Move it!

Unseren Kindern wird regelmässig unterstellt, sie würden sich zu wenig bewegen. Wie klebrige Melasse überziehen sie Attribute wie «übergewichtig», «unbeweglich», «motorisch unbeholfen». Die Schuldigen: Umwelt, Verkehr – und vor allem der Bildschirm. «So eindeutig ist der Zusammenhang gerade bei letzterem aber nicht», erklärt der Bewegungswissenschaftler Andreas Krebs. Seit Jahren untersucht er mit der sportmotorischen Bestandesaufnahme an der ETH Zürich Erstklässler. Das Resultat: Zwar verbringen Kinder heute viel mehr Zeit vor Fernseher, Computer und Handy. «Ein negativer Einfluss auf die Motorik ist allerdings erst bei sehr hohem Bildschirmkonsum belegt», sagt Andreas Krebs.

Trotz der Bezeichnung «Generation Sportmuffel»: Eigentlich bewegt sich jedes Kind gerne. Und je früher es zum Turnen angeregt wird, desto besser. Als Einstieg ins Sportvereinsleben empfiehlt Andreas Krebs das Muki-/Vaki- Turnen, später den hundskommunen Turnverein: «Das klingt zwar verstaubt – aber das polysportive Angebot ermöglicht jüngeren Kindern eine breite Bewegungserfahrung.» Und gibt den nötigen Rückenwind, mit anderen Kindern die Freude an der Bewegung auszuleben. Überhaupt ist der Spass in der Gruppe das A und O. Ob traditionelle Sportart oder Trendsportart, ob Fussball oder Fechten, Schwimmen oder Schwingen, Hockey oder Hornussen spielt zunächst keine grosse Rolle. Denn «neu» ist für ein Kind jede Sportart.

Später stellt sich dennoch die Frage: lieber Ball-, Reit- oder Radsport? Kampf-, Renn- oder Ausdauersport? Je mehr ein Kind ausprobiert, desto eher kristallisiert sich heraus, wo es sich wohlfühlt. Gerade in den Städten ist die Auswahl riesig. Was wiederum dazu verleiten kann, den Bettel beim kleinsten Frust hinzuschmeissen und zum nächsten Angebot zu hüpfen. «Wer aber Erfolg haben will, muss lernen, sich auch einmal durchzubeissen», ermahnt Andreas Krebs.

«wir eltern» hat für Sie nicht ganz gewöhnliche Sportarten zusammengetragen:

Wasserspringen

Was? Zum Wasserspringen gehören das Kunst- (1- bis 3-m-Brett), das Turm- (5- bis 10-m-Turm) und das Synchronspringen; es ist eine olympische Disziplin (1m und 10m). Geschult werden Schnellkraft, Gleichgewicht und Konzentration. Salti, Schrauben, Körperrotationen kommen erst später; die Kleinen beginnen spielerisch mit Springen ab Beckenrand. Für wen? Grundkurse für Kinder ab 5 Jahren, die schwimmen können, Freude an Akrobatik haben und schon vom 1-m-, evtl. vom 3-m-Brett gesprungen sind. Wo? www.vzw.ch, www.fsn.ch (alle Schweizer Vereine aufgelistet unter Swiss Diving/Organisation/Vereine).

Parkour

Was? «Natürliche» Hindernisse wie kleine Mauern, Geländer, Bänkchen sollen so effizient wie möglich überwunden werden. Ein (meist) urbanes Spiel voller Abenteuer – aber ohne Leistungsdruck. Die Übungen sind sorgfältig aufgebaut und ungefährlich. Für wen? Für Kinder ab 7 Jahren, die sich gerne das ganze Jahr draussen und zusammen mit andern Kindern bewegen. Lust auf Kraft- und Konditionstraining. Wo? ParkourONE Schweiz

Capoeira

Was? Der Kampf-Tanz wurde von brasilianischen Sklaven entwickelt, um sich gegen die Unterdrücker zu verteidigen. Heute ist Capoeira eine verspielte und ungefährliche Kampfkunst. Dazu gehört Musik mit Rhythmus-Instrumenten und Liedern, die häufig noch aus der Zeit der Sklaverei stammen. Für wen? Kurse für Kinder ab 5 Jahren, die Freude an intensiver Bewegung, Akrobatik, Rhythmik und Musik haben.
 Wo? www.capoeira-gerais.ch, www.vivartecapoeira.ch, www.brasilcapoeira.ch, www.capoeira-uniao-stgallen.ch

Hornussen

Was? Das Schlag- und Fangspiel Hornussen wird fast ausschliesslich hierzulande gespielt und gehört mit Schwingen und Steinstossen zu den Schweizer Nationalsportarten. Jung und Alt können den Mannschaftssport gemeinsam spielen. Einfache Regeln und eine dünkelfreie Umgebung! Für wen? Für Kinder ab
ca. 8 Jahren, die sich gerne draussen bewegen und ein gewisses Steh- und Konzentrationsvermögen haben. Wo? www.ehv.ch, www.hgwinterthur.ch

Bauchtanz

Was? Tanzen wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht! Eintauchen in geheimnisvolle Welten, sich mit Körper, Schleier, Augen, Händen ausdrücken. Gymnastik und Yoga sind genauso Bestandteil wie Tanzchoreographien. Trainiert wird auch Beweglichkeit und Körperhaltung. Für wen? Für Kinder ab
5 Jahren, die sich gerne bewegen, Musik und Rhythmus mögen und sich in jeder Lektion ein bisschen neu erfinden wollen. Wo? www.kinderbauchtanz.ch

Tauchen

Was? Da das Gerätetauchen kognitiver Reife bedarf, werden die sogenannten «Delfin»-Kurse (CMAS) oder «Seal Team»- Kurse (PADI) erst im Schulalter angeboten. Die ersten Tauchgänge finden im Hallen- oder Freibad statt, geübt wird u.a. der Umgang mit der Tauchausrüstung, Atmen unter Wasser und das schwerelose Schweben. Für wen? Kinder ab 8 Jahren, die sich im Wasser wohlfühlen, 25 Meter ohne Hilfsmittel schwimmen können und über ein ärztliches Tauchzeugnis und das Einverständnis der Eltern verfügen. Wo? www.usz-zuerich.ch, www.cerniasub.ch, www.tauchschulebern.ch, www.aqua-planet.ch, www.cmas.ch, www.padi.com