Familie Müller
Musik macht es feierlich
Von Caren Battaglia
Mit Kind wird Weihnachten wichtig. Wichtiger jedenfalls als vorher. Schliesslich soll da mal so etwas wie eine eigene Familientradition entstehen. Nur welche?
Familie Müller gab uns im Rahmen des Artikels Weihnachtstraditionen: Gans gegen Kartoffelsalat Auskunft über Ihre Weihnachtstraditionen.
Flavia Müller, 33, Bibliothekarin, Mattias Müller, 37, Musiker, Hanna, 4, Theo, 3, Xenia, 1, aus Chur.
Sie: Wie Weihnachten sich durch die Kinder verändert hat? Mattias und ich sind ja beinahe selbst noch Kinder gewesen, als wir zusammengekommen sind: Wir sind schon seit 16 Jahren ein Paar. Deshalb hat sich Weihnachten irgendwie für uns zusammen entwickelt. Mir war es aber – als ich Mutter wurde – wichtig, dass wir unseren Kindern nicht gemeinsam etwas schenken, sondern jeder für sich etwas. Meist ist es doch so: Die Mutter kauft die Geschenke und der Vater hat keine Ahnung, was später unter dem Baum liegt. Mattias kauft seine Geschenke selbst. Er ist auch derjenige, der unsere Weihnachtsplätzchen backt. Eigentlich könnte er mal langsam damit anfangen. In meiner Familie haben wir die Plätzchen schon im November gebacken und Weihnachten waren nur noch ein paar übrig. Bei ihm war es so, dass seine Mutter die Plätzchen erst an Weihnachten hingestellt hat. Ich habe zwei uralte kleine Engelchen von meiner Oma, die gehören zu Weihnachten. Und natürlich der Baum. Der ist – genau wie früher in meiner Familie – kunterbunt. Als Teenie und junge Erwachsene habe ich einfarbige Bäume viel stylischer gefunden, aber jetzt als Mutter gefällt mir der bunte doch besser. Was ich mir an Weihnachten absolut nicht wegdenken kann? Die Musik. Heiligabend sind wir unter uns. Wir singen vor der Bescherung. Ich habe meinen Mann auch durchs Singen kennengelernt. Singen ist viel feierlicher als nur eine CD anzuhören. Mein Mann hat Gesang studiert, er hat eine fantastische Stimme. Klar, die Kinder kennen die Texte noch nicht, aber ich glaube, sie mögen es, wenn wir singen und Traditionen pflegen. Ohne Musik wäre Weihnachten traurig.
Flavia Müller
Er: Musik ist für Weihnachten essenziell. Meist muss ich ja nach der Bescherung nochmal los, weil ich in der Kirche den Chor zur Mitternachtsmesse dirigiere. Ich liebe Weihnachtslieder. Kinderlieder und natürlich Bachs Weihnachtsoratorium oder Händels Messias. Ja, Musik bestimmt unser Leben. Ich habe meine Frau zum ersten Mal auf einer Chorreise nach Valbella gesehen. Sie war damals 15. Für mich war das Liebe auf den ersten Blick. Sie war schüchtern und kein bisschen rausgeputzt. Vielleicht haben sie die anderen Jungen deshalb übersehen. Glück für mich! Schön finde ich, dass wir auch mal genau das gleiche Weihnachtsgeschenk füreinander hatten: einen Bademantel. Bei meinen Eltern war das auch in einem Jahr so und die sind schon seit Ewigkeiten glücklich miteinander verheiratet. Ob wir nie Streit zu Weihnachten haben? Daran erinnern kann ich mich jedenfalls nicht. Es ist doch eigentlich so: Das Problem, das man meint mit dem anderen zu haben, ist meist das eigene. Ich mag es, für meine Kinder die Geschenke zu kaufen. Sie sind ganz schlimm bescheiden. Theo hat sich letztes Jahr ein Birnbrot gewünscht. Seit die Kinder da sind, denke ich häufiger, dass der Glaube vielen Menschen etwas gibt. Ich möchte sie damit bekannt machen. Unter unserem Baum stehen meine alten Krippenfiguren. Die habe ich mal in der 3. Klasse aus Ton gemacht. Nicht schlecht, muss ich sagen.