«Möglichst früh», sagt Psychologin Irina Kammerer.Eines der häufigsten Probleme, mit denen Trennungskinder zu kämpfen haben: Infos werden meist lange vor ihnen zurückgehalten, sie werden in den Prozess zu wenig einbezogen. Erfahren sie endlich von der Trennung, sind sie oft vor den Kopf gestossen und haben das Gefühl, ihnen widerfährt etwas Unvorhersehbares. «Mit diesem Gefühl des Unkontrollierbaren haben sie häufig zu kämpfen.»
Was sollte ich sagen und was verschweigen?
Die wichtigste Information für das Kind lautet: Mama bleibt Mama, Papa bleibt Papa, beide haben dich immer noch gleich lieb, sie wollen nur nicht mehr miteinander leben. «Idealerweise verkünden Eltern dies gemeinsam», sagt Kammerer. Sind Eltern hochzerstritten und teilen dem Kind separat und emotional ihre unterschiedlichen Versionen mit, kann dies beim Kind Loyalitätskonflikte auslösen. Woher weiss ich, was mein Kind versteht? «Bereits die Kleinsten verstehen, wenn ich sage, Mama und Papa wollen nicht mehr zusammen leben, einer zieht aus», so Kammerer, «dies reicht meist schon.» Wichtig ist ausserdem: Das Kind bald an den neuen Ort mitnehmen, es eventuell eine Kinderecke oder ein Zimmer dort mitgestalten lassen, die Veränderungen greifbar machen.« Alleine das Erleben mindert Ängste», so die Psychologin. Vor allem bei kleinen Kindern gelte es, Verunsicherungen durch Handlungen zu durchbrechen. Bei älteren Kindern hingegen müssen Eltern sich auch mit Fragen nach dem Warum auseinandersetzen: «Bisher habt ihr euch doch auch gern gehabt – warum jetzt nicht mehr?» Auf beide Bedürfnisse gelte es einzugehen, um zu verhindern, dass Missverständnisse entstehen und Kinder Schuldgefühle entwickeln.
Wie vermeide ich Missverständnisse und Schuldgefühle?
«Das kindliche Denken tendiert dazu, Antworten zu suchen, die auf es selbst bezogen sind», sagt Psychologin Lara Gmür-Mindell. «Insofern werden sich Schuldgefühle bei Kindern vermutlich nie ganz vermeiden lassen » – sei es bei der Trennung der Eltern, sei es beim Tod eines geliebten Menschen. «Ist sie gestorben, weil ich nicht brav war? Trennen sie sich wegen mir?» Gerade weil bei Trennungen Kinder und ihre Erziehung oft Streitthema sind, sollten Eltern ganz klar formulieren: «Das hat nichts mit dir zu tun!», empfiehlt Irina Kammerer. Gmür-Mindell ergänzt: «Können wir Erwachsene Tod und Abschied nicht aushalten, vermitteln wir dem Kind, dass es nicht fragen darf.» Deshalb: Auch wenn es schwer fällt, müssen sich Erwachsene erst selbst diesen Dingen stellen.