Heidi und Geissenpeter, wo seid ihr? (Bilder: Manuela von Ah, Nicole Gutschalk Broder, Veronica Bonilla)
Tisch, Stuhl, Bett und draussen ein Brunnen – Familienferien in einem Berghüsli machen glücklich.
Als noch niemand ausgebauten Kuhställen Romantik abgewinnen konnte, nannte man die kleine Walliser Siedlung «Hennasidel» – Hühnerkacke. Heute heisst der Alpboden hoch über dem Goms unverfänglich «Fiescherstafel». Und wer sich in die Wiese vor die Hütte legt, den Grillen zuschaut, dem Pfeifkonzert der Murmeltiere lauscht, der denkt nicht an die Mühsal früherer Zeiten. Im Gegenteil: Gedanken an die Arbeit und Hektik fallen ab wie volle Zecken. Wo sonst der Alltag mit tausend Anforderungen piesackt, tun es hier höchstens kleine Ameisen im Gras.
Zugegeben: Bei unserem Teenager hielt sich die Vorfreude auf ein Wochenende mit den Eltern in einer Holzhütte in Grenzen. Spätestens bei der Wasserschlacht am Holzbrunnen mit eiskaltem Gletscherwasser aber ist klar: Vor Langeweile braucht sich hier niemand zu fürchten. Vor Schwerarbeit aber auch nicht: Plumpsklo und Strohbett bleiben uns erspart, wir müssen weder Holz spalten noch Wasser schleppen. Zwar ist unser Hüttchen klitzeklein, aber der grosse Luxus besteht ohnehin darin, einmal (fast) nichts zu müssen. Selbst der Teenager überwindet den Entzug elektronischer Tasks und digitaler Freunde – und liest plötzlich wieder Bücher ... oder inspiziert die Puppenhaus-Kapelle gleich nebenan. Diese linderte vormals die Naturfurcht und Einsamkeit der Hirten, heute zeugt das Sträusschen roter Plastikrosen auf dem Altar und das leere Weihwassergefäss nicht mehr von reger Frömmigkeit.
Immerhin: Da die Luft am Südhang des oberen Rhonetales selbst im Herbst sonnenschwer flirrt, bietet das Kirchlein zwischendurch kühlen Unterschlupf. Wer es nicht aushält vor lauter Nichtstun, soll sich auf die Socken – oder besser die Wanderung – machen. Vorbei an den wilden, bärtigen Holzmännern am Gogwärgiweg (Zwergenweg), hinauf aufs Eggishorn, wo einem der Aletschgletscher zu Füssen liegt. Ein Anblick, der kein Kind vergisst.
Gibstenstall – Die Komfortable
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Lage: Gibstenstall, Fiescherstafel (1892 m ü.M.), Wallis.
Geeignet für: Familie (2 Kinder), die auf kleinstem Raum grösstmöglichen Luxus wünschen. Bodenheizung und Internetanschluss (TV) gehören ebenso dazu wie Kühlschrank, Glaskeramikkochfeld und Geschirrspüler.
Gut zu wissen: Der Gibstenstall liegt im Aletschgebiet, direkt an der Skipiste und dem Sommerwanderweg Fiesch–Fiescheralp. Zufahrt: Mit der Luftseilbahn Fiesch–Eggishorn bis Fiescheralp, 30 Minuten Marschzeit, auf Wunsch mit Jeep.
Kosten: Sommer Fr. 750.–, Sept./Okt. Fr. 650.–, Winter Fr. 850.– bis 1000.– pro Woche.
Lage: Mulchenhütte, Alp Lauiboden (1670 m ü.M.), Schilstal, Flumserberg, St.Gallen. Geeignet für: Familie (max. 4 Kinder), die mal leben will wie zu Heidis Zeiten und dafür auf jeglichen Luxus verzichtet. Gekocht wird am nostalgischen Herd mit Feuer, geschlafen im Stroh wie vor über 100 Jahren.
Gut zu wissen: Fliessendes Wasser hat es nicht, dafür einen Brunnen vor der Hütte. Frische Alp-Produkte wie Käse, Butter und Milch gibts bei den Nachbarn, den Alpsennen. Nachts kann es ganz schön frisch werden. Es hat zwar Wolldecken, empfohlen sind aber Schlafsäcke.
Zufahrt: Mit der Luftseilbahn ab Tannenheim bis Prodkamm. Marsch über Lücke–Fursch–Spitzmeilenhütte– Schilstal (ca. 3 Stunden). Oder auf Wunsch ganz einfach mit dem Auto über Bergstrasse Flumserberg, Schilstal, Alp Wiesen, bis vor die Hütte auf der Alp Lauiboden.
Lage: Plattenweidli,Sulwald (1520 m ü.M.), BernerOberland.
Geeignet für: Familien oder Gruppen (total 13 Betten), die in einer charmanten, mit lokalen Materialien umweltkonform ausgebauten Hütte das einfache Bergleben geniessen wollen.
Gut zu wissen: Am Südosthang gelegen mit fantastischem Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Liegt mitten in einer Weide, Kleinkinder müssen beaufsichtigt werden. Im Sommer mit Solardusche. Nicht heizbarer Heuboden (34 m2) für Spiel, Tanz usw.
Extra-Spass: Talfahrt von Sulwald nach Isenfluh mit Monstertrotti (Fr. 15.– pro Person). Im Winter ideal zum Schlitteln.
Zufahrt: Mit der Gondelbahn von Isenfluh nach Sulwald, von da 5 Min. zu Fuss. Oder mit dem Auto bis 100 m vor die Hütte.
Kosten: 1 Woche Fr.1000.– bis 6 Personen, weitere Person Fr. 140.–. Inkl. Wäsche, Gästetaxe, Nebenkosten.