassen-like! In diese Richtung orientiert sich der Kombi auch, was Komfort und Ausstattung betrifft – sofern man die hierfür nötige Knete hat: Das Einstiegsmodell für 18 240 Franken hat nur wenig gemeinsam mit dem Testwagen, für den man glatt das Doppelte hinblättert. Dafür gibts in der höchsten Ausstattungslinie «Premium» allerlei elektronischen Schnickschnack. Zwölf Testtage reichen kaum aus, um die Funktion der vielen Knöpfe und Schalter rund ums Lenkrad und am Armaturenbrett herauszufinden. Vorne hat es Raum genug, hinten nicht. Allfällig aufkommender Platzangst wirkt das Panoramadach entgegen, das die Fahrgastzelle bis in den Himmel vergrössert. Während die Vordersitze genügend Seitenhalt bieten, müssen sich die Hinterbänkler gehörig wehren, um nicht zum Spielball der Kurvenkräfte zu werden – da hilft die kurz geratene Armstütze nur wenig. Nicht ideal für junge Familien ist das schwarze (Leder-)Interieur. Es lässt Schmutz und Brösmeli wie mit der Lupe sichtbar werden.
Endlich ist der Korea-Kombi auch ein Lademeister: Fasste das alte Modell mässige 415 bis 1395 Liter, so sind es jetzt für die Klasse rekordverdächtige 528 bis 1642 Liter. Zur Not lässt sich ein Kühlschrank auf die bei abgeklappter Rückbank ebene Ladefläche schieben. Unterm Kofferraum verstecken sich weitere Möglichkeiten, ein cleveres Gepäckrollband sichert die Ladung. Nach dem vielen Lob gibts auch noch was rumzumäkeln: Der 1,6-Liter-Diesler ist trotz Turbolader alles andere als ein Temperamentsbündel. Unten heraus ist die Beschleunigung okay, doch im oberen Drehzahlbereich scheint die Kraft irgendwo auf dem Weg zu den Antriebsrädern zu verpuffen. Erst fleissiges Schalten macht Überholvorgänge sicher, und auf Passfahrten klebt die rechte Hand buchstäblich am Schaltknauf – ausser es sei dem Fahrer egal, wenn die PS-starken GTIs und STIs der Bergbauernsöhne und -töchter ihn lichthupend bedrängen. Spätestens an der Zapfsäule würde er für seine Fahrweise belohnt werden. Unser Testwagen schluckte im kalten, schneereichen Dezember rund sechs Liter. Ein ganz respektabler Wert, der allerdings ein Drittel über der Werksangabe liegt.
Fazit: Der i30 Wagon ist ein bezahlbarer Lastesel, der auch der vierköpfigen Familie viel Freude bereitet. Die Höherpositionierung scheint auf bestem Weg.
Hyundai auf einen Blick
Motoren 1,4- und 1,6-Liter-Benziner mit 100 bzw. 135 PS, ein 1,6-Liter-Diesler mit 128 PS Stammtischspurt 10,2 bis 13,5 Sekunden Verbrauch (Werksangaben) 4,2 bis 6,8 Liter Länge/Breite/Höhe 4,49/1,78/1,5 Meter Ladevolumen 528 bis 1642 Liter Preise ab 18 240 Franken (Testwagen 1,6 CRDi Premium: 36 000 Franken, inkl. Navi, Rückfahrkamera, Panoramadach) Konkurrenz VW Golf Variant, Ford Focus Station Wagon, Opel Astra Sports Tourer, Kia Cee’d Sportswagon (baugleicher Zwilling), Renault Megane Grandtour
Stärken und Schwächen
Plus
- Schönes Design, wenn auch kein Hingucker wie der grössere i40
- Hohe Qualitätsanmutung, exzellente Geräuschdämmung
- Tiefe Ladekante, ebener Boden bei abgeklappten Rücksitzen
- Hervorragende Garantieleistungen
Minus
- Träger Motor
- Tiefe Sitzposition ist gewöhnungsbedürftig
- Wegen breiter C-Säule und stark ansteigender Gürtellinie eingeschränkte Sicht nach schräg hinten
- Rückbank mit knapp bemessener Sitzfläche ist nicht verschiebbar und verfügt nur über starre Lehne; der Abklappmechanismus wirkt zerbrechlich.