Unter Kopfweh leiden nicht nur Erwachsene. Auch Kinder werden häufig davon geplagt. Aber keine Sorge, das schmerzt zwar, ist jedoch meistens harmlos.
Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 15 Jahren hat bereits Erfahrungen mit Kopfschmerzen. Die Befürchtung mancher Eltern, ihr Kind leide vielleicht unter einem Tumor oder einer anderen schweren Erkrankung, ist meist unbegründet. Häufig handelt es sich um Spannungskopfweh oder Migräne. Beide Formen kommen im Schulalter etwa gleich oft vor – bis zum Beginn der Pubertät. Dann werden durch hormonelle Veränderungen mehr Frauen als Männer von Migräne geplagt. Unter kleinen Kindern ist Spannungskopfweh selten, dagegen können bereits 5-Jährige unter Migräneanfällen leiden.
Charakteristisch für eine Migräneattacke sind pulsierende, starke und meist einseitige Schmerzen, die anfallartig auftauchen, häufig begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit. Bei Kindern verläuft der Kopfwehanfall in der Regel kürzer als bei Erwachsenen, und oftmals legen sich Kinder einfach hin und sind nach einem erholsamen Nickerchen wieder fit.
Spannungskopfschmerz dagegen macht sich als Druck oder Schwere bemerkbar, ist meistens nicht pulsierend und wird durch Bewegung nicht verstärkt. Auch wird er nur selten von Übelkeit und Erbrechen begleitet.
Welche Art von Kopfweh den Schädel zum Brummen bringt, sei für den Laien nicht immer eindeutig, sagt der Zürcher Kinderneurologe Tobias Iff. «Sind die Eltern unsicher, ziehen sie am besten den Kinder- oder Hausarzt bei, sowieso bei häufigem oder sehr starkem Kopfweh», rät er. Es komme aber auch vor, dass ein Kind an beiden Kopfweharten leide.
Weder für Spannungskopfweh noch für Migräne konnten bisher eindeutige Ursachen identifiziert werden. Aus Erfahrung und Beobachtung weiss man jedoch, dass bestimmte Auslöser, sogenannte Trigger, fürs Schädelbrummen verantwortlich sind. Beim Spannungskopfweh stecken häufig psychosoziale Faktoren dahinter wie schulischer Druck, Familienknatsch oder – besonders bei Jugendlichen – ständiger Schlafmangel. Tobias Iff: «Spannungskopfschmerz bei Kindern hat zugenommen, besonders auch durch erhöhten Schuldruck.»
Ein Migräneanfall hingegen wird zum Teil durch bestimmte Wetterlagen und Hitze ausgelöst. Eine Rolle spielt vermutlich übermässiger Stress, bisweilen aber auch grosse Freude. Vermutet wird ausserdem, dass Flüssigkeitsmangel eine Attacke auslösen kann, ebenso zu viel koffeinhaltige Getränke wie Energydrinks oder Cola. Weil Migräne in machen Familien gehäuft vorkommt, vermutet man auch eine genetische Komponente.
So verschieden Spannungskopfschmerzen und Migräne sind, so unterschiedlich sind die Therapieratschläge. Bei einem Migräneanfall soll ein Kind, so Tobias Iff, möglichst früh Medikamente in genügender Dosierung nehmen. Beim Spannungskopfschmerz allerdings raten Fachleute, auf Arzneimittel zu verzichten und für Entspannung zu sorgen. Aber auch bei Migräne sind punkto Medikamente Grenzen gesetzt: Nicht mehr als zehnmal pro Monat soll man einem Kind Tabletten verabreichen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Medikamente selbst künftig Kopfweh auslösen. Kommen die Attacken häufiger, kann mit prophylaktischen Migränemedikamenten geholfen werden. Übrigens ist die Prognose für viele junge Patienten günstig: Mit 20 Jahren leidet nur noch jeder zweite ursprünglich Betroffene unter Migräne.
Kopfweh bei Kindern und Jugendlichen – Was tun?
Bei Unsicherheiten über die Art der Schmerzen einen Arzt konsultieren
Auf genügend Schlaf achten
Regelmässige Mahlzeiten einhalten
Immer wieder zum Trinken mahnen
Medikamente nur bei Migräne (nach ärztlicher Absprache)
Bei Spannungskopfweh zudem:
Viel bewegen, falsche Sitz- und Haltungsgewohnheiten ändern
Entspannen : z. B. mithilfe progressiver Muskelrelaxation oder autogenem Training (beides ab CD möglich)
Akupunktur, evtl. Biofeedback
Stresssituationen – so weit möglich – vermeiden (Schule, Familie)
Allgemein:
Um möglichen Auslösern auf die Spur zu kommen, ein Kopfwehtagebuch führen. Weitere Informationen und ein Kopfwehkalender zum herunterladen: Schweizerische Kopfwehgesellschaft www.headache.ch