Mobil - VW up!
Hüpfer zum Liebhaben
Kleinwagen wollen geliebt werden. Deshalb werden sie öfter nach dem Kindchenschema designt. Beim Fiat Cinquecento funktioniert es prima. Solche
«Kauf mich-lieb mich»-Emotionen wecken wollen auch drei andere Wägelchen, die eben erst eine frische Optik erhalten haben: der Ci- troën C1, der Fiat Panda und der Renault Twingo. Gegen diese bewährten Grössen im Markt der Cityflitzer schickt VW den up! ins Rennen. Der kleine Hüpfer ist keine «Knutschkugel» wie der Cinquecento, hat aber gegenüber seinem wenig erfolgreichen Vorgänger Lupo durchwegs zugelegt. Dieser sah so unscheinbar aus, dass mancherorts der Verdacht aufkeimte, die Wolfsburger seien gar nicht wirklich interessiert daran, in diesem margenschwachen Marktsegment Fuss zu fassen. Allerdings, auch beim Nachfolger schlugen die Blechschneider keineswegs über die Stränge. So bleibt das Ausrufezeichen im Modellnamen das Emotionalste am VW up!
Wer hinter dem Steuer Platz nimmt, erlebt eine Überraschung: Auch ein Winzling von 3,54 Metern Länge lässt sich so einrichten, dass ein Fahrer mit knapp 1,90 Meter Körperlänge ordentlich Platz findet. Statt einer Klaustrophobie-Attacke erlebt er ein angenehmes Raumgefühl. Dieses will im Fond leider nicht so richtig aufkommen: Über 1,70 Meter ist Schluss mit der Gemütlichkeit – ausser die Vorderleute schieben ihre Sitze, die im Übrigen ausgezeichneten Seitenhalt bieten, in einer selbstquälerischen Anwandlung so weit nach vorn, dass sie regelrecht an der Frontscheibe kleben.
Das Cockpit wirkt aufgeräumt, die Bedienungselemente sind da, wo man sie sucht. Im Testwagen in der Ausstattungslinie «move up!» sucht man jedoch einige Komfortfeatures, die bei der Konkurrenz selbstverständlich sind, vergeblich: Zum Beispiel sind die Aussenspiegel nicht elektrisch verstellbar, und auf der Fahrerseite findet sich kein Schalter für den Scheibenheber auf der Beifahrerseite. Dafür spendierte VW seinem Kleinsten eine pfiffige City-Notbremsfunktion: Bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h greift bei einer drohenden Auffahrkollision eine automatische Bremse ein.
Der Ein-Liter-Dreizylinder-Motor mit 60 PS liegt gut am Gas und lässt sogar Fahrspass aufkommen. Allerdings will er fleissig geschaltet werden. Kein Problem, die Schaltwege sind kurz und knackig. Während das Alu-Motörchen bei zügigem Beschleunigen lautstark protestiert, schnurrt es im Teillastbereich zufrieden vor sich hin. Beim Verbrauch sorgte unser Test-up! für eine positive und eine negative Überraschung: Während er sich auf gemütlichen Überlandfahrten mit knapp über vier Litern Benzin begnügte, schnellte der Verbrauch im hektischen städtischen Stop and Go auf gut und gern acht Liter hoch. Zugegeben, da waren alle vier Sitzplätze belegt, dazu im Kofferraum sechs Weinkartons eingebunkert.
Fazit: Wenn keine längeren Ferienfahrten mit entsprechendem Platzbedarf im Gepäckabteil geplant sind, taugt der up! als Erstwagen für die drei- und sogar vierköpfige Familie. An dieser Stelle darf ja auch mal gefragt werden, ob es denn immer ein halber Omnibus sein muss, um seltene Bedarfsspitzen abzudecken.
VW up!
Motoren 2 Ein-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 60 und 75 PS Verbrauch 4,2 (BlueMotion-Technologie u.a. mit Start-Stopp-System, Rekuperation und rollwiderstandsoptimierten Reifen) bis 4,7 Liter; 2013 folgt ein up! mit Elektroantrieb Stammtischspurt 13,2 bis 14,4 Sekunden Länge/Breite/Höhe 3,54/1,64/1,48 Meter Laderaum 251 bis 951 Liter Preise ab 15 750 Fr. (Testwagen: 17 700 Fr.) Konkurrenz Seat Mii und Skoda Citigo, Chevrolet Spark (Länge 3,64 m), Citroën C1 und die Modelle Peugeot 107, Toyota Aygo (3,44 m), Fiat Panda (3,65 m), Ford Ka (3,62 m), Kia Picanto (3,6 m), Nissan Pixo (3,57 m), Suzuki Alto (3,5 m)
Stärken und Schwächen
Plus
- Viel Raum über kleiner Grundfläche
- Winzling, der Sicherheit vermittelt
- Nur 930 Kilo Leergewicht
- Hervorragende Geräuschdämmung
- Leichtes Einpassen ins typisch schweizerische Parkfeldlein
Minus
- Happige Preise
- Kleiner Kofferraum bei Vollbelegung
- Trotz überbreiter Tür mühsamer Zustieg nach hinten.
- Rücksitzbank horizontal nicht verschiebbar